Hard Man
vorstellte, wie er in seine Handfläche eindrang.
Wenn ihm nicht bereits übel gewesen wäre, dann wäre es spätestens jetzt so weit. Aber klar, so richtig wohl war ihm schon jetzt nicht. Wo er schon so lange in diesem Loch saß, da war es kein Wunder, dass er nicht mehr wusste, welcher Tag gerade war, wo er von Wallace zu essen bekam, wenn dem danach war, Wasser bekam, wenn es Wallace danach war. Jesus war kotzübel, genau genommen. Was hatte Wallace grade gesagt? Er hatte was in den Tee getan. Jesus schaute zu Pearce hinüber, zu dem Kronleuchter über der Bank, an die er gefesselt war. Der Kronleuchter bewegte sich hin und her wie ein schimmerndes Wesen aus dem Meer. Die Wand dahinter wirkte gemasert. Er konnte die ganzen kleinen Linien sehen, und die wackelten. Wie Sinuswellen. Hm?
Das Wummern war wie ein großer Ball, von dem Jesus sich sicher war, dass er ihn fangen könnte, wenn er nur die Hände frei hätte. Aber er hatte sie ja frei. Was dachte er denn da?
Wumm! Noch mal. Flutsch! Genau in seine Hand. Einfach so.
Seine Hand fühlte sich anders an. Allerdings konnte er den Unterschied nicht festmachen. Nein, doch, nein.
Doch, es fühlte sich an, als trüge er Handschuhe. Er ließ den Ball fallen, den er in seiner Einbildung gefangen hatte, und der fiel lautlos zu Boden.
Wieder Stille. Wallace stand wieder auf und wischte sich die Stirn. Seine Brille sah aus, als würde sie vor seinem Gesicht schweben. Er bückte sich wieder, und erneut gab es einen Wums.
Wie viele Nägel wollte der gute alte Schachtelteufel Wallace denn noch in das Ding reinjagen?
Jesus hörte jemanden beten und murmelte mit. Keine Ahnung, wie die Worte lauteten, aber er folgte dem beschwörenden Rhythmus des Singsangs. Er fragte sich, ob der andere Typ zu Gott betete oder zu ihm selbst. Denn er war ja jetzt Jesus. Das war komisch, doch er lachte nicht, weil es eigentlich überhaupt nicht komisch war. Laut Wallace.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Vorschlaghammer: Er würde gekreuzigt werden. Er hatte es schon früher gewusst, aber nicht akzeptiert. Jemand würde ihn retten. Wallace würde Mitleid mit ihm bekommen und beschließen, es doch nicht durchzuziehen.
Ihm war nach Kichern zumute. Andererseits war ihm gar nicht danach zumute, also, so gefühlsmäßig. Ihm war nach Weinen zumute. Ergab das einen Sinn? Er war total verdreht irgendwie. Vergiftet, richtig?
Jemand hatte Mays Hund umgebracht. Mays Hund. Jemand hatte den Hund von Pearce umgebracht. War Jesus das gewesen? Hatte er das getan?
Näherte sich dem Tierheim. Eine einsame Wolke am Himmel in Richtung Fife. In der Hitze juckte es ihn im Nacken. Das Geräusch von einem Dutzend bellender Hunde.
Katzen gab es auch hier. Katzen konnte er nicht ausstehen.
Zurückschalten. Sofort.
Wallace baute gerade das Kreuz. Das war’s, das ganze Holz und die Werkzeugkiste und die Nagelpistole und das ganze Zeug. Jesus hatte das vage Gefühl, er hätte das bereits gestern alles auf die Reihe gekriegt. Wirklich? War er schon so lange hier? Aber so lange war das doch gar nicht, oder?
Das alles hörte sich allerdings vertraut an.
Wo war er?
Spielte eigentlich gar keine Rolle, oder?
Winzige Pelzfiguren säumten die Adern auf seinem Handrücken. Wirklich. Er konnte sie sehen. Nicht durch die Haut, sondern im Kopf. Er hatte keinen Schimmer, wie seine Hand in seinen Kopf kam, aber da war sie.
Peng! Er hörte den Laut, bevor er erfolgte. Kaum einen Sekundenbruchteil. Er wusste zwar nicht wie, doch er hörte ihn. Komisch.
Der Kopf von Wallace erschien wieder. Von der Staubmaske war nichts mehr zu sehen. Und die Brille hatte er auch abgenommen und zeigte seine lächerlich blauen Augen. Sie waren BLAU, genau so, in Großbuchstaben, und es schmerzte, sie anzuschauen. »Wie fühlst du dich jetzt, Jesus?«
Jesus versuchte zu sprechen, brachte aber nicht die nötige Energie auf. Versuchte es erneut und brachte heraus: »Komisch.« Hörte sich an wie die Stimme von jemand anderem. Sie kam aus seiner Nase, schlängelte sich um sein Kinn und drang in sein linkes Ohr.
»Was hast du ihm gegeben?«, fragte Pearce.
»Schon mal von Psylocybin gehört?«, sagte Wallace.
»Magic Mushrooms?«, sagte Pearce.
»Sehr gut, Pearce. Hätt ich dir gar nicht zugetraut. Ich hab da ‘ne ordentlich starke Portion Psylo-Tee zusammengebraut. Und Big J da hat die ganze Ladung runtergeschluckt wie ’n durstiges Baby. Dich konnte ich nur kurz mal nippen lassen, Pearce. Solltest mir dankbar sein dafür. Fängt die
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