Hard Man
dass du meinst?«
»Es ist die einzig sichere Möglichkeit.«
»Wenn wir schon keinen Leibwächter für May finden«, sagte Flash und rieb sich die Schulter, »wie sollen wir dann jemanden überreden, Wallace umzubringen?« Er schaute seinen Vater an.
Nun ja, das war eine gute Frage. Jacob hatte daran gedacht, Cooper zu bitten, ob er nicht mit seinem Freund Park reden könnte. Park war ein Auftragskiller. Okay, nicht offiziell, aber es war ein offenes Geheimnis. Momentan saß er im Bau, war zusammen mit Cooper eingefahren, doch vielleicht kannte er jemanden in der gleichen Branche. Keine Ahnung, ob Auftragskiller untereinander Kontakte pflegten. Jacob hatte daran gedacht, die Drecksarbeit selbst zu erledigen. Aber Wallace kaltzumachen, so verlockend es auch sein mochte, war nicht so einfach, wie es vielleicht den Anschein hatte. Nahe genug ranzukommen war womöglich noch drin. Die Sache durchzuziehen war ganz was anderes.
Flash hatte eindeutig den gleichen Gedanken. »War ziemlich klar, dass wir es waren.«
Norrie schaute ihn an. »Wallace hat massenhaft Feinde.«
»Sag das mal der Polizei, Norrie«, sagte Jacob. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie die Nacht im Gefängnis verbracht hatten. Wallace bedroht sie, sie verteidigen sich und sind dann auch noch die, die bestraft werden. Ist das Gerechtigkeit?
Kein Wunder, dass Wallace quer über sein Babyface grinste.
Vielleicht war Norries Überlegung ja richtig. In den Müll mit Plan A, und Plan B ausführen. Sie waren am Ende der Fahnenstange.
Es kam nur drauf an, jemanden zu finden, der den Job erledigte. Ging es darum nicht immer?
»Vielleicht könnten wir ja Wallace das Geld anbieten, unter der Bedingung, dass er sich endgültig verpisst«, sagte Flash.
»Und du traust ihm, dass er seinen Teil der Abmachung einhält?«, fragte Jacob. »Vermutlich nicht.«
Da war noch mehr. Jacob sah, dass Flash noch nicht fertig war. Er setzte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Arme übereinander und wartete ab.
Nach ein bisschen Lippenkauen und einem kurzen Zupfen an seinem goldenen Ohrring sagte Flash: »Vielleicht können wir ja Pearce überreden. Vielleicht…«, er brach ab, bis Jacob ihn mit einem kurzen Kopfschütteln aufforderte, fortzufahren, «… sollten wir ihn ein bisschen mehr unter Druck setzen.«
Das Gleiche hatte Jacob auch schon gedacht. Die Frage war bloß, wie? Pearce war genauso tough wie Wallace, vielleicht sogar noch tougher. Deshalb hatte Jacob den Gedanken verworfen. »Pearce zu drohen führt zu überhaupt nichts.«
»Das hängt von der Drohung ab«, sagte Flash.
Jacob schaute Norrie an. »Was meinst du?«
»Nee«, sagte Norrie.
»Ich bin Norries Meinung«, sagte Jacob. »Entweder Wallace wird umgebracht oder gar nichts.«
REVOLVER
Jacob beobachtete May durchs Fenster. Ihre Haare waren noch immer feucht vom Schwimmen. Sie sprach mit dem Hund oder vielmehr mit dem Erdhügel, unter dem Louis tot und begraben war. Sie hatte nicht ein einziges Mal geweint, was Jacob Sorgen machte. Norrie stand mit gesenktem Kopf neben ihr.
Jacob drehte sich zu seinen Söhnen um. »Ich wird’s machen«, sagte er.
»Auch wenn wir damit einverstanden wären«, sagte Flash, »du kannst ihn nicht umbringen.« Flash hatte Rog beiseitegenommen und ihn in alles eingeweiht, was er versäumt hatte, als er mit May unterwegs war. Rog fand auch, dass Wallace umzubringen eine gute Idee war.
»Wieso nicht?«, sagte Jacob.
»Dad, das weißt du genau. Du wirst geschnappt und kommst ins Gefängnis.«
»Und du meinst, das ist ein zu hoher Preis? Wie kannst du so was sagen, Flash? Wie kannst du einen Preis für das Leben von Mays ungeborenem Kind nennen?«
Flash senkte den Blick. Jacob wusste, dass es darauf keine Antwort gab. Und sein Sohn wusste es auch. Ja, beide Söhne wussten es.
»Meinst du, du schaffst das, Dad?«, fragte Rog. »Meinst du wirklich, dass du abdrücken kannst?«
Jacob schaute auf seine Hände. Altmännerhände. Knotig und dick geädert, und immer mit einem leichten Zittern.
Konnte er es? Früher mal, na klar. Aber heute? Ehrlich gesagt, wusste er es nicht. »Es gibt nur eine Möglichkeit, es rauszufinden.«
»Dad«, sagte Flash. »Ich mach es.«
Jacob stattete Cooper einen Besuch im Gefängnis ab. Er war erstaunt, dass der Besuchsraum eine offene Fläche war. Er hatte Abtrennungen erwartet und dass er mit Cooper über Telefon würde sprechen müssen. Aber sie saßen an einem Tisch. Sie konnten sich anfassen, wenn sie
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