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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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er mich liebte, und er liebte mich auf einmal. Dann hatte ich mir einen Kuss von ihm gewünscht, und er hatte mich geküsst. Ich sah mich um, keinerlei Flaschengeist stand in meiner Nähe, um mir diese Wünsche zu erfüllen. Nicht, dass ich wirklich einen erwartet hätte, aber in dieser durchgeknallten Nacht schien ja so einiges möglich zu sein. Selbst so ein Dschinn.
    Ich dachte weiter nach: Beide Male hatte ich Jannis tief in die Augen gesehen. Hatte ich ihm meinen Willen aufgezwungen? Hatte ich als Mumie etwa hypnotische Kräfte?
    Ich entschloss mich, das auszutesten. Ich sah Jannis noch mal tief in die Augen und bat ihn: «Jannis, ich wünsche mir, dass du auf einem Bein hüpfst.»
    Er antwortete: «Ich liebe es, für dich zu hüpfen», und begann, auf einem Bein herumzuspringen.
    Heilige Kacke!
    Das bedeutete: Ich konnte Leute hypnotisieren.
    Leider bedeutete das wohl auch: Jannis’ Gefühle zu mir waren nicht ehrlich gewesen.
    «Ich wünsche mir, dass du die Wahrheit sagst», bat ich und blickte ihm dabei wieder in die Augen. «Hast du mich auch geliebt, bevor ich mir das von dir gewünscht hatte?»
    «Nein.»
    Das traf mich und machte mich todtraurig. Aber masochistisch, wie ich war, fragte ich weiter: «Warum hast du dich dann mit mir verabredet?»
    «Noemi musste heute mit ihren Eltern ins Opernkonzert. Und außerdem hatte ich noch nie eine Flachbusige wie dich.»
    Was für ein Arsch!
    Er hüpfte weiter vor mir auf einem Bein. Ich sah erneut in seine Augen und bat: «Ich wünsche mir, dass du gegen die Hauswand hüpfst.»
    «Gerne!»
    Er tat es. Dabei gab es ein dumpfes Aufprallgeräusch. Das musste tierisch wehgetan haben.
    Gut so!
    «Mach das die nächsten zwei Stunden», ergänzte ich.
    «Wie du wünschst», lächelte er und hüpfte wieder gegen die Wand.
    «Und sage Noemi, dass Frauen mit großem Busen Haltungsschäden bekommen.»
    «Dieser Hinweis wird sie freuen», antwortete er und tat sich wieder weh.
    Es hätte mir vielleicht Genugtuung verschaffen sollen, aber all das schmerzte mich mehr als ihn. Was bringt es einem schon, wenn sich der Mensch wehtut, der einem wehgetan hat?
    «Hör bitte auf zu hüpfen», erlöste ich Jannis von seinem Schicksal. Dann ging ich langsam von ihm weg. Als eine Mumie ohne Liebe.

[zur Inhaltsübersicht]
MAX
    Ich hatte Mama den konzeptionellen Vorschlag unterbreitet, dass ich nach Fee suchen würde. Irgendjemand musste ja auf unseren mutierten Papa achten. Außerdem beunruhigte mich eine mythologische Eigenschaft der Vampire, die ich Mama vorerst verschwieg. Ich wusste nicht, was mit ihr geschehen würde, wenn sie auf der Suche nach Fee bis zum Sonnenaufgang draußen blieb: Womöglich gehörte sie zu jener Sorte Vampire, die bei Sonnenlicht verbrannten und in ihre atomaren Einzelteile zerlegt wurden.
    Und dann gab es noch einen Grund, warum ich auf Expedition wollte: Ich war noch nie so spät nachts auf der Straße. Und das auch noch alleine!
    Dank meines animalischen Geruchssinns konnte ich die Spur von Fee ganz einfach verfolgen, ihr Leichentuch besaß ja seine ganz eigene Note, die ich sonst nur von meiner alten Mathelehrerin kannte.
    Während ich aber mit der Schnauze am Boden durch die Straßen von Berlin jagte, nahm ich plötzlich einen anderen Geruch war. Eine Mixtur aus Pizza, Bier, Zigaretten und einer Überdosis Axe-Deo. Das konnte nur meine Peinigerin Jacqueline sein! Da sie sich nie ein Parfüm leisten konnte, deodorisierte sie sich immer so sehr, dass in ihrer Nähe sämtliche Kleinstlebewesen einen jämmerlichen Erstickungstod starben.
    Sofort schoss ein Gedanke durch mein neurales Netz im Gehirn: Wenn ich jetzt zu Jacqueline rannte, konnte ich ihr endlich alles heimzahlen! Dass sie mich ins Klo getunkt hatte. Dass sie mich in eine Mülltonne geworfen hatte. Dass sie mich gezwungen hatte, Charleston zu tanzen (sie hatte den Tanz mal im Fernsehen gesehen und fand ihn ungeheuer lustig).
    Was konnte meiner Schwester schon passieren, wenn ich sie nicht fand, sondern mir Jacqueline vorknöpfte? Fee würde schon wieder nach Hause kommen. Wo sollte sie als Mumie auch Exil finden? Außer im Ägyptischen Museum? Und wenn sie da landete, was hätte es schon gemacht? Dann hätte ich vor Fee wenigstens mal eine Zeitlang meine Ruhe.
    Ich drehte mich auf den Hinterpfoten um und rannte in die Seitenstraße, aus der der Deo-Geruch kam. Dort fand ich Jacqueline, wie sie mit einer Billigpizza, ein paar Dosenbier und neben Zigarettenkippen in einem Hauseingang saß. Ihren

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