Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
aus meiner Kindheit. Diese Frauen hielten sich für etwas Besseres. Das ist an Orten wie St. Moritz eine sehr verbreitete Haltung: Nur wer echten Pelz, die entsprechende Uhr und damit sein dickes Bankkonto präsentiert, gehört dazu. Und wer sein Selbstbewusstsein allein aus seinem Reichtum zieht, versucht natürlich, um jeden Preis mitzuhalten – da sind den Leuten die Tiere egal.
Die pikierten Blicke wichen dann allerdings neugierigen, als der Direktor auf uns zustürzte. »Herr Glööckler, Herr Schroth, ich heiße Sie ganz herzlich willkommen. Darf ich Ihnen zunächst unser Haus zeigen?« Ich sah förmlich die Gedankenblasen über den Köpfen: Der Hoteldirektor persönlich? Oho! Das muss ja doch jemand Wichtiges sein, und das, wo er doch falschen Nerz trägt. Wie kann das sein?
Das freute mich natürlich – und die Irritation, die ich verursachte, wurde zunehmend größer. Denn bei der Besichtigung war es mal wieder, als käme die Queen zum Staatsbesuch: Die Kellner, das Küchenpersonal, die Rezeptionisten, alle standen sie Spalier und sagten ganz brav »Guten Tag, Herr Glööckler«.
Bei der Besichtigung stellte ich auch fest, dass im ganzenHotel ein Buch auslag über die geplante Modenschau und meine kleine Vernissage am Vorabend. Am Kamin, in den Sitzecken, auf den Zimmern, im Wellness-Bereich, einfach überall. Hotelchef Wiedemann erklärte, dass er das Buch extra hatte drucken lassen – und die Titelseite zierte mein Konterfei. Ich konnte also davon ausgehen, dass auch die Argwöhnischen zumindest mein Gesicht schon gesehen hatten. Vielleicht würden sie jetzt auch einmal einen neugierigen Blick hineinwerfen, um zu erfahren, wer denn der Typ mit dem falschen Nerz war und was er im Palace Hotel machte.
Dieter und ich bekamen eine tolle Suite mit großartigem Blick über das verschneite Tal und einem wunderbaren Marmorbad. Allerdings hatten wir nicht viel Zeit, unser Domizil zu genießen – die Arbeit ging sofort los. Kurz nach uns waren Brigitte Nielsen und Ariane Sommer angereist, die Stars meiner Show.
Im Mode-Spektakel »Schneewittchen auf Eis by Harald Glööckler« würde Brigitte Nielsen die »böse« Königin spielen, Ariane Sommer war mein Schneewittchen. Ariane ist als Berliner Party-Girl bekannt geworden, dabei ist die Diplomatentochter alles andere als oberflächlich, sondern eloquent und gebildet.
Auch meine anderen »Models« waren inzwischen angekommen – keine professionellen Mannequins, sondern Schlittschuhläufer. Natürlich hatten die jungen Leute darum auch keine Modelmaße. Einige waren größer, andere kleiner, und sie waren deutlich muskelbepackter als die Models, mit denen ich sonst zu tun hatte. Aber genauso wie ich der Überzeugung bin, dass jede Frau eine Prinzessin sein kann, weiß ich, dass man mit dem richtigen Make-up, einem guten Stylisten und perfektem Anpassen der Kleider jeden zum Model machen kann. Wir probten alle zusammen in der Eiseskälte im Freien – anders ging es nicht, denn der Eis-Laufsteg befand sich noch im Aufbau.
Auf alle meine Protagonisten warteten Kleider aus fließenden, glänzenden Stoffen, ganz prunkvoll – eben märchenhaft. Wochen vor der Show hatte ich außerdem über das Hotel die Anfrage einer Luxusmarke erhalten, die bei meiner Show Schmuck präsentieren wollte. Obwohl es sich wirklich um eine namhafte Firma handelte, winkte ich ab – denn so etwas ging gegen mein Prinzip, jede meiner Shows alleine zu bestreiten. Meine Mode ist immer ein Gesamtkunstwerk, inklusive Schmuck, Schuhen und sämtlicher weiterer Accessoires. Wer ein Outfit auf einer meiner Shows sieht, soll sicher sein können, zu hundert Prozent Pompöös vor sich zu haben.
Von dem Moment an ging mir aber das Thema Schmuck nicht aus dem Kopf. St. Moritz war sozusagen ein Schmuck-Hotspot. Die ganzen reichen Damen dort waren von oben bis unten mit Klunkern behängt. Aber genau deswegen ließen sich die Gäste mit ein paar Geschmeiden, so phantasievoll die auch waren, nicht leicht beeindrucken.
Und dann hatte ich die zündende Idee: Ich wollte echtes Gold und echte Diamanten zermahlen lassen – als Ganzkörperpuder für die Models. Gold und Diamanten, die nach der Show einfach abgeduscht werden und im Ausguss verschwinden würden. Einfach so. Das hatte es noch nie gegeben. Und dekadenter ging es kaum. Diesen außergewöhnlichen Job übernahm für mich die Firma Gübelin in der Schweiz, die neben Schmuck auch Edelsteine vertrieb.
Das Hotel hatte außerdem für
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