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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Breckmans waren jedoch die Nachrichten.
    »Sie sind also eine echte Reporterin?« Ihr Blick richtete sich auf Rune wie der eines Wissenschaftlers, auf ein neu entdecktes Insekt.
    »Eigentlich eher Produzentin. Nicht so wie eine Zeitungsreporterin. Bei den Fernsehnachrichten ist das was anderes.«
    »Oh, ich weiß. Ich sehe jede Nachrichtensendung. Ich versuche immer, in der Frühschicht zu arbeiten, damit ich rechtzeitig zu Hause bin, um Live at Five zu sehen. Es ist ein bisschen klatschhaft, aber sind wir das nicht alle? Die Sechs-Uhr-Nachrichten interessieren mich nicht – da geht es nur um Wirtschaft –, und deshalb bereite ich dann mein Abendessen zu und schaue mir die World News um sieben an, während ich esse.« Sie runzelte die Stirn. »Ich hoffe, Sie sind nicht gekränkt, wenn ich Ihnen sage, dass Ihre Spätnachrichten nicht besonders gut sind. Jim Eustace, der Anchorman, ich finde, der sieht komisch aus, und manchmal spricht er die polnischen und japanischen Namen nicht richtig aus. Aber Current Events ist einfach spitze. Kennen Sie Piper Sutton? Sicher kennen Sie sie, selbstverständlich. Ist sie so charmant, wie sie wirkt? Klug … süß …«
    Lady, wenn du wüsstest …
    Rune begann, auf die Boggs-Geschichte loszusteuern, war sich allerdings nicht ganz sicher, wie viel sie sagen sollte.
    Wenn Rune Recht hatte, was Boggs’ Unschuld betraf, dann lief das natürlich darauf hinaus, dass sie Miss Figürchen als Lügnerin betrachtete und – wenn man es recht bedachte – als meineidige dazu. Sie entschied sich für den indirekten Ansatz.
    »Ich mache eine Folgestory über den Hopper-Mord und würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen zu helfen. Das war eines der aufregendsten Ereignisse in meinem Leben. Ich war in diesem Gerichtssaal, und da war dieser Mörder und schaute mich an.« Miss Breckman schloss einen Moment lang die Augen.
    »Ich hatte eine Heidenangst. Aber ich habe meine Pflicht getan. Ich hatte irgendwie gehofft, wenn ich aus dem Gerichtssaal käme, wären da all diese Reporter, die mir Mikrofone entgegenhalten – Sie müssen wissen, ich liebe diese Mikrofone mit den Namen der Sender darauf.«
    »Hm-mh. Vielleicht könnte ich ja meine Geräte aufstellen.«
    Während Rune damit beschäftigt war, hob Miss Breckman Courtney auf ihren Schoß und plapperte ohne Punkt und Komma weiter. Die Kleine mitzubringen war eine tolle Idee gewesen – auf Erwachsene wirkte sie vertrauensbildend wie ein Schnuller.
    Als der tragbare Scheinwerfer mit einem Klick erstrahlte und das rote Licht an der Ikegami blinkte, trat in Miss Breckmans Augen ein ganz intensives Leuchten, das sie, wie Rune vermutete, nie erreichten, wenn sie in der Sportabteilung eine American-Express-Karte durch den Schlitz zog.
    »Könnten Sie dort hinübergehen«, sagte Rune mit einem Nicken in Richtung eines Queen-Anne-Sessels, der mit waldgrünem Stoff bezogen war.
    »Ich setze mich hin, wo Sie wollen, Schätzchen.« Miss Breckman zog um und sammelte sich kurz.
    »Könnten Sie mir jetzt genau schildern, was passiert ist?«
    »Gewiss.« Sie erzählte der Kamera von dem Mord. Sie sei vom Einkaufen nach Hause gekommen, habe die Männer streiten sehen. Die Pistole erschien. Ein dumpfer Schuss. Hopper fiel. Sie rannte zum Telefon. Zögerte …
    »Haben Sie gesehen, wie er den Abzug drückte?«
    »Nun, ich habe einen Blitz gesehen, und die Pistole war genau auf den Körper des armen Mannes gerichtet.«
    »Konnten Sie sehen, um was für eine Waffe es sich handelte?«
    »Nein, dazu war es zu dunkel.«
    »Und konnten Sie hören, was sie sagten?«
    »Nein.« Sie drehte den Kopf und starrte in den Hof. »Wie Sie sehen …«
    Wunderschöne Aufnahme! Rune zoomte an ihr vorbei auf das Kopfsteinpflaster.
    »… ist es ziemlich weit.«
    Rune kramte in ihrer Tasche und zog ein Stück Papier heraus und schaute darauf. »Im Polizeibericht steht, Sie seien erst einen Tag nach der Schießerei vernommen worden. Ist das richtig?«
    »Hm-mh. Am nächsten Tag kamen zwei Männer zu mir. Kriminalbeamte. Aber sie sahen nicht aus wie Kojak oder so. Ich war ein bisschen enttäuscht.«
    »Sie haben sich nicht sofort an sie gewendet?«
    »Nein. Wie ich schon sagte, hatte mich die ganze Sache ziemlich erschüttert. Ich hatte Angst. Was, wenn es sich um eine Drogenschießerei handelte? Praktisch täglich werden Mütter und Kinder ermordet, weil sie Zeugen sind. Aber am nächsten Morgen habe ich einen Bericht in den Frühnachrichten

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