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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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weg. Und jetzt war das Mädchen ebenfalls weg.
    Verdammt. Jack Nestor zündete sich eine Zigarette an und dachte, an die Backsteinwand gelehnt, nach, was er jetzt tun sollte.
    Die Antwort, entschied er, war, abzuwarten.
    In der Nacht zuvor hatte er nicht gut geschlafen. Die lange Fahrerei. Und wieder die Bilder. Sie hatten ihn geweckt, und er hatte im Bett gelegen und daran gedacht, dass er jetzt, wo er Randy Boggs umbringen wollte, etwas finden musste, was ihn gegen diesen aufbrachte. Da gab es nicht viel. Er war kein Nigger, keine Schwuchtel, kein Chicano. Er beleidigte einen nicht. Er wollte einem nicht die Frau ausspannen.
    Nestors Hand wanderte zu seinem Bauch, und er quetschte die glänzende Narbe. Das imaginäre Jucken kroch irgendwo in seinem Bauch herum. Dann entschied er, dass Boggs’ Sünde darin bestand, dass er ein Loser war, mit einem ganz großen L. Nestor lächelte. Das reichte als Grund völlig aus, um den Scheißkerl zu jagen und alle zu machen.
    Gut. Das war erledigt.
    Es war eine milde Aprilnacht, und der Himmel war von einem seltsamen Leuchten erhellt, von dem man nicht sagen konnte, woher es kam. Von den ganzen Straßenlaternen wahrscheinlich. Und von den Lichtern der Autos und Taxis und Bürogebäude und Läden … Das ließ ihn an all die Gebäude in der Stadt denken, in denen es natürlich auch Restaurants gab. Und das erinnerte ihn daran, dass er einen Mordshunger hatte.
    Und dann, als er gerade gehen wollte, um sich einen Burger zu holen, war da das Mädchen! Sie wanderte langsam über das Dock auf das Hausboot zu und betrachtete die schwelenden Trümmer. Sie hatte wieder solche verrückten Klamotten an – schwarzer Minirock, Boots, zwei T-Shirts, eines knallrot, das andere gelb. Über der Schulter hing eine große Tasche, aber sie war so nett, sie abzusetzen und sich mit den Händen in den Hüften hinzustellen und zum Boot zu schauen. Sie ging weiter nach vorn, um etwas in dem verbrannten Müll in Augenschein zu nehmen, dem sie gedankenlos einen Tritt versetzte. Dann ging sie zu dem gelben Absperrband, umfasste es mit den Händen und stand mit gesenktem Blick da, als würde sie beten.
    Nestor zog die Pistole aus der Jackentasche und schaute sich um. Autos brausten vorbei, und am Ufer spazierten ein paar Menschen, aber niemand war in seiner Nähe. Die Sonne, ein riesiger Batzen orangefarbenen Feuers, ging rasch direkt vor ihm unter. Er konnte sehen, wie sie hinter dem verkohlten Gerippe des Hausbootes Stück für Stück hinter Hoboken verschwand.
    Nestor zielte. Er behielt beide Augen offen; er wollte nicht blinzeln. Es war ein Schuss über fünfundsiebzig Meter, und er wünschte, er hätte ein Schulterstück gehabt. Da dies aber nicht der Fall war, stützte er sich fest an der Backsteinwand ab, beugte den Arm und setzte die Pistole in dem V zwischen Bizeps und Unterarm an. Er stellte das Visier ein und ging noch einen Millimeter höher, um die Entfernung auszugleichen. Es war windstill.
    Er hielt den Atem an.
    Absolute Stille.
    Dann: Der letzte Sonnenstrahl versank hinter dem Horizont.
    Ein Auto raste vorbei und hupte.
    Das Mädchen drehte sich um.
    Jack Nestor feuerte zwei schnelle Schüsse ab, deren scharfer Knall sich über das Wasser ausbreitete, kurz widerhallte und dann verklang.
    Er hatte zuerst auf ihren Rücken, dann auf ihren Kopf gezielt. Beide Kugeln trafen sie. Die erste schlug hoch in ihrer Schulter ein. Die zweite erwischte sie in der Bewegung, als sie sich umdrehte. Auf ihrer Wange sah er eine blutige Wolke, wie Rauch.
    Sie stürzte zu Boden wie ein Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte.
    Nestor ging rasch zurück zum Wagen. Unterwegs überlegte er es sich anders. Ein Burger würde jetzt nicht mehr reichen. Er beschloss, nach dem dicksten Steak zu suchen, das er in dieser verfluchten Stadt auftreiben konnte.

29
    Zuerst dachte Randy Boggs, er sei von der Bank betrogen worden.
    Mit Geldinstituten hatte er noch nie gut gekonnt. Obwohl er noch nie eine überfallen hatte, hatten verschiedene Sparkassen und Banken (mit nichts weniger als dem Wort ›Trust‹ im Namen) in Georgia und Florida die Hypotheken auf Häuser seiner Familie gekündigt, nachdem sein Vater verschiedene Hypothekenzahlungen versäumt hatte.
    Er verfügte daher über eine gewisse Neigung zum Misstrauen.
    Und als das schöne Mädchen hinter dem Schalter ihm elf winzige Häufchen Bargeld überreichte, die so dünn waren, dass sie aussahen wie Kinderbauklötzchen, dachte er in einem Anfall von

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