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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ist. Wie ich sehe, haben Sie sich den Mund schon in Fransen geplappert.« Sie wedelte mit dem Arm in Richtung Zeitung.
    »Ich hab gar nichts gesagt«, sagte Rune. »Das muss die Polizei den Reportern erzählt haben.«
    »Nun gut, ich sage nur, dass der Sender deswegen tief in der Scheiße sitzt und dass wahrscheinlich Köpfe rollen werden. Wenn Sie das für alle noch schwerer machen, weil Sie den Mund nicht halten können, dann können Sie sich auf eine dicke, fette Klage gefasst machen. Haben Sie mich verstanden?«
    Rune nickte.
    Es folgte eine lange Pause, die schließlich von Sutton beendet wurde. »Gut, ich denke, das war’s. Sie sind hier raus.«
    Rune starrte sie fassungslos an. »Einfach so? Heute?«
    »Tut mir Leid, Rune«, sagte Maisel. »Ja, heute. Auf der Stelle.«
    »Und nehmen Sie bloß keine Akten oder Kassetten mit«, fügte Sutton hinzu. »Die sind unser Eigentum.«
    »Sie meinen, ich soll zurück zu meiner Arbeit bei O&O gehen?«
    Sutton schaute sie mit ungläubigem Lächeln an.
    »Sie meinen, ich bin, irgendwie, total gefeuert.«
    »Irgendwie total«, sagte Sutton.
     
    Sam Healy wachte um acht Uhr am nächsten Morgen auf, als Courtney eine Schachtel Raisin-Bran-Flocken in ihr gemeinsames Bett entleerte.
    Die Geräuschkaskade weckte Rune nicht auf.
    »Herrje«, murmelte Healy und schüttelte ihren Arm. Er drehte sich um. Rune schlug die Augen auf. »Was’n das für’n Geräusch? Das Knirschen?«
    Courtney stand vor dem Bett und schaute mit gerunzelter Stirn auf die Flocken nieder.
    Rune schwang die Füße über die Bettkante. Ihre Beine waren mit Körnern übersät. »Courtney, was hast du gemacht?«
    »Tut mir Leid«, sagte das kleine Mädchen. »Verschüttet.«
    »Ich geh in Adams Zimmer«, sagte Healy, der zwei Stunden zuvor von der Bereitschaft nach Hause gekommen war, und verschwand.
    Rune schöpfte das Müsli auf und wischte es sich von den Beinen, um es wieder in die Schachtel zu schütten. »Das kannst du doch besser. Komm schon.«
    »Das kann ich besser.«
    »Sieh nicht so verflucht goldig aus, wenn ich mit dir schimpfe.«
    »Verflucht goldig«, sagte Courtney.
    »Jetzt komm.« Rune stapfte in die Küche. Sie goss Saft ein und bereitete Schalen mit Müsli und Kaffee zu. »Gehen wir in den Zoo?«, fragte Courtney.
    »Morgen. Ich muss vorher noch was erledigen. Kommst du mit?«
    »Ja, ich komm mit.« Sie hielt die Hand hoch. »Fünf.«
    Rune seufzte, dann hob sie die Hand. Das kleine Mädchen schlug ein.

28
    Eine halbe Stunde später stiegen Rune und Courtney an der West 4 th aus einem Zug der E-Linie und machten sich auf den Weg durch die Christopher Street zum Ufer. Am West Side Highway blieb Rune stehen, holte tief Atem, um Mut zu schöpfen, dann bog sie kurz entschlossen um die Ecke, um den Schaden an ihrem verflossenen Zuhause zu inspizieren.
    Das Hausboot schwamm noch, aber es sah aus, als sei eine Ladung verbrannten Holzes auf Deck abgeladen worden; zersplitterte, glänzende Scheite wassergetränkter Holzkohle ragten in die Luft. Noch immer hing ein Rauchschleier über dem Pier und ließ alles – das Hausboot, die Trümmer, die Mülltonnen, den Maschendraht – verschwommen erscheinen. Das Ende des Piers war fünfzehn Meter vor der Stelle, wo das Boot wie ein Kriegsschiff, das eine Seeschlacht verloren hatte, auf dem Wasser dümpelte, mit gelbem Band abgesperrt. Rune erinnerte sich, wie aufgeregt sie gewesen war, als sie das Hausboot fünfzig Meilen nördlich von hier zum ersten Mal auf dem Hudson hatte schwimmen sehen.
    Und nun ein Wikingerbegräbnis.
    Sie seufzte und winkte dem Verkehrspolizisten auf dem Fahrersitz eines Streifenwagens. Er war ein Freund von Healy vom sechsten Revier, dem Sitz des Bombenkommandos.
    »Schau dir das an«, rief sie.
    »Tut mir Leid, Süße. Ein paar von uns fahren ab und zu zum Aufpassen vorbei, bis du dein Zeug rausgeholt hast.«
    »Tja, falls noch was übrig ist.«
    Es war noch etwas übrig, aber der Gestank und der Rauch waren so übel, dass sie nicht das Herz hatte, die Sachen durchzusehen. Außerdem war Courtney unruhig und kletterte ständig auf den Pfählen herum.
    Rune nahm sie bei der Hand und führte sie wieder zur Christopher Street.
    »Was ist das?«, fragte Courtney und deutete auf ein Schild in einem Schaufenster, das für Safer Sex warb. Es zeigte ein Kondom.
    »Ein Ballon«, sagte Rune.
    »Ich will einen.«
    »Wenn du älter bist«, antwortete Rune. Die Worte kamen automatisch, und sie erkannte, dass sie echt auf diese

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