Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
dann hier? Glööckler ist eine Sensation, dagegen sind viele französische Designer ein schlapper Hut!«
Ich gebe zu, ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das bewies einmal mehr, dass es in Frankreich ein grundsätzlich anderes Verständnis von Mode gibt. Dort ist sie ein fester Bestandteil der Kultur und der nationalen Identität. Dort geht man bewusst auf Talentsuche, um die jungen Modemacher zuunterstützen und zu vermarkten. In Deutschland steht Mode leider immer noch in dem Ruf, etwas Seichtes und im Grunde Überflüssiges zu sein.
Als ich einige Tage nach der Show die Zusammenstellung der über tausend Artikel überflog, die eine PR-Agentur für uns angelegt hatte, war ich erleichtert. Trotz der teils merkwürdigen Fragen auf der Pressekonferenz waren die Berichte fast durchweg positiv, manche lobten Pompöös geradezu überschwänglich. Besonders außerhalb Deutschlands hatte unser Label Beachtung gefunden. Ich stieß in der Mappe nicht nur auf Artikel aus Frankreich, England und den USA, sondern sogar aus – modisch gesehen – »exotischen« Ländern wie dem Libanon. Sensationell! Auf einmal überkam mich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Ich dachte daran, wie wir noch vor einem guten halben Jahr den Schlüssel für den Showroom in Sindelfingen zurückgegeben hatten. Wie schnell sich doch das Blatt wieder zum Guten wenden konnte, wenn man nur nicht aufgab!
Meine Hoffnungen hatten sich bestätigt: Die Show in Düsseldorf blies Pompöös wieder ordentlich Wind in die Segel. Auch wenn wir noch nicht auf dem sprichwörtlich »grünen Zweig« angekommen waren, spürte ich, dass es von nun an bergauf gehen würde. Im gleichen Jahr wurden wir noch für eine weitere Pompöös-Show auf der nächsten CPD im Juli verpflichtet – diesmal hatten wir zum Glück etwas mehr Vorlauf. Dass unsere treue Freundin »Lollo« dabei sein würde, war schon fast selbstverständlich, und die Weather Girls hatten sich schnell bereit erklärt, ein weiteres Mal mitzumachen. Außerdem würden Giulia Siegel und die amtierende Miss Germany als Models mitlaufen.
Das war alles wunderbar, aber irgendwie fehlte mir noch zusätzlich etwas Neues. Und wie das oft so ist, kam die Lösung aus ganz unerwarteter Richtung. Kaum grübelten Dieter und ich darüber, womit wir die Show noch aufpeppen konnten, da meldete sich plötzlich Prinz Frederic von Anhalt per E-Mail – undfragte, ob er nicht als Model bei unserer Show laufen könne. Ich erklärte ihm, dass wir weder Gage noch Reisekosten bezahlen würden – und der Prinz lebte nicht gerade um die Ecke, sondern in Kalifornien mit seiner Gattin Zsa Zsa Gabor. Aber er wollte trotzdem mitmachen, wenn es sein müsse, auch auf eigene Kosten. Diese Beharrlichkeit gefiel mir, und so sagte ich schließlich zu.
Dann geriet ich allerdings nachträglich ins Grübeln. Gerade, weil so viele Adlige meine Mode lieben. Ich fragte mich, ob sie sich vielleicht durch den Prinzen pikiert fühlen könnten. Schließlich war er kein gebürtiger Adliger, sondern hatte sich seinen Adelstitel durch eine Adoption »erkauft«. Das hatte in den Achtzigerjahren zu einem ziemlichen Eklat im Hause Anhalt geführt, dessen Angehörige mit diesem »Kuckucks-Kind« nichts zu tun haben wollten.
Doch es zeigte sich, dass meine Sorge unbegründet war und auch Adlige durchaus Spaß verstehen. Als er auf dem Laufsteg anfing, einen Striptease zu veranstalten, und schließlich nur noch die Hose trug, die ich für ihn entworfen hatte, hatte nicht nur das Publikum einen Heidenspaß. Auch die Presse bekam den kleinen Skandal, nach dem sie immer lechzt. Und – ganz nebenbei – fotografierte die Journaille wie wild meine Mode.
Ich hatte dieses Mal eine sehr klassische und zeitlose Linie entworfen, die theoretisch heute immer noch so tragbar wäre wie ein klassisches Chanel-Kostüm. Außerdem hatte ich als besonderes Extra jede Menge verrückte Hüte gemacht. Der prächtigste davon war mit fünfzig Pfauenfedern besteckt – es war ja noch immer das Jahr des fünfzigsten Igedo-Jubiläums. Nicht irgendwelche Pfauenfedern. Sondern echte römische – ein Geschenk von Gina Lollobrigida.
BERLIN, BERLIN
V ielleicht stimmt ja das, woran die Hindus glauben: dass Pfauenfedern Glück und Wohlstand bringen. Denn kaum waren wir aus Düsseldorf wieder zurück in Stuttgart, rief bei uns der Chef des Modecenters, Herr Pöhland, an. Die Mode-Institution in Berlin plante ein großes Spektakel auf dem Ku’damm, eine Modenschau
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