Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
ist eine meiner guten Freundinnen.
»Bitte, Harald, du darfst dem Kleinen nicht böse sein. Der steht auf dich, das war nur ein Versuch, mit dir ins Gespräch zu kommen.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Interessant. Dann muss der junge Mann aber noch ein bisschen üben.«
Auch eine andere Dame, eine kleine Person undefinierbaren Alters mit streng zurückgebundenen Haaren und Brille, schien sich für den gesellschaftlichen Aspekt des Abends überhaupt nicht zu interessieren. Sie schritt ganz allein mit betont skeptischem Blick durch die Ausstellung und inspizierte meine Gemälde. Etwa so, wie ein TÜV-Prüfer einen alten rostigen Golf begutachtet. Ich konnte wohl von Glück sagen, dass sie keinen Schraubenzieher in der Hand hatte, um mal hier und da prüfend zu kratzen. Ich erinnerte mich, dass sie mir vorgestellt worden war mit dem Hinweis, dass es sich um eine »Künstler-Kollegin« handele. Sie malte angeblich auch und hatte in New York an irgendeinem offensichtlich renommierten Institut bei irgendeinem Malerei-Guru studiert. Was allerdings nichts daran änderte, dass ich weder von der Akademie noch von dem Guru, noch von der »Kollegin« je etwas gehört hatte.
Nach einer Weile kam sie auf mich zu und sagte näselnd: »Also, ich weiß nicht, was ich sagen soll, Herr Glööckler. Es ist mir nicht klar, ob die Idee da war, bevor Sie das Bild gemalt haben, oder ob sich da irgendeine Idee entwickelt hat, während Sie bereits bei der Arbeit waren.« Sie sagte das in dem Tonfall, wie manche Leute im Restaurant behaupten, der Koch habe altes Fett verwendet.
Es war glasklar, dass sie mir durch die Blume zu verstehen geben wollte, dass ich in ihren Augen kein »richtiger« Künstler wäre, weil ich als Autodidakt Kunst nicht studiert habe, sondern sie einfach mache. Mich überraschte das nicht. Gerade in Deutschland trägt man seine kritische Haltung ja gern zur Schau, vor allem, wenn es um »ernste« Angelegenheiten wie Kunst geht. Dabei kommt man sich dann immer sehr intellektuell und gebildet vor.
Nach dem Zusammenstoß mit meinem »Fan« vorhin verkniff ich mir jetzt alle bissigen Bemerkungen und gab ganz neutral zurück: »Wissen Sie, das ist mal so, mal so. Mal kommt die Idee während des Malens, mal ist sie vorher da.« So hatte ich ihr in einer Sekunde allen Wind aus den Segeln genommen.
Neben mir stand allerdings zufällig ein Reporter von einer Stuttgarter Zeitung, der kurz zuvor ein Interview mit mir geführt hatte. Der Schreiber war sofort sehr interessiert und zückte wieder seinen Notizblock. Er verwickelte sie in ein Gespräch, schrieb sich den Namen der Dame und ihren Ausspruch auf. Mir schwante erst mal Böses, denn ich wusste natürlich nicht, was er daraus machen würde. Aber als ich am nächsten Tag die Zeitung aufschlug, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Der Journalist hatte seinen kleinen Artikel mit dem Zitat der Malerin begonnen. Und dann gleich hinterhergeschickt, dass diese Frage so müßig sei wie die nach der Henne und dem Ei. Entscheidend sei das Resultat. Weiter hieß es im Text: Es beschleiche einen der leise Verdacht, dass die Künstlerin XYnicht ganz so erfolgreich sei wie ihr Kollege Glööckler. Der habe zwar genauso wenig wie zum Beispiel Vincent van Gogh Kunst studiert – aber gleich am ersten Ausstellungsabend eine erhebliche Anzahl Bilder verkauft.
In der Vorweihnachtszeit des gleichen Jahres hatte der Stuttgarter Kaufhof eine Verkaufsfläche von zweihundert Quadratmetern leer geräumt und dafür eine große Menge Pompöös-Couture bei uns eingekauft. Zusätzlich wurden im Kaufhaus alle Schaufenster ganz opulent mit Pompöös-Haute Couture dekoriert. Auf die übliche Weihnachts-Deko verzichtete man dafür. Ein ziemlicher Hingucker inmitten einer Fußgängerzone, in der es sonst nur so von Lichterketten, Weihnachtsmännern, Christbäumen, Bethlehem-Sternen und Engeln wimmelte. Auch sonst waren meine Kleider ein starker Kontrast zum sonstigen Angebot im Kaufhaus: Auf den Verkaufsflächen drum herum ging es ziemlich bunt zu und die meisten Kleidungsstücke kosteten um die 50 bis 100 Mark. Meine Couture – in diesem Fall eine Abendkollektion aus schwarzem und sehr edlem Brokat – fing bei etwa 700 D-Mark an, die teuersten Stücke kosteten um die 1800 Mark.
Der Geschäftsführer wollte zur Eröffnung der Verkaufsfläche eine große Party geben und auch Gina Lollobrigida einfliegen. Gina war inzwischen ja schon zum festen Bestandteil meiner Shows und
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