Happy End in Virgin River
sie. Und dann, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte: „Wir haben … uns gestritten, Jack und ich. Wegen meiner Waffe, die ich allerdings nicht bei mir habe. Also entspann dich.“
Er legte den Gang ein und lächelte sie an. „Das werde ich, wenn du es tust.“
„Gib mir fünf Minuten“, sagte sie und atmete ein paarmal tief durch. Und dann dämmerte es ihr allmählich. Sie hatte sich gewehrt! Sie hatte sich nicht schwach und wehleidig verhalten, hatte keine Angst gehabt, sich nicht verlegen gefühlt. Nein, sie hatte es ihm voll gegeben! Sicher, es war nur Jack und nicht ein gemeingefährlicher Sexualstraftäter, aber trotzdem … Immer hatte sie sich um Jacks Zustimmung bemüht, und diesmal hatte sie ihm Kontra geboten, diesem Idioten. Langsam verzog sie den Mund zu einem Lächeln. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren. Vielleicht würde sie wieder anfangen zu leben. Entspannt sank sie in ihren Sitz zurück und sagte: „Ah, ich brauche einen freien Tag. Einen Tag weit weg von hier.“ Und dabei dachte sie: Weit weg von meinem Bruder, der sich in alles einmischt.
Mel hatte beschlossen, Jack ein wenig Zeit zu lassen, damit er sich abkühlen und an die Idee gewöhnen konnte, dass Brie den ganzen Tag lang mit Mike unterwegs sein würde, aber letztendlich war sie es dann selbst, die diese Zeit brauchte. Ihr Mann brachte sie auf die Palme. Sie war dabei überzuschäumen.
Als David dann sein Vormittagsschläfchen in dem kleinen Bett hielt, das Mel bei Doc aufgestellt hatte, ließ sie den Hummer vor der Praxis stehen und fuhr mit Docs altem Truck zu ihrer Baustelle. Falls Doc wegmüsste, würde er Paige rufen, um auf das Baby aufzupassen. Während sie zu ihrem Grundstück hochfuhr, schien Jack sich im Haus aufzuhalten, wo sie ihn nicht sehen konnte, aber kurz darauf hörte sie die Kettensäge. Sie fuhr bis zur Hausfront durch, parkte direkt vor dem Eingang und sprang aus dem Truck. Mit einer Hand hielt sie sich an einem dicken Balken fest, während sie aufs Fundament stieg, dort blieb sie stehen und starrte seinen Rücken an. Er drehte sich nicht um, und sie fing an zu kochen, denn er wusste genau, dass sie da war. Er wusste es immer . Als die Säge zu kreischen aufhörte, rief sie: „Wage es nicht, so zu tun, als wäre ich nicht hier!“
Langsam drehte er sich zu ihr um, und tatsächlich besaß er die Unverfrorenheit, noch immer diese sture Miene zu tragen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Jack Sheridan! Hör auf damit!“
„Sie ist meine Schwester, und sie hat viel durchgemacht“, erwiderte er mit rauer, ungeduldiger Stimme.
„Das stimmt. Und sie hat ein Recht darauf, sich zu amüsieren. Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig , dass sie ihre eigenen Entscheidungen trifft! Wenn sie mit Mike etwas unternehmen will, braucht sie nicht deine Erlaubnis.“
Jack trat einen Schritt auf sie zu. „Du verstehst das nicht. Ich habe gesehen, wie er mit Frauen umspringt.“
„Ja, darauf würde ich wetten! Das muss wohl etwa um dieselbe Zeit gewesen sein, als er gesehen hat, wie du mit Frauen umspringst!“
„Das ist etwas anderes! Als ich dir begegnet bin, war es damit vorbei!“
„Vielleicht ist es ja auch für ihn jetzt damit vorbei!“
„Hah! Du begreifst es einfach nicht! Dieser Kerl war jedes Mal so schnell mit seinen Frauen fertig, ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden …“
„Und was genau sollte bei dir anders gewesen sein?“
„Er hat zwei Ehen in den Sand gesetzt! Eine schmerzvolle Scheidung hat Brie bereits hinter sich, um mal von dem anderen schrecklichen Mist, der ihr widerfahren ist, ganz zu schweigen! Ich will nicht, dass sie noch mehr verletzt wird!“
„Dann solltest du dich lieber bremsen, bevor du noch derjenige bist, der das schafft!“
„Ich würde sie niemals verletzen! Ich will sie nur beschützen!“
Mel stemmte die Hände in die Hüften und zog eine fein geschwungene Augenbraue hoch. „Etwa so, wie du Preacher vor Paige beschützen wolltest und den Mann damit beinahe der größten Freude seines Lebens beraubt hättest?“
„Ich gebe zu, da hatte ich mich geirrt.“
„Und du irrst dich auch jetzt! Gleichgültig, was dabei herauskommt, du kannst dich nicht in Beziehungen einmischen, die andere Menschen sich aussuchen.“ Sie ging auf ihn zu. „Jack, sie ist einsam und verletzt. Lass sie in Frieden. Lass sie ziehen. Wenn sie ein kleines bisschen Glück findet, ist es nicht deine Aufgabe, die Temperatur dabei zu
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