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Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler

Titel: Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stella Harald;Bongertz Glööckler
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mich für oder gegen ein Model zu entscheiden, aber in diesem Fall musste ich total pragmatisch sein. Und vor allem blitzschnell. Während die anderen Designer sich noch am Kinn kratzten und sich nicht entscheiden konnten, hatte ich die jungen Damen kurzerhand an mir vorbeidefilieren lassen. Dabei hatte ich meinen Bauch entscheiden lassen und mir diejenigen herausgepickt, die am elegantesten liefen und die ich mir am besten in meiner Mode vorstellen konnte.
    All diese Mädchen standen nun in der winzigen Backstage, während ich und die Anziehhilfen versuchten, in dieser Engejedes Kleid an die jeweilige Trägerin anzupassen. Dazwischen wuselten die Friseure und die Stylisten herum, um ihren Job zu erledigen.
    An diesem Tag lernte ich, dass es einfacher ist, einen Sack Flöhe zu hüten als hundertzwanzig russische Models. Kaum hatte ich mich umgedreht, hatten sich schon wieder drei Mädchen aus ihren gerade angepassten Modellen geschält – aus Gründen, die man zu den großen Rätseln der Menschheit zählen kann. Andere weigerten sich, bestimmte Kleider anzuziehen, und schleuderten mir als Erklärung russische Sätze entgegen. Das hörte sich alles sehr emotional und engagiert an, war mir aber dennoch vollkommen unverständlich. Andere Models wollten lieber das tragen, was ihre Nachbarin gerade anprobierte. Dann gab es Probleme mit den Schuhen, mit der Unterwäsche, mit den Strümpfen … Und so rannte ich mit der Russisch-Dolmetscherin und einer Anziehhilfe von einer jungen Dame zur nächsten, bewaffnet mit Nadel, Faden und Klebeband, und versuchte, ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen.  
    Zwischendurch musste ich auch noch irgendwann die Zeit finden, mich selbst umzuziehen. Und ausgerechnet, als ich mich gerade bis auf meinen String entblättert hatte, trat Gina Lollobrigida in das unglaubliche Durcheinander. Sie sollte nach bewährtem Konzept die Eröffnungsrede halten – und ich stand vor ihr im Tanga.
    »Entschuldige, Gina«, sagte ich. »Das ist mir sehr peinlich.«
    Doch Gina strahlte wie ein junges Mädchen.
    »Harald, mach dir um mich keine Sorgen …« Sie ließ sich beschwingt auf dem kleinen Sofa in der Backstage nieder, als sei sie nicht dreiundsiebzig, sondern sieben. »… Ich liebe diese Atmosphäre. Mamma mia, fantastico! Das ist wie früher am Filmset. Mach du nur weiter, und lass dich nicht stören. Ich sitze hier einfach und genieße.«
    Und so saß die große Lollobrigida mitten im Geschnatterund Gewusel und schien so glücklich, wie ich sie bislang noch nicht erlebt hatte.
    Die Zeit verrann. Die Weather Girls trudelten ein und begannen, sich für ihren Auftritt fertig zu machen. Plötzlich vibrierten die Kleiderständer, die Haarsprayflaschen und die Gläser auf den Tischen. Man hörte das Geräusch der Rotorblätter eines Hubschraubers. Nur ein paar Minuten später federte Eberhard Diepgen mit sportlichem Schritt in die Backstage. Er sollte die Eröffnungsrede halten, und es war sein Dienst-Helikopter gewesen, der auf einem der umliegenden Gebäude gelandet war.
    Der VIP-Bereich neben dem Laufsteg, wo für die Gäste Tische aufgebaut worden waren, füllte sich peu à peu mit der Berliner Prominenz. Das merkte man daran, dass draußen die Reporter die Namen der jeweiligen Promis brüllten, damit sie sich zur Kamera umdrehten. Währenddessen wurden drinnen die letzten Korsagen geschlossen, die letzten Lidstriche gezogen und die letzten Strähnen in Form gelegt.
    Nun fingen die Leute am Laufsteg auch schon an, »Gina, Gina« zu skandieren. Bald konnte man die Spannung mit den Händen greifen. Eberhard Diepgen schlug den Vorhang zurück, begrüßte uns und ging auf die Bühne, um den Event anzumoderieren. Dann trat Gina nach draußen – der Jubel war ungleich größer. Und als ich dann endlich die ersten Models hinausschicken konnte und ihnen nachsah, wie sie auf dem langen Steg immer kleiner wurden, wurde auch mein Stress immer kleiner – und löste sich mit einem Mal in Luft auf. Das Adrenalin, das eben noch in meinen Adern zirkuliert war, wurde abgelöst durch Glückshormone. Und ich dachte nur eines: Berlin?
    Nach der Modenschau kam Herr Pöhland zu Dieter und mir. Er bedankte sich für »diese wunderbare Show« und sagte:»Berlin braucht Designer wie Sie, hier schmort im Moment alles im eigenen Saft, das kann auf Dauer nicht gut sein!« Und wenn wirtatsächlich nach Berlin wechseln wollten, könne er uns helfen. Er hätte schon alles mit den anderen Verantwortlichen

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