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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sie.
    »Wo wohnen Sie?«, fragte Boggs.
    Hausboote erfordern eine Menge Erklärungen. »In Manhattan«, sagte sie.
    »Dort können Sie’s aushalten? Ist verrückt da.«
    »Ich würd’s nirgendwo anders aushalten.«
    »War nie lange dort. Bin da nie klargekommen.«
    »Wieso sollte man irgendwo wohnen, wo man klarkommt?«, fragte sie.
    »Da haben Sie vielleicht nicht Unrecht. Aber Sie reden mit einem, der da so ’n paar Vorurteile hat. Ich komm in die Stadt, und was passiert? Ich werd wegen Mord hochgenommen …«
    Er lächelte und schaute sie eindringlich an. »So, Sie sind also Reporterin. Haben Sie das immer werden wollen?«
    »Ich hab da so ’nen Hang zu Filmen. Ich denke, ich will Dokumentarfilme drehen. Im Augenblick arbeite ich für diesen Fernsehsender. Das mach ich, solange ich’s aufregend finde. Der Tag, wo ich aufwache und mir sage, ich würd lieber ’n Picknick auf dem Chrysler Building machen als arbeiten gehen, das ist der Tag, wo ich kündige und was anderes mache.«
    »Sie und ich, wir sind uns irgendwie ähnlich. Ich hab auch schon ’ne Menge verschiedene Sachen gemacht. Ich schau mich immer um. Hab mich immer umgeschaut nach ’nem Auskommen, einfach um ’nen Fuß auf ’n Boden zu kriegen.«
    »Hey, vor diesem Job hab ich sechs Monate in ’nem Bagelrestaurant gearbeitet. Und davor war ich Schaufensterdekorateurin. Die meisten von meinen guten Freunden sind Leute, die ich auf dem Arbeitsamt kennen gelernt habe.«
    »’n hübsches Mädchen wie Sie will sich doch irgendwo niederlassen, würd ich meinen. Haben Sie ’nen Freund?«
    »Der ist nicht grade der Heiratstyp.«
    »Sie sind ja noch jung.«
    »Ich hab’s nicht so eilig. Ich glaub, meine Mutter hat da so ’nen Brautladen in Shaker Heights auf Abruf. Und wenn ich ihr erzähle, ich sei verlobt, dann geht das bei der wie beim Pentagon – Sie wissen schon, höchste Alarmstufe. Aber es fällt mir schwer, mich als verheiratet zu sehen. Irgendwie kann man sich manche Sachen vorstellen und manche nicht. Das ist eine, bei ders nicht hinhaut.«
    »Wo liegt Shaker Heights?«
    »Außerhalb von Cleveland.«
    »Sie sind aus Ohio. Ich war ’ne Zeit lang in Indiana.« Dann lachte er. »Vielleicht sollte ich’s anders sagen. Nicht, dass ich dort gesessen hätte. Ich hab ungefähr ’n Jahr lang dort gelebt, gearbeitet. ’n richtiger Job. So richtig, wie ’n Job nur sein kann. In ’nem Stahlwerk in Gary.«
    »Miss«, sagte der Wärter. »Ich hab Sie schon ’n bisschen länger hier sein lassen, als Sie eigentlich dürfen.«
    Sie stand auf. »Ich arbeite wirklich richtig hart an der Story. Ich werd Sie hier rauskriegen.«
    Boggs fuhr mit dem Finger über den Rücken seines Buches.
    »Das behalte ich.« Er sagte es, als sei es das Beste, was ihm einfiel, um sich bei ihr zu bedanken.
    »Miss«, sagte der Wärter auf dem Rückweg zum Ausgang, »es hat sich rumgesprochen, was Sie zu machen versuchen.«
    Sie schaute ihn an. Ihre Augen kamen nicht viel weiter als bis zu seinem gewaltigen Bizeps.
    »Dass Sie ihm vielleicht ’nen neuen Prozess verschaffen.«
    »Wirklich?«
    »Ich mag Randy. Der bleibt für sich und macht uns nicht viel Kummer. Aber es gibt ’n paar Leute hier, die nicht viel für ihn übrig haben. Ich dürfte Ihnen das eigentlich gar nicht sagen, und ich hoffe, es bleibt unter uns …«
    »Klar.«
    »Aber wenn Sie ihn nicht bald hier rauskriegen, dann erlebt er seine Bewährung nicht mehr.«
    »Die Leute, die das gemacht haben?« Sie nickte in Richtung Krankenstation.
    »Wir haben keine Möglichkeit, die aufzuhalten.«
    Sie erreichten das Tor, und der Wärter blieb stehen.
    »Aber was hat Randy denn gemacht?«
    »Was er gemacht hat?« Der Wärter verstand sie nicht.
    »Ich meine, wieso hat jemand versucht, ihn zu erstechen?«
    Das Gesicht des Wärters verzog sich kurz. »Er ist hier gelandet, Miss. Das hat er gemacht.«
     
    Es war ganz einfach hineinzukommen.
    Wie Wasser durch ein Sieb, dachte Jack Nestor. Dann lachte er bei dem Gedanken, dass dies wahrscheinlich nicht das beste Wort war, um ein Hausboot zu beschreiben. Das einzige Problem war gewesen, dass in der Nähe ein Parkplatz war und ein Häuschen mit Wächter, der so oft nach dem Hausboot hinschaute, als würde er es bewachen. Nestor hatte jedoch gewartet, bis der Mann einen Anruf tätigte, war dann an ihm vorbeigegangen und die gelbe Gangway hinaufgesprungen.
    Drinnen angekommen, zog er braune Baumwollhandschuhe über und fing im Heck an. Er ließ sich Zeit. Er war noch nie

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