Hard Man
er schon sein ganzes Leben lang angesehen hatte. Der Bus fuhr los. Als er vorbeikam, riet ein Reklameband an der Seite Rog, seinen Zing in seinem Ding zu behalten. Er hatte keine Ahnung, wofür es warb. Oder in welchem Ding er seinen Zing behalten sollte. Es machte ihn traurig, dass er es womöglich nie erfahren würde.
Flash stupste ihn an. »He, ich rede mit dir.«
Mit einem Mal war Rog sauer. Er mochte es nicht, in die Rippen gestupst zu werden, unter normalen Umständen hätte er Flash allerdings damit durchkommen lassen. Scheiße, er stand voll unter Stress. »Lass das, verflucht noch mall«, sagte er. Eine Überreaktion. Aber er konnte nichts dagegen machen. Sah wieder diesen Wahnsinnsarsch vor sich. Die Holzlatte. Einen rostigen Nagel. Heilige Scheiße, er war selber schon total versaut.
»Okay, dann pass aber auch auf, verflucht, verga. Du machst mich runter, weil ich mir muchachas angucke, und dann bist du fünf Minuten später selber am Pennen. Hast du auch nur ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe?«
»Pass auf, wen du hier ‘nen Penner nennst.« Da war es wieder. Er konnte es sich nicht verkneifen, sich zu kabbeln. Wenn es ernst wird, nimm der Situation die Schärfe. Brich die Spannung mit Humor auf. So wie sie es immer gemacht hatten, so wie sie aufgewachsen waren. Kannten gar nichts anderes. Was die ganze Sache noch schwerer machte.
»Weißt du was?«, sagte Flash. »Ich glaub, die haben dir voll ins Gehirn geschissen.«
Rog boxte ihn auf den Arm. »Ich hab dickere cojones als du.«
»Alle Achtung«, sagte Flash. »Cojones. Sehr gut.«
Rog war sich im Klaren darüber, dass er mehr Zeit darauf verwenden könnte, sich einen narrensicheren Plan zu überlegen, wie er mit dem, was sein Vater Plan B nannte, davonkam. Aber wozu eigentlich? Irgendwann würde er geschnappt werden. Es war sinnlos, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Wenn er seinen Schwager umbrachte, würde man ihn dafür einbuchten. Und zwar lange. Basta.
Es sei denn, er erschoss sich danach. Er hatte nur noch vierundzwanzig Stunden Zeit, das Ganze zu durchdenken, denn morgen würde er es tun.
Am anderen Tag drückte Rog die Klingel zur Wohnung von Wallace. Ein leichter Windhauch kitzelte ihn im Nacken, die Kanone hatte er hinten in die Hose gesteckt, wo sie sich ihm ins Ende der Wirbelsäule drückte. Am liebsten wäre er weggelaufen. Wie ein kleiner Junge. Aus Angst vor dem, was ihm bevorstand. Sei nicht so ein Scheißjammerlappen. Er musste sich wirklich vor sich selber schämen.
Flash hatte er erzählt, er würde eine Weile warten. Noch mal drüber nachdenken. Jetzt wünschte sich Rog, es wäre die Wahrheit gewesen.
Wallace öffnete die Tür. Er wirkte noch größer als beim letzten Mal, da Rog ihn gesehen hatte. Und älter. Hatte viel weniger von einem Babyface. Wirkte eher verkniffen. »Du solltest nicht hier sein«, sagte Wallace. »Es sei denn, du bist lebensmüde.«
Er wusste es. Irgendwie wusste der Wichser es.
Wallaces Augen, die durch die Gläser seiner Brille vergrößert wurden, waren stumpf. Freudlos. Kein Funkeln, keine Spur von Humor. Als hätte jemand ihnen den Glanz ausgesaugt. Einen winzigen Moment lang hätte Rog ihn am liebsten in den Arm genommen. Ihm gesagt, was er tun würde, sich entschuldigt und dann erklärt, dass es nun mal sein musste. War das nicht total bescheuert? Wobei, na ja, sie hatte mit einem anderen geschlafen, und sie war mit Wallace verheiratet, und Rog hatte sie dafür ziemlich streng ausgeschimpft. Nicht dass er ihr in den Rücken fallen wollte. Aber er konnte sich doch nicht bei Wallace entschuldigen, bevor er ihn erschoss, oder? Das war lächerlich, und er war nervös, und deshalb dachte er nicht klar.
Vor zehn Minuten hatte er Wallace in seinem Range Rover nach Hause kommen sehen. Beobachtet, wie er draußen geparkt, den Wagen abgeschlossen, die Haustür geöffnet hatte. Das Übliche, mit anderen Worten. Es war Freitag, und da machte er gerne früher Feierabend. Mays Abgang hatte daran nichts geändert.
»Was willst du?«
Rog hatte einen Frosch im Hals. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Er musste das jetzt durchziehen. Die Knarre hatte er sich ganz einfach geklemmt, verdammt. Er hatte nicht daran gedacht, danach zu fragen. Er wusste, dass sein Dad es bei ihm genauso wenig zulassen würde wie bei Flash. Hielt nicht viel von ihren Fähigkeiten in Sachen Mord. Dad rechnete allerdings nicht damit, dass Rog versuchen könnte, seine schöne neue Kanone zu klauen. Und da Dad Flash
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