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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nahm er irgendwie verschwommen wahr. Zwei Polizisten schafften das Ding von dem Kind weg auf den Fußboden in der gegenüberliegenden Ecke des Eingangsbereichs. Aber dann wusste niemand genau, was zu tun war. Sechs Cops standen da und glotzten es an. Aber der Stift war nicht gezogen worden, und sie fingen an zu spekulieren, ob in den Boden der Granate nicht ein Loch gebohrt war, und wenn ja, dass das dann hieße, dass es sich um eine Attrappe handelte, wie sie in Army-Navy-Läden und über Anzeigen auf der Rückseite von Field and Stream verkauft wurden. Wer immer das Ding in die Ecke gebracht hatte, hatte es so hingelegt, dass man das untere Ende nicht sehen konnte, und da der Bombentrupp ja genau dafür bezahlt wurde, sich um so etwas zu kümmern, beschlossen sie, einfach abzuwarten.
    Dann jedoch fiel einem auf, dass es in der Sonne lag, und sie dachten, es könne möglicherweise aus diesem Grund hochgehen. Es entbrannte ein Streit, da einer der Cops in Vietnam gewesen war, und da waren es vierzig Grad in der Sonne gewesen, und ihre Granaten waren nie hochgegangen, ja, aber das hier konnte eine alte und instabile sein …
    Und wenn sie hochginge, wären ihre gesamten Fenster beim Teufel und die Vitrine mit den Pokalen, und wahrscheinlich würde jemand pulverisiert werden.
    Schließlich kam der diensthabende Sergeant auf die Idee, das Ding mit einem halben Dutzend kugelsicherer Westen abzudecken. Woraufhin sie unter großem Aufheben vorsichtig eine Weste nach der anderen auf die Granate legten, wonach jeder Cop losrannte, unschlüssig, ob er mit der freien Hand die Augen oder die Eier schützen solle.
    Dann standen sie da, die großen Cops, und glotzten auf einen Haufen Westen, bis eine Viertelstunde später die Beamten des Bombenkommandos eintrafen.
    Etwa in diesem Augenblick schlüpften die besorgte Mutter und das kleine Mädchen, die niemand an dem diensthabenden Sergeant vorbei in den Aktenraum des menschenleeren Reviergebäudes hatte gehen sehen, durch die Hintertür, wobei die Mutter ein paar Akten in ihrer hässlichen Leopardenfell-Umhängetasche verstaute.
    Ihre Tochter an der Hand führend, ging sie über den kleinen Parkplatz voller Streifenwagen an der Streifenwagen-Tankstelle vorbei, um in Richtung Columbus Avenue abzubiegen. Ein paar Cops und Passanten sahen sie, aber niemand schenkte ihr größere Beachtung. In dem Reviergebäude selbst herrschte immer noch viel zu viel Aufregung.

17
    Rune füllte Sam Healys Küchenwaschbecken mit Wasser und badete Courtney. Dann trocknete sie das Mädchen ab und legte ihr die Windel an, die sie zum Schlafen trug. Inzwischen hatte sie das ziemlich gut drauf, und obwohl sie das niemandem gegenüber zugegeben hätte, mochte sie inzwischen den Geruch von Babypuder.
    »Geschichte?«, fragte das kleine Mädchen.
    »Ich hab eine gute zum Vorlesen«, sagte Rune. »Komm mit hier rein.«
    Sie vergewisserte sich, dass draußen Healys Bombentrupp-Kombi noch nicht zurück war. Dann gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich auf die alte muffige Couch mit den ausgeleierten Federn. Sie sank tief darin ein. Courtney kletterte auf ihren Schoß.
    »Können wir was über Enten lesen?«, fragte Courtney.
    »Die Entengeschichte ist toll.«
    »Die da ist sogar noch besser« sagte Rune. »Das ist ein Polizeibericht.«
    »Klasse.«
    Das Mädchen nickte, während Rune begann, sich durch die Blätter zu arbeiten, die den Stempel ›Eigentum des 20. Reviers‹ trugen. Es gab einige Fotos von Hoppers leblosem Körper, aber die waren ziemlich hart, und Rune steckte sie nach ganz hinten, ehe Courtney sie sah. Sie las vor, bis ihr von der Anstrengung, in ihrer Stimme einen kindergerechten tiefen Tonfall beizubehalten, die Kehle schmerzte. Gelegentlich legte sie eine Pause ein und beobachtete, wie Courtneys Blicke über das billige weiße Papier glitten. Die Bedeutung der Worte entging dem Kind natürlich völlig, aber sie war trotzdem fasziniert und fand ein heimliches Entzücken an den abstrakten Formen der Buchstaben.
    Nach zwanzig Minuten schloss Courtney die Augen und sank schwer an Runes Schulter.
    Der Gegenstand der Lektüre war Courtney offensichtlich gleichgültig; Enten und Polizeimaßnahmen lullten sie gleichermaßen rasch ein. Rune brachte sie zu Bett und zog die Decken um sie fest. Sie betrachtete das U2-Poster, das Healys Sohn Adam seinem Vater zum Geburtstag geschenkt hatte (ein toller Vater – der hatte es sofort gerahmt und an einer hübschen, prominenten Stelle aufgehängt). Sie

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