Happy End in Seattle (German Edition)
versucht, dass es keine Rolle spielt, dass es mir nichts ausmacht, keine Kinder zu haben, aber …“
„Das ist es also.“ Seine Züge wurden hart. Sie spürte förmlich, wie er sich vor ihr verschloss.
„Es liegt mir fern, dir einen Vorwurf daraus zu machen“, fuhr sie fort. „Denn du hast ja Recht. Man sollte nur dann Kinder in die Welt setzen, wenn man sie sich wünscht und ihnen die nötige Liebe geben kann. Es spricht für deinen Charakter, dass du das erkannt und für dich die Konsequenzen daraus gezogen hast.“
„Und? Dann verstehe ich nicht, worin das Problem besteht.“
„Ich bin das Problem“, flüsterte sie, nur mit Mühe die Tränen zurückhaltend. „Ich, nicht du. Bitte, du darfst nicht denken, dass ich dir irgendeinen Vorwurf mache.“
„Das wirst du mir etwas deutlicher erklären müssen, Donnalee.“
Sie wusste nicht, ob sie das konnte. „Ich war sehr jung, als ich meinen ersten Mann heiratete, jung und voller Illusionen. Ich war verliebt – oder bildete es mir jedenfalls ein. Ein Haus voller Kinder wollte ich haben. Für diesen Traum war ich sogar bereit, meine Ausbildung aufzuschieben. Ich hatte diese wunderbare Vorstellung von unserer Ehe – und einen Mann, der eine ganz andere hatte.“ Sie holte tief Luft. „Ich dachte, ich hätte meinen Traum mit der Scheidung begraben. Aber du hast ihn wieder aufleben lassen und in mir die Hoffnung geweckt, er könnte eines Tages doch noch wahr werden. Deine Liebe hat mir zurückgegeben, was mein erster Mann mir nahm. Ich liebe dich, Sanford. Aber ich möchte Kinder haben. Es ist mein sehnlichster Wunsch. Du lehnst Kinder ab. Es wäre ein Fehler, unter diesen Bedingungen zu heiraten.“
Er schwieg eine ganze Weile. „Bist du dir sicher?“ fragte er schließlich.
„Ja“, flüsterte sie gequält.
„Dann bleibt nichts mehr zu sagen.“
„Nein …“
„Ich wünsche dir alles Gute, Donnalee. Möge sich eines Tages erfüllen, was du dir erhoffst.“
„Das wünsche ich dir auch.“ Sie sah das Bedauern in seinen Augen, sogar ein wenig Schmerz. Ohne ein weiteres Wort steckte er den Ring ein und ging davon. Donnalee wusste, sie würde Sanford nie mehr wiedersehen.
Irgendwie gelangte sie nach Hause, selbst wenn sie sich hinterher nicht mehr an die Heimfahrt erinnern konnte. Sie musste regelrecht in Trance gewesen sein. Stundenlang saß sie wie betäubt in ihrem Wohnzimmer. Ihre Empfindungen waren fast dieselben wie damals nach ihrer Scheidung. Es war dieselbe Leere, die sie in sich spürte, dieselbe Erstarrung.
Irgendwann raffte sie sich dazu auf, Hallie anzurufen. Sie brauchte eine Schulter, an der sie sich ausweinen, jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte.
Eine knappe Stunde später stand Hallie vor ihrer Tür. „Ich wusste genau, dass etwas nicht stimmt“, erklärte sie, als Donnalee ihr öffnete.
„Ich habe die Verlobung gelöst“, flüsterte Donnalee. Und dann brach sie in Schluchzen aus.
Hallie sagte zunächst einmal gar nichts. Stattdessen nahm sie Donnalee bei der Hand und führte sie in die Küche. Nachdem sie ihr einen Stuhl hingeschoben hatte, setzte sie Teewasser auf. „Meine Mutter sagte immer, bei einer Kanne Tee sei alles halb so schlimm“, erklärte sie ihr Tun. Schubladen aufziehend, Schranktüren auf- und zuklappend, bewegte sie sich in Donnalees Küche, als sei es ihre eigene.
In ihren Kummer versunken, saß Donnalee da. Dankbar ließ sie die Freundin gewähren.
„So“, sagte Hallie, während sie die dampfenden Teetassen zum Tisch trug. „Und jetzt erzähl mir, was passiert ist.“
„Du wirst mich für verrückt erklären.“ Donnalee putzte sich die Nase. „Alle werden denken, ich spinne.“
Hallie runzelte die Stirn. „Das glaube ich kaum. Also, was passt dir nicht an Sanford? Was hat er verbrochen? Trägt er eine Strumpfhose im Bett?“
„Wie kommst du denn darauf?“ Donnalee lachte unter Tränen. Sanford in Strumpfhosen … Die Vorstellung war zu komisch.
„Gibt es Probleme mit seiner Familie? Seine Mutter duldet keine andere Frau in seinem Leben, stimmt’s?“
„Nein.“ Lachend und weinend zugleich schüttelte Donnalee den Kopf. Sie nahm sich ein frisches Taschentuch, atmete tief ein und verkündete: „Sanford will keine Kinder haben.“
Bedächtig stellte Hallie ihre Teetasse auf den Unterteller zurück. „Er will keine Kinder?“
„Er mag keine Kinder.“
„Nicht einmal seine eigenen?“
Donnalee schloss die Augen. „Nein. Seine Ablehnung ist so ausgeprägt, dass er
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