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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Kindergeschichte abfuhr. Sie gingen auf der Christopher Street weiter, dann am äußersten Zipfel von Greenwich entlang und schließlich auf die 8 th Street. Sie war im letzten Jahr beachtlich heruntergekommen. Noch mehr Graffiti, noch mehr Müll, noch mehr unausstehliche Gören. Aber, mein Gott, die Schuhläden – mehr Gelegenheiten, billige Schuhe zu kaufen, als irgendwo sonst auf der Welt.
    Sie gingen in Richtung University Place, vorbei an Dutzenden schicker, schwarz gekleideter Studenten der New York University. Rune machte einen Umweg. Sie blieb vor einem leeren Schaufenster stehen. Über der Tür hing ein Schild: Washington Square Video.
    »Da hab ich mal gearbeitet«, erzählte sie Courtney. Das kleine Mädchen spähte durch die Scheibe.
    Im Fenster stand noch ein anderes Schild, ein gelber Karton: Zu vermieten, alles inklusive.
    Genau wie mein Leben, dachte sie. Zu vermieten, alles inklusive.
    Sie gingen zum Washington Square Park, wo sie sich Hot Dogs kauften, und dann weiter durch SoHo bis nach Chinatown.
    »Hey«, sagte Rune mit einem Mal, »willst du mal was Hübsches sehen?«
    »Ja, hübsch.«
    »Komm, wir schauen uns ein paar Tintenfische an.«
    »Ja!«
    Rune führte sie über die Straße zu einem riesigen Fischmarkt unter freiem Himmel auf der Canal Street. »Das ist wie ein Zoo, nur dass die Tiere sich nicht so viel bewegen.«
    Darauf fiel Courtney allerdings nicht herein. »Eklig«, sagte sie über den Tintenfisch und wurde dann vom Standbesitzer angebrüllt, als sie einen Zackenbarsch anstupste.
    Rune schaute sich um. »Oh, he«, sagte sie, »ich weiß, wo wir sind. Komm mit – ich zeig dir was total Tolles. Ich bring dir was über Geschichte bei, und wenn du mit der Schule anfängst, dann kippen alle aus den Latschen, wie viel du schon weißt.«
    »Ja. Geschichte mag ich.«
    Sie gingen durch die Centre Street, vorbei an dem schwarzen Family Court Building. (Rune schaute über den Platz zu dem Strafgerichtsgebäude und dachte an Boggs. Sie spürte, wie die Wut sie übermannte, und wandte rasch den Blick ab.) Kurz darauf standen sie vor dem Verfassungsgericht von New York in der Centre Street Nr. 60.
    »Das ist es«, verkündete Rune.
    »Ja.« Courtney schaute sich um.
    »Das hier hieß früher Five Points. Vor hundert Jahren war das die schlimmste Gegend in ganz Manhattan. Hier haben die Whyos rumgehangen.«
    »Was ist ein Whyo?«
    »Eine Gang, die schlimmste Gang, die es je gab. Irgendwann les ich dir abends mal was als Gutenachtgeschichte vor.«
    »Ja!«
    Dann fiel Rune jedoch wieder ein, dass ihr Exemplar von New York Gangs jetzt Asche war, und fragte sich, woher sie ein neues bekommen sollte. »Die Whyos waren echt hart«, sagte sie. »Man konnte ihnen nur beitreten, wenn man ein Mörder war. Die haben sogar eine Preisliste aufgestellt – du weißt schon, wie eine Speisekarte, wie viel es kostet, jemanden abzustechen oder ihn ins Bein zu schießen oder umzubringen.«
    »Igitt«, sagte Courtney.
    »Du hast doch schon alles über Al Capone und Dutch Schultz gehört, stimmt’s?«
    »Hm-mh«, sagte Courtney zustimmend.
    »Aber die waren gar nichts im Vergleich zu den Whyos. Danny Driscoll war der Anführer. Über den gibt’s eine tolle Geschichte. Er war in ein Mädchen namens Beezy Garrity verliebt – ist das nicht ein toller Name? Ich würde mich gern Beezy nennen lassen.«
    »Beezy.«
    »Und so ein Gangrivale, Johnny Soundso, der hat sich auch in sie verliebt. Danny und er hatten ein Duell in dem Tanzschuppen oben an der Straße. Sie zogen ihre Knarren und ballerten los.« Rune feuerte ein paar Schüsse mit ihrem Finger ab.
    »Peng, peng! Und rat mal, wer erschossen wurde.«
    »Beezy?«
    Rune war beeindruckt. »Du hast’s erfasst.« Dann runzelte sie die Stirn. »Danny war ziemlich fertig deswegen, schätze ich, aber es kam noch schlimmer, weil sie nämlich ihn für den Mord an seiner Freundin aufgehängt haben. Gleich da drüben«, zeigte Rune. »Dort drüben waren ›The Tombs‹. Das alte Gefängnis. Haben ihn glatt aufgehängt.«
    Na, jetzt hatte sie jede Menge Zeit, um ihre Dokumentation über die alten Gangs zu machen. Sie wünschte, das hätte sie gleich gemacht. Die hätten sie nicht belogen. Nee, Slops Connolly hätte sie im Leben nicht verraten. Sie waren Ganoven und Abschaum, darauf wettete sie, aber damals hatten Gauner noch Ehre im Leib gehabt.
    »Komm, Schätzchen«, sagte Rune und ging los in Richtung Mulberry Street. »Ich zeig dir, wo English Charley den letzten großen

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