Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
Stelle begegnet man Arroganz, die an Unhöflichkeit grenzt und die sich allein auf das dicke Bankkonto gründet. Wobei nicht das dicke Bankkonto an sich etwas Schlechtes wäre, sondern das, was es mit manchen Menschen macht.
Im Palace Hotel bekam ich einmal mit, wie sich eine Frau beim Kellner beschwerte, weil der ihrem Schoßhund ihrer Meinung nach nicht das Richtige serviert hatte: »Mein Boris isst nicht diesen falschen Kaviar, der mag nur den echten.« Über so viel Dummheit kann ich nur den Kopf schütteln. Denn der arme Boris will garantiert überhaupt keinen Kaviar – der will Chappi. Und mir ist eine Frau ohne Geld, aber dafür mit Herz und Charme lieber als so eine überspannte Ziege.
Vielleicht wundert es den ein oder anderen, wenn ich so etwas sage, denn ich werde in der Öffentlichkeit von einigen falsch wahrgenommen. Auch mir unterstellt man schnell Oberflächlichkeit. Aber das ist ein Trugschluss. Es stimmt, ich liebe Luxus, Prunk und Glamour aus tiefstem Herzen seit meiner Kindheit. Ich habe Spaß daran, so wie andere Spaß am Tennis haben oder am Fotografieren. Aber das ist nicht alles: Ich perfektioniere den Glamour. Er ist für mich ein Arbeitsmaterial, ein Rohstoff. Das Element, aus dem ich meine pompööse Welt herstelle.
Doch ich setze Glamour niemals dazu ein, mich als etwas Besseres zu fühlen. Protzen ist mir vollkommen fremd. Darummag ich den Adel so – für Adlige ist Luxus etwas, das man genießt. So kenne ich das ja schon aus meiner Kindheit: Luxus und schöne Dinge waren sowohl für Mamas Freundin Anita als auch für meine Tante Katharina etwas Natürliches. Etwas, das man schätzt, aber nie etwas, das man vor sich herträgt wie eine Trophäe. Genauso ist Glamour auch für mich kein Statussymbol, ich lebe ihn. Das ist der Unterschied. Und das ist auch mein Geheimnis.
BLANKE BUSEN UND FIDEL CASTROS STRÜMPFE
N un waren wir also offiziell in Berlin und viel zu oft nicht in der Stadt. Nach meiner Geburtstagsparty Ende Mai 2000 hatte es zwar sehr schöne Shows in der Hauptstadt gegeben, aber die meisten davon waren vergleichsweise überschaubar. Dazu gehörte eine Modenschau mit Erina Prinzessin von Sachsen im Interconti, bei der die über Siebzigjährige den Laufsteg gestürmt hatte, aufgemacht wie die britische Kultautorin Dame Barbara Cartland. Der Tag stand in ganz Berlin im Zeichen des Vereinigten Königreichs, denn am gleichen Tag war die Queen in der Hauptstadt zu Besuch gewesen – und die heute -Nachrichten im ZDF hatten ihren Bericht am Abend mit unserer Schau und dem Auftritt der Prinzessin eingeleitet.
Außerdem fand Ende Juni 2001 eine Vernissage mit meinen Bildern und denen der philippinischen Künstlerin Jane del Rosario of Beverly Hills im Ku’damm-Karree statt. Die größte Geschichte war meine zweite Beteiligung am »Großen Q« im August 2001 gewesen. Dieses Mal war ich mit Brigitte Nielsen den über einen Kilometer langen Catwalk entlanggeschritten, beide von Kopf bis Fuß in Rot gewandet. Als ich Brigitte auf der Hälfte des Laufstegs hochgehoben und den Rest des Weges getragen hatte, waren die ganzen Hunderttausend Zuschauer begeistert ausgeflippt. Das Bild hatte ich am nächsten Tag in allen Zeitungen gefunden.
Trotz dieser Event-Juwelen wurde es Ende 2001 höchste Zeit, ein pompööses Zeichen in der Hauptstadt zu setzen. Ein Signal, das man in der ganzen Bundesrepublik sehen würde. Inzwischen hatten wir uns eingelebt, und falls es tatsächlich nochjemanden gab, der nicht mitbekommen hatte, dass Pompöös mittlerweile in Berlin residierte, jetzt sollte er es erfahren. Nach dem Horror des 11. September und mitten in der Wirtschaftskrise sehnten sich die Menschen mehr denn je nach einer anderen, märchenhaften Welt. Eben so einer, wie ich sie mit meiner Mode erschaffe.
Wir planten eine große Vorweihnachts-Show im Dezember im Ballsaal des Hotel Adlon. Dabei wollte ich vor allem festliche Abend-Couture zeigen. Dieter und ich verschickten dreihundert exklusive Einladungen. Davon war die eine Hälfte noch ein bisschen exklusiver, weil sie auch für ein anschließendes Gourmet-Dinner des Spitzenkochs und Adlon-Küchenchefs Karlheinz Hauser galt.
Als Starmodel ließ ich ein weiteres Mal Brigitte Nielsen aus Los Angeles einfliegen. Auch Gina Lollobrigida reiste wieder aus Rom an, um den Abend zu eröffnen. Statt professioneller Models wollte ich diesmal ausschließlich Prominente auf den Laufsteg bringen. Ich hatte als Mannequins so unterschiedliche Damen wie
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