Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
leicht die Leute aus der Fassung zu bringen waren.
Wir sitzen in der Hotellimousine, die uns zum Flughafen in Zürich bringen soll. Von dort soll unser Flug zurück nach Berlin gehen. Während wir so langsam die Serpentinen entlangkurven, sage ich zu Dieter: »So schön das hier ist, jetzt reicht es mir aber für ’ne Weile mit den Bergen.« Ich liebe zwar schöne verschneite Landschaften, aber ich bin kein Skifahrer, wie die meisten Urlauber in St. Moritz. Außerdem drückt mir auf Dauer die dünne Höhenluft aufs Gemüt. Kaum habe ich das zu Dieter gesagt, klingelt mein Mobiltelefon. »Glööckler?« Die Handyverbindung ist schlecht hier oben, es knistert und knackt in der Leitung, und das Gespräch wird immer wieder kurz gestört. Aber ich verstehe immerhin so viel, als dass ich den Veranstalter einer Gala am Apparat habe, die in der nächsten Woche stattfinden soll. Ich verstehe außerdem, dass man auch mich als Stargast einladen möchte. Klingt gut. »Und wo soll das Ganze stattfinden? Das hatte ich leider eben nicht richtig mitbekommen«, erkundige ich mich. Als ich die Antwort höre, denke ich, mich trifft der Schlag.
Nur eine Woche später war ich also ein weiteres Mal auf dem Weg nach St. Moritz. Diesmal wurde ich nicht in einer »einfachen« Limousine vom Flughafen Zürich in den Skiort kutschiert, sondern die Anreise gestaltete sich einen Hauch luxuriöser: Ich saß mit Gina Lollobrigida, die ebenfalls eingeladen war, im Privatjet des Veranstalters. Neben mir klammerte sich die Diva an meinen Arm – gebeutelt von panischer Flugangst. Sie betete in einer Tour »Santa Maria, Santa Cruce« . Und dann wieder von vorn: »Santa Maria …« Angst konnte man bei diesem Anflug zwischen den bedrohlich nahen Bergen allerdings auch bekommen – außerdem sausten wir so tief über die Häuser hinweg, dass einem schon allein davon sehr mulmig werden konnte. Doch wir überlebten.
Am Rollfeld stand schon der Rolls-Royce, der uns zum Palace Hotel bringen sollte, und wir saßen gerade fünf Minuten in den tiefen Polstern des Luxusgefährts, da rief mich schon eine Freundin an. Nur, um mir zu sagen, sie sei gerade auf dieser Dolce & Gabbana-Präsentation und hätte soeben gehört, ich sei mit Gina Lollobrigida im Rolls-Royce unterwegs zum Palace Hotel. Das Tempo, mit dem sich hier Klatsch und Tratsch verbreitete, war wirklich rekordverdächtig.
Im Hotel stand Teatime auf dem Programm. Man hatte nur für Gina und mich einen Riesentisch reserviert, darauf standen Champagner, Schalen voller Konfekt und Platten mit Kaviarhäppchen. An dem Tisch hätten zehn Leute Platz gehabt, aber wir hatten ihn für uns allein. Und das, obwohl die Leute schon Schlange standen, um sich irgendwo niederzulassen und ihren Kuchen essen zu können. Die Kellner bildeten eine Art Security-Ring um uns herum und hielten die Leute davon ab, sich zu uns zu setzen. Nach einer ganzen Weile sagte der Oberkellner zu mir im typisch breiten und langsamen Schwyzerdütsch: »Herr Glööckler, wir müssen uns schon entschuldigen, aber wissen Sie, es ist nicht einfach, hier die Plätze frei zu halten. Sie müssen verstehen, Frau Müller und Frau Meier möchten auch mal gern bei Ihnen und Frau Lollobrigida sitzen.«
Und so ging es weiter. Wo wir auch auftauchten, waren wir die Stars. Gina multiplizierte meine Wirkung, und umgekehrt war es auch ein bisschen so. Auf der Gala erwartete uns ein unglaubliches Blitzlichtgewitter. Wir hatten uns beide für den glamourösen Auftritt dramatisch zurechtgemacht, ich trug einen weißen Maharadschaanzug aus Brokat mit vielen Perlen, und Gina hatte ein schwarzes Paillettenkleid mit weißen Blüten an. Dazu eine Federboa und einiges an Juwelen. Black and White. Ebony and Ivory. Wir waren zweifellos die Attraktion des Abends – einfach, weil wir extravaganter auftraten als die restlichen Anwesenden. Die waren zwar ausnahmslos in teuerstenZwirn gehüllt, aber Mut zu einem eigenen Stil mit Wiedererkennungswert – Mut zur Mode – hatten die allerwenigsten.
Es waren außer uns einige Prominente da, eine davon war die millionenschwere Ivana Trump. Ich hatte sie schon einige Male getroffen, aber wieder war es für mich überraschend, welch nette und gar nicht seichte Gesprächspartnerin sie war. Und wieder dachte ich, wie mich diese verrückte, glitzernde Welt fasziniert, in der vieles nicht so ist, wie es scheint. Im Guten wie im Schlechten. Da ist Herzlichkeit und Tiefe, wo man sie nicht erwartet. Und an anderer
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