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Happy End in Virgin River

Happy End in Virgin River

Titel: Happy End in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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durchzuziehen!“
    „Wenn du das glauben willst, Brie“, hatte er gesagt.
    Es hatte sie fertiggemacht. Schlimmer als der Schmerz waren nur noch der Schock und die Fassungslosigkeit. Nach ihrer endgültigen Scheidung hatte sie sechs Monate gebraucht, bis sie glaubte, dass sie nun endlich einen wichtigen Schritt vorangekommen war und darüber hinwegkommen könnte. Aber wie es aussah, hatte die Vergewaltigung alles wieder zurückgebracht. Die Depression, die sie nach der Scheidung entwickelt hatte, schien auf einmal wie neu, und ständig dachte sie: Wieder einmal wurde ich beraubt.
    Die meiste Zeit tat sie nichts weiter als fernsehen, essen, schlafen, das Haus aufräumen. Ihre Konzentrationsfähigkeit reichte nicht aus, um einen Roman zu lesen, etwas, wonach sie sich gesehnt hatte, als die Arbeit sie auffraß. Ein Kreuzworträtsel zu lösen stand außer Frage; sie konnte sich nicht konzentrieren. Früher hatte sie jeden Sonntagmorgen in Tinte ein Kreuzworträtsel gelöst, bevor Brad überhaupt aus den Federn kam. Nicht einmal zum Einkaufszentrum wagte sie sich. Aber sie hatte es geschafft, mehrmals zu diesen Verabredungen mit Mike zu fahren, an die sie inzwischen als ihre Geheimtreffen dachte. Sie waren das Einzige, das sie aus sich herauslockte. Weg von all den Schlägen, die sie im vergangenen Jahr hatte einstecken müssen. Dass ihr Vater nichts dazu sagte, machte sie neugierig; ihren Schwestern hatte sie nicht mal was von diesen Treffen geflüstert. Es war, als könnte ihnen das den Zauber nehmen.
    Die Frau, in die sie sich verwandelt hatte, kannte Brie nicht mehr wieder. Immer war sie so stark gewesen. Es gab Leute, vor allem Männer, die sie für hart hielten. Im Augenblick allerdings war sie nur schlaff und verängstigt. Sie war paranoid und fürchtete, dass es nie ein Ende nehmen würde. Mittlerweile waren es nun schon Jahre, in denen sie mit Verbrechensopfern zu tun hatte, einige davon Opfer von Vergewaltigungen. Sie hatte beobachtet, wie sie seelisch verkümmerten, paralysiert und unfähig, etwas für sich selbst zu tun. Wenn Brie ihnen gut zureden und sie auf ihre Zeugenaussage vorbereiten wollte, hatte dieser Gefühlsabbau, der die Opfer niederzudrücken und zu überwältigen schien, sie frustriert und wütend gemacht. Diese Hilflosigkeit. Diese Machtlosigkeit. Und jetzt war sie eine von ihnen.
    Immer wieder sagte sie sich, dass sie nicht aufgeben würde, und doch dauerte es nun schon Wochen. Nein – Monate. „Ich brauche etwas Bewegung“, erklärte sie Mike während eines Lunchs. „Wie es aussieht, schaffe ich es nicht aus dem Bett oder von der Couch herunter, wenn ich nicht eine feste Verabredung mit dir habe.“
    „Hast du dich schon mal nach einem Antidepressivum erkundigt?“, fragte er sie. „Ich dachte, in solchen Fällen, oder überhaupt nach einem Gewaltverbrechen, wäre das bereits Routine.“
    „Wenn ich es vermeiden kann, möchte ich diesen Weg lieber nicht einschlagen. Früher hatte ich immer so viel Energie.“
    „Ich habe es getan“, gestand er ihr. „Ich hätte nicht geglaubt, dass es nötig wäre, aber dann hat sich herausgestellt, dass ich wirklich depressiv war. Es war die Kombination aus einer schweren Operation und der Tatsache, dass ich das Opfer eines Gewaltverbrechens war. Mir hat es geholfen.“
    „Ich glaube nicht …“
    „Dann musst du dir unbedingt etwas anderes einfallen lassen, sonst frisst es dich auf“, unterbrach er sie. „Brie, wehr dich dagegen!“
    „Das tue ich ja“, erwiderte sie schwach. „Ich weiß, es sieht nicht danach aus, aber so ist es.“
    Sanft berührte er ihre Hand und sagte leise, aber sehr ernsthaft: „Du musst härter kämpfen! Ich will dich nicht verlieren!“
    Also joggen kam nicht mehr infrage, denn selbst bei hellem Tageslicht fürchtete sie sich davor, allein unterwegs zu sein. Ein normales Fitnesscenter oder ein Sportverein waren auch keine Lösung, denn momentan ertrug sie es nicht, wenn Männer sie anschauten. Mit einer gewissen Sehnsucht erinnerte sie sich daran, wie sehr sie es genossen hatte, so angeschaut zu werden. Sie besaß einen kleinen festen, fitten Körper und jede Menge langes seidiges Haar, das sie bei Gericht zwar aufsteckte, die übrige Zeit aber offen über den Rücken fallen ließ. Es hatte ihr ein verwegenes Gefühl von Macht gegeben, die Blicke attraktiver Männer auf sich zu ziehen. Jetzt aber geriet sie in Panik, wenn ein Mann sie ansah.
    Dennoch würde sie nicht kampflos aufgeben, also trug sie sich bei

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