Happy End in Seattle (German Edition)
ich Mary Lynn draußen begegnet, wobei wir ein paar Worte miteinander gewechselt haben. Ehrlich gesagt finde ich sie ziemlich oberflächlich. So wie ich es sehe, hat sie nichts als Flausen im Kopf. Aber vermutlich bin ich voreingenommen, weil ich Steve mag. Trotzdem – mir erscheint es verrückt, wenn eine Frau mit einem anständigen Mann, zwei hübschen, wohlgeratenen Kindern und einem wunderbaren Heim, in dem es an nichts fehlt, ihre Ehe zerstört, um „sich selbst zu finden“. Ansonsten ist Mary Lynn jedoch ganz nett, und ich wünsche ihr alles Gute. Und Steve natürlich auch.
Was mich angeht, so habe ich beschlossen, fürs Erste auf weitere Verabredungen zu verzichten – wenigstens so lange, bis ich mich von den Fehlschlägen erholt habe. Was nicht allzu lange dauern dürfte. Ich habe zu viel in dieses Projekt investiert, um jetzt schon aufzugeben. Jedes Mal, wenn ich versucht bin, die Flinte ins Korn zu werfen, lese ich mir meine Zielsetzungen durch und sage mir: Es ist möglich. Ich kann es, und ich werde es erreichen.
Donnalee war nicht ganz wohl dabei gewesen, als Sanford ihr den Zweikaräter über den Finger gestreift hatte. Das Unbehagen ignorierend, hatte sie jedoch versucht, sich über den Verlobungsring zu freuen und so zu tun, als sei sie glücklich. Und zu ihrer Überraschung war ihr zumindest Letzteres ganz gut gelungen. Sie hatte allen etwas vorgemacht – nur Hallie nicht. Bis jetzt hatte ihr die Freundin keine Fragen gestellt. Aber Donnalee wusste nicht, wie lange sie Hallie mit der Verzögerungstaktik noch hinhalten konnte.
Sanford ließ sich neben ihr auf der Parkbank nieder. Sie hatten in einem Kaufhaus in der Innenstadt Geschirr ausgesucht und anschließend einen Spaziergang am Wasser gemacht. Dabei hatte sich Donnalee bemüht, ihre Gedanken abzuschalten und ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu richten. Der Aprilwind fegte über die hölzernen Landungsbrücken, fuhr unter die Zeltplanen und ließ die amerikanische Flagge vor dem Feuerwehrhaus flattern. Der Geruch von gebackenem Fisch, Seetang und Salzwasser hing in der Luft.
Sanford legte ihr den Arm um die Schultern. „Du bist so still“, murmelte er.
Donnalee blickte aufs Wasser hinaus, und ohne dass sie wusste, warum, füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Donnalee?“
Es ging nicht. Sie konnte es nicht tun. Das wurde ihr in diesem Moment schlagartig klar. Sie konnte Sanford nicht heiraten. Sie konnte nicht so tun, als spielte es keine Rolle, dass diesem Mann, den sie liebte, eine wesentlich andere Zukunft vorschwebte als ihr. In den leuchtendsten Farben hatte er ihr das Leben ohne Kinder dargestellt, wunderbar und aufregend sollte es sein, mit exotischen Reisen, teuren Autos und allen möglichen anderen extravaganten Unternehmungen. Sie hatte versucht, seine Begeisterung zu teilen. Doch wenn sie allein war, kamen ihr so manche Zweifel. Dann erschien ihr der Lebensstil, den er ihr da schilderte, leer und selbstbezogen. All die Dinge, die ihr wichtig waren, fehlten darin. Manche Leute mochten ihre triftigen Gründe haben, sich gegen Kinder zu entscheiden. Doch sie gehörte nicht zu ihnen.
Die Knie zitterten ihr, als sie langsam aufstand. „Es tut mir Leid, Sanford“, flüsterte sie. Ihre Stimme klang brüchig. Nur mühsam brachte sie die Worte hervor.
Verständnislos blickte Sanford sie an. „Was tut dir Leid?“
Donnalee wusste, niemand würde sie verstehen. Dumm und töricht würden ihre Freunde es finden, dass sie einem Mann wie Sanford den Laufpass gab – zumal sie ihn liebte. Aber diese eine Sache stand zwischen ihnen. Er wollte keine Kinder.
Tagelang hatte sie sich einzureden versucht, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, Sanford ihr Jawort zu geben. Aber sosehr sie sich selbst davon zu überzeugen versuchte, sie vermochte ihre Vorbehalte nicht loszuwerden.
Unfähig, ein weiteres Wort hervorzubringen, zog sie sich den Brillantring vom Finger und drückte ihn Sanford in die Hand.
Sanford schüttelte verwirrt den Kopf. „Was soll das? Gefällt dir der Ring nicht?“
„O doch, er ist wunderschön, aber … Oh, es tut mir wirklich wahnsinnig Leid.“ Sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann. „Aber mir ist inzwischen klargeworden, dass es ein Fehler wäre, wenn wir heiraten würden.“
Er wurde blass. „Das kannst du doch nicht ernst meinen.“
„Ich würde alles darum geben, wenn ich es nicht ernst meinen müsste“, erwiderte sie traurig. „Ich habe mir einzureden
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