Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
wahr ich hier stehe! Wie geht es dir? Komm nur rein, komm, komm. Wie geht es deiner Mutter?«
Ich betrat das größte Hotelzimmer, das ich je gesehen hatte. Das hat natürlich nichts zu sagen – Mom und ich haben immer nur in Zimmern übernachtet, deren Preis auf einem Werbeschild am Highway stand. Doch in diesem Raum hätte man locker Squash spielen können.
»Hi, Mr Landry …«
»Dan.«
»Hi, Dan.« Es sollte nicht verkrampft klingen. »Ich hoffe, ich störe nicht, aber es dauert nicht lange.«
»Nein! Kein Problem!«, sagte er. »Für Lucys Tochter tue ich doch alles.«
Als ich mich umsah, fiel mir meine T-Shirt-Idee wieder ein.
Falls es in dem Zimmer einmal ein Bett gegeben hatte, war es nicht mehr da. Auf dem dunkelgrünen Teppichboden standen Plüschsessel und ein Schreibtisch, auf dem Landry Frankenstein wiederauferstehen lassen konnte und immer noch genügend Platz für seine Stifte und den Golfkalender gehabt hätte. Doch meine volle Aufmerksamkeit gehörte den Büchern. Landry hatte eine wahre Bibliothek mit großen, gebundenen Büchern. Schwere ernsthafte Bände, mit denen man mit genügend Schwung jemanden hätte erschlagen können.
»Ah, du magst Bücher, was?« Er lief vor den Regalen hin und her. »Da stehen die größten Werke der Weltliteratur. Tolstoi, Pynchon. Ellison. Hemingway – darunter viele Erstausgaben. Ich habe sie alle gelesen, jedes Buch, das da steht. Ich habe sie gelesen und ins Regal gestellt. Weißt du, was mein Geheimnis ist? Ich bin ein
Schnellleser
. Ganz offiziell. Man kann einen Test machen – meine Urkunde hängt da oben.«
Ich sah mir die Urkunde an.
»Hier, siehst du das?«, fragte er und holte ein Buch aus dem Regal. »
Die Früchte des Zorns
. Ziemlich dick, was? Hab ich in einem Rutsch durchgelesen.«
Allmählich hatte ich den Eindruck, dass der Typ seine Bücher präsentierte wie ein anderer Jagdtrophäen. Jede Bücherwand war mehr wie eine Wand mit ausgestopften Köpfen, wobei es weniger auf die Tierart ankam als auf die Todesart. »Hier ist der Kopf eines Sibirischen Tigers«, hätte er genauso gut sagen können. »Ein mörderisches Tier! Der Tiger wog dreihundert Kilo, aber ich habe ihn nach zwei Tagen Spurensuche mit einem einzigen Schuss erlegt.«
»Da,
Ulysses
von James Joyce. Die meisten halten es für das schwierigste Buch, das je auf Englisch geschrieben worden ist. Es kommt auf 816 Seiten und ich habe nur anderthalb Tage dafür gebraucht!«
»Sehr hübsch«, sagte ich. Sein Atem ging pfeifend.
»Allerdings«, sagte Landry. Dann herrschte Stille, nur die Klimaanlage summte monoton. Ich hätte vielleicht mehr Interesse an seinem Hobby zeigen sollen, dachte ich plötzlich und lächelte. Doch es fühlte sich komisch an, und ich ließ es wieder.
»Was kann ich für dich tun, Gratuity? Du bist nicht gekommen, damit ich dir meine Bücher vorführe.«
»Nein, nein. Sie sind toll.« Ich räusperte mich. »Egal, Dan …«
»Mr Landry. Das war beim ersten Mal schon richtig.«
»Oh. Mr Landry, haben Sie gehört, ob irgendwo jemand Widerstand gegen die Gorg leistet?«
Landry verschränkte die Arme.
»Deine Mutter hat mir erzählt, dass du dir schreckliche Sorgen machst.«
»Das hat sie gesagt?«
»Gratuity, du musst den Leuten vertrauen, die an der Macht sind. Ich weiß, dass ihr Kids das vielleicht nicht ›cool‹ findet, aber die Gorg haben eine Menge zu bieten. Das sollte man nicht unterschätzen.«
»Nichts, was wir nicht vorher schon gehabt hätten.«
»Oh doch. Sie vertreiben die Boov, das ist schon mal das Erste. Die Boov, die fanden,
ein
Bundesstaat reicht für ein ganzes Land. Die Gorg geben uns den kompletten Südwesten zurück, und wir sind kurz davor, auch Kalifornien zu bekommen. Wusstest du das schon?«
»Aber …«
»Das ist noch nicht alles. Am Tag der Exzellenz werden sie im Rahmen des Kein-Grund-Zur-Sorge-Festivals mit einer großen Überraschung aufwarten. Ich darf nur noch nichts verraten.«
Und ob sie uns überraschen werden, dachte ich.
»Finden Sie es nicht merkwürdig, dass wir uns alle an einem Ort versammeln sollen?«, fragte ich. »Das kann doch gefährlich werden.«
»Hab Vertrauen, Gratuity«, sagte Landry. Das strahlende Lächeln war ihm vergangen. »Ich bin ihnen schließlich schon begegnet. Deshalb verstehe ich sie wahrscheinlich besser als jeder andere auf der Erde. Sie haben ihre Ecken und Kanten, natürlich, aber …«
»Ich kenne sie auch und ich weiß lauter Dinge über sie, die kein Mensch
Weitere Kostenlose Bücher