Happy End in Virgin River
dürr und überdreht, aber wirklich freundlich. Ein paarmal ging er nach der Schule noch mit zu ihm, denn Jordan wohnte ganz in der Nähe der Schule, während Tom jeden Tag in seinem kleinen roten Truck den ganzen Weg von Virgin River fahren musste. Auch waren Jordans Eltern geschieden, er das einzige Kind, und seine Mutter arbeitete, sodass Jordan ungefähr bis sechs sturmfreie Bude hatte. Nach der Schule noch ein wenig mit zu ihm zu gehen, war für Tom kein größeres Problem, solange er nur vor dem Abendessen daheim war und sich rechtzeitig um die Pferde kümmerte.
So erfuhr Tom auch, dass es recht häufig Bierpartys gab, die sich auf dem Gelände eines verlassenen Rastplatzes nahe bei Virgin River abspielten. Es waren Wochenendpartys, und Jordan wollte unbedingt, dass er daran teilnahm, aber Tom fand immer eine Entschuldigung. Außer Jordan kannte er niemanden. Auch schwieg er sich darüber aus, dass er etwa alle zwei Wochen ein paar Tage lang ein ganzes Haus für sich hatte, nämlich immer dann, wenn Walt nach Bodega Bay fuhr. Er hatte keine Lust, sich von Jordan und seiner Horde überfallen zu lassen, und wenn Walt davon Wind bekam, könnte er sich lieber gleich einmachen.
Irgendwie schaffte es Jordan, immer Bier im Haus zu haben. Bier nach der Schule. Tom hielt sich dabei vorsichtig zurück, denn sollte der General es in seinem Atem riechen, würde es Stress geben. Eine andere Sache, die Jordan schwer beschäftigte, waren die Mädchen. Ständig schien er ein anderes Mädchen zu haben. Bisher war Tommy noch keiner begegnet, die ihn interessiert hätte, denn die wirklich hübschen schien Jordan nicht anzuziehen. Aber irgendwie machte es schon Spaß, zu ihm zu gehen und sich von allen Seiten anflirten zu lassen, wo er doch der Neue war und gar nicht so schlecht aussah.
„Komm doch am Freitagabend mit zu meinem Freund Brendan“, lud Jordan ihn ein. „Da werden wir Sex haben.“
„Ach ja?“ Tommy grinste. „Und mit wem wirst du Sex haben?“
„Ich hab da dieses Mädchen, die ist so scharf auf mich, dass sie sich kaum beherrschen kann. Und sie nimmt die Pille.“
„Du willst, dass ich mitkomme und dir zusehe, wie du Sex hast? Das lass ich mal lieber bleiben.“ Tom lachte.
„Sie wird mit einer Freundin kommen“, drängte Jordan.
„Vielleicht schau ich mal auf ein Bier vorbei“, meinte Tommy. „Lass mich darüber nachdenken. Ich kenne diesen Brendan doch überhaupt nicht.“
„Er ist cool“, versicherte ihm Jordan. „Er hat schon vor zwei Jahren die Highschool abgeschlossen, und wenn seine Mom verreist ist, was häufig vorkommt, gehört das Haus ihm. Wenn wir Glück haben, können wir es die ganze Nacht lang tun, falls du verstehst, was ich meine.“
„Oh, ich verstehe, was du meinst“, sagte Tommy und dachte: Ihr Idioten. Man ging doch nicht her und legte die Mädchen aus dem Ort flach, die verkündeten, dass sie die Pille nahmen. Er war nicht blöd. So konnte man sich was holen. Sich etwas Schlimmes einfangen. Die Vorstellung, seinem Vater beichten zu müssen, dass er einen Tripper hätte, jagte ihm Schauer über den Rücken.
Aber er ging hin. Insgesamt machte er sich zwei Flaschen Bier auf, ohne eine davon zu leeren. Er war klug genug, nichts vom Fass oder der Bowle zu trinken. Der eine oder andere Joint wurde herumgereicht, aber nicht alle zogen daran. Tommy ließ die Finger von diesem Mist. Zu gefährlich für einen Jungen, der nach West Point wollte; zu gefährlich für einen Jungen mit einem Vater wie Walt, der ihn erst vierteilen würde, bevor er ihn hängte.
Diese Freundin, die für Tom vorgesehen war, falls sie ihn interessierte, war viel zu aggressiv und zu allem bereit. Er konnte es einfach nicht mit ansehen. Hinzu kam, dass Jordan und Brendan es darauf anlegten, alle so schnell wie möglich so betrunken wie möglich zu machen, und es war echt witzig, das zu beobachten. Aber zwangsläufig wurde es irgendwann dann auch langweilig. Gegen neun machte er sich schließlich vom Acker, ohne dass überhaupt jemand bemerkt hätte, dass er verschwunden war.
Als er am nächsten Montag in die Schule kam, fragte ihn Jordan ganz aufgeregt: „Wo warst du, Mann?“
Tom zuckte mit den Schultern. „Ich musste nach Hause. Mein Dad ist ziemlich streng.“
„Ja, aber wir hatten doch Bier und Mädchen!“
„Ich habe ja auch zwei Bier getrunken. Und die Mädchen … Also, mir ist keine begegnet, die mir wirklich gefallen hätte.“
Das entlockte Jordan ein nahezu hysterisches Lachen.
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