Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
schüttelte den Kopf. »Nimm das jetzt, und halt die Klappe. Du kannst mich dann ein andermal einladen.« Dann gab sie mir ein Bussi auf die Wange und zog wieder ab.
In dem Moment fiel mein Blick auf die Uhr an der Wand: Es war fünf nach zwölf. Erst jetzt wurde mir klar, dass meine »Bestellung beim Universum« in Erfüllung gegangen war, genau wie gewünscht. Ich sagte zu Dieter: »Und? Was sagst dujetzt, Emil?« Dieter »Emil« Schroth antwortete: »Okay, das war beeindruckend. Aber wie wär’s, wenn du uns jetzt statt solcher Kunststückchen mal wieder so richtigen Erfolg fürs Geschäft bestellst? Wäre an der Zeit!«
Ich seufzte. »Ich will es versuchen, Dieter. Aber versprechen kann ich nix.«
PREMIERE IN DÜSSELDORF
W enig später klingelte mal wieder das Telefon im Laden. Irgendwie hatte ich schon beim Anheben des Hörers das Gefühl, dass es sich um keinen gewöhnlichen Anruf handelte. Und ich hatte recht! Am Apparat war ein Mitarbeiter der Modemesse Igedo in Düsseldorf. Er begann das Gespräch mit der rhetorischen Frage, ich hätte sicher gehört, dass die Igedo im nächsten Jahr fünfzigjähriges Bestehen feiere. Ob wir Interesse daran hätten, mit Pompöös die Eröffnungsshow der CPD im Februar 1999 zu bestreiten.
Den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, ich träume, so phantastisch war das, was ich gerade gehört hatte. Die Eröffnungsshow der CPD, der »Collections Premieren Düsseldorf«, der Trend-Veranstaltung der Igedo! Das war ein Geschenk des Himmels. Eines, das mir mal wieder bewies, dass alles zusammenhängt, manche Dinge aber erst Früchte tragen, wenn man gar nicht mehr daran denkt.
In diesem Augenblick lief vor meinem inneren Auge wieder die kleine Szene in Hongkong genau ein Jahr früher ab. Damals hatte sich eine bekannte New Yorker Modejournalistin nach unserer Show entrüstet, unsere Mode noch nie auf der Igedo gesehen zu haben:
»Das ist ja ein Unding! In drei Tagen findet die asiatische Igedo in Shanghai statt, da werde ich die Geschäftsführung mal darauf ansprechen.«
Damals hatte ich die Äußerung für eine Nettigkeit, aber eine reine Luftblase gehalten – doch ich hatte mich geirrt. Offenbarhatte die Dame ihr Vorhaben wahr gemacht, und die Verantwortlichen hatten sich still und leise die Namen »Pompöös« und »Harald Glööckler« notiert. Und während wir vor Gericht tausend Tode gestorben waren, hatte die ganze Zeit im Stillen schon diese große Überraschung auf uns gewartet. Doch dann sagte der Igedo-Mitarbeiter:
»Wir können Ihnen leider keine Gage zahlen, aber wir übernehmen selbstverständlich die Kosten für die Show.«
Keine Gage war unter normalen Umständen inakzeptabel, aber die Show war eine Riesenchance. Ich erbat mir mit dem Verweis auf das fehlende Honorar Bedenkzeit – so einfach zu haben war ich ja nun nicht. Als ich am nächsten Tag doch zusagte, war die Freude auf Igedo-Seite entsprechend groß.
»Das wird alle hier freuen, vielen Dank!«
»Gut, dann sehen wir uns im Juli«, sagte ich. Doch mein Gesprächspartner entgegnete:
»Oh, das ist ein Missverständnis, es geht nicht um die Show im Sommer – sondern um die erste CPD, im Februar.«
Mich traf fast der Schlag.
Mein Blick fiel auf den Baum draußen vor der Tür, dessen Blätter sich leuchtend gelb färbten. Wir hatten ja jetzt schon Ende Oktober! Die Show sollte am 1. Februar stattfinden. Damit hatten wir nur gut drei Monate Zeit, um uns auf diese wichtige Show vorzubereiten, sämtliche Modelle zu entwerfen und herzustellen, alles zu organisieren … Wie, um alles in der Welt, sollten wir das schaffen? Doch bevor ich in Panik geraten konnte, machte sich ganz plötzlich ein warmes Gefühl der Gewissheit in mir breit. Ich erinnerte mich, dass ich bis jetzt keiner Herausforderung im Leben begegnet war, die ich nicht gemeistert hatte. So würde es auch dieses Mal sein. Und überhaupt: Kneifen kam nicht infrage!
Endlich durfte ich wieder aus dem Vollen schöpfen! Ab sofort arbeitete ich fieberhaft an neuen Modellen. Der Titel der Showlautete »Mode für das neue Millenium«, und dem wollte ich mit besonders phantasievollen und ausgefallenen Kleidern gerecht werden. Nebenbei kümmerten Dieter und ich uns darum, Sponsoren zu organisieren. Zwar übernahm die Igedo die Kosten der Show an sich – das heißt, sie stellte den Saal mit Laufsteg sowie die Bewirtung der Gäste nach der Show. Es blieben trotzdem noch etliche Posten übrig, die wir selber finanzieren mussten. Die
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