Happy End in Virgin River
mich ganz schön ausgetrickst. Als ob ich sie jetzt noch allein lassen könnte. „Also gut“, fügte er hinzu. „Ich will mal ein feuchtes Tuch holen, Vanni. Bin gleich wieder da.“
Er ging über den Flur ins Badezimmer, wo er sich erst einmal selbst kaltes Wasser ins Gesicht schaufelte, dann feuchtete er ein Gesichtstuch an, drückte es aus und eilte zu ihr zurück. Jetzt war es beschlossene Sache. Er war dabei. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass erstaunlicherweise bereits drei Stunden vergangen waren, seit er die Baustelle verlassen hatte. Vom Ende des Flurs her hörte er den Fernseher, und aus der Küche klang Lachen. Leises, rücksichtsvolles Lachen.
Als er wieder zurückkam, bemerkte er, dass Vanni inzwischen alle Zeichen extremer Anstrengung aufwies. Ihre Haut glänzte von Schweiß, ihr Haar war feucht und hing schlaff herunter, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Wieder kniete er sich neben sie. Mel hatte zwar ein paar Handtücher auf den nassen Teppich geworfen, aber seine Hose war an den Knien bereits nass geworden, und es war ihm egal. Er strich ihr über die Stirn und hielt noch ein paar weitere Wehen lang ihre Hand, und dann gab Mel das Signal.
„Okay, Vanni … Jetzt geht’s los. Wenn du den Druck spürst, dann press jetzt bei der nächsten.“
„Gott sei Dank“, stöhnte sie erschöpft.
„Paul, ich möchte, dass du sie von hinten stützt, hilft ihr dabei, sich ein wenig aufzurichten. Vanni, du weißt, was du zu tun hast.“
Paul wollte sie anheben, aber Vanessa sagte: „Noch nicht.“ Aber dann, nur einen Augenblick später, wurde sie von einem extremen Drang zu pressen vom Bett hochgerissen, und erstaunlicherweise musste niemand ihm sagen, dass er jetzt gefragt war. Er stützte sie im Rücken, während sie unglaublich ächzte und stöhnte, den Atem anhielt und presste, was das Zeug hielt. Als sie wieder aufs Bett zurückfiel, fragte Paul: „Ist er raus?“
„Nein. Das dauert noch etwas.“
„Aber in diesem Film …?“
„Das war keine Erstgeburt“, erklärte Mel. „Der ist viel zu leicht herausgeschlüpft. Erste Babys brauchen etwas mehr Zeit.“
„Wie viel Zeit?“
„So lange sie wollen.“ Mel hängte sich das Stethoskop an die Ohren, schlug Vannis Umhang auf dem Bauch zurück und lauschte. Dann zog sie den Umhang wieder nach unten und sagte: „Ein kräftiger Junge. Er wird dich nachts auf den Beinen halten.“
Paul tat, wie ihm geheißen war: Stirn abwischen, Hand festhalten, aufmuntern, unterstützen. So ging es fast noch eine ganze Stunde weiter, und er konnte beobachten, wie Vanni immer müder wurde, während Mel sich auf den Empfang des Babys vorbereitete. Irgendwann, als Paul wieder einmal Vannis Rücken stützte, hörte er, wie Mel sagte: „Bleib noch etwas dabei … genau dort, wo du den Druck spürst … okay, jetzt tief Luft holen und noch einmal pressen … Gut gemacht!“ Dann breitete Mel eine Babydecke auf dem Bett aus und holte ihre Klammern, die Saugglocke, die Schere. Schließlich sagte sie: „Ich glaube, beim nächsten Mal schaffen wir es, Vanni. Gib dein Bestes.“
„Gib dein Bestes, Baby“, hörte Paul sich selbst sagen. „Es ist so weit, pressen. Pressen. Pressen. Pressen.“
Mel reichte Paul eine weitere Decke. „Leg die hier Vanni über den Bauch, Paul. Wenn das Baby heraus ist, werden wir ihn erst mal darin einwickeln. Dann werden wir ihn abtrocknen und in eine saubere, warme Decke hüllen. Okay?“
„Okay“, sagte er gebannt.
Vanni bäumte sich noch einmal auf und presste. Und Paul tat, was ihm aufgetragen worden war.
„Alles klar!“, rief Mel. „Gleich haben wir es! Ich glaube, beim nächsten Pressen ist es so weit, Vanni. Jetzt schaffen wir es.“
„Okay, Liebes, jetzt schaffen wir es“, wiederholte Paul, und ohne es eigentlich zu wollen, beugte er sich vor und schaute hin. Er wollte sehen, wie dieses Baby geboren wurde. Jetzt wollte er auch bis zum Ende dabei sein. Er hörte, wie das Baby schrie, hörte Mels glücklichen Ausruf. Er griff nach der Decke und tat seine Arbeit, und dann kam dieser schleimige, brüllende Säugling aus dem Bauch heraus. Oh, Mann, sah der aber unglücklich aus. „Boah“, rief er lachend. „Der ist total sauer!“
Von Gefühlen überwältigt, lachte auch Vanni.
Paul starrte verwundert auf das neue Leben und staunte über das, was sie vollbracht hatte. Staunte darüber, dass er dabei gewesen war. Dann erinnerte er sich – er sollte doch noch etwas tun. Gemeinsam mit Mel trocknete er das
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