Hard News
kennst dich damit aus?«
»Ein bisschen. Worum geht’s?«
»Angenommen, es ist jemand umgebracht worden, okay?«
»Hypothetisch?«
»Klar, der Typ ist hypothetisch umgebracht worden. Und die Cops finden ’nen Augenzeugen, und der macht ’ne Aussage. Würden die Cops dann einfach Schluss machen und niemanden sonst mehr vernehmen?«
»Klar, warum nicht? Wenn es ein zuverlässiger Zeuge ist.«
»Echt zuverlässig.«
»Klar. Die Polizei kriegt es mit so viel Morden zu tun, dass sie gar nicht weiß, wie sie sie bewältigen soll. Ein Augenzeuge – den es bei einem Mord kaum je gibt – klar, dann nehmen sie die Aussage auf und leiten sie an den Staatsanwalt weiter.
Und dann geht’s zum nächsten Fall.«
»Ich hätte gedacht, die machen mehr.«
»Ein Augenzeuge? Etwas Besseres gibt’s gar nicht.«
Der Schauplatz der Tragödie.
Es war vor drei Jahre geschehen, aber als Rune beide Füße auf die verwitterte Oberfläche eines Kopfsteins setzte – ganz langsam, ein Himmel-und-Hölle für Trauernde –, empfand sie den grausigen, abscheulichen Sog des Mordes an Lance Hopper. Es war acht Uhr abends, an einem wolkenverhangenen, feuchten Abend. Sie stand mit Courtney in dem Hof, vor den vier Seiten des Gebäudes. Ein Viereck vom grau-rosafarbenen, von den Lichtern der Stadt angestrahlten Himmel wölbte sich über ihnen.
Wo genau war Hopper gestorben?, fragte sie sich. In dem trüben Dreieck aus Licht, das von der Bleiglaslampe neben dem überdachten Eingang in den Hof fiel etwa? Oder war es auf der finsteren Fläche gewesen – im Schatten?
War er aufs Licht zugekrochen?
Rune stellte fest, dass es sie störte, nicht genau zu wissen, wo der Mann gelegen hatte, als er starb. Sie dachte, es hätte ein Kennzeichen geben müssen, einen Hinweis darauf, wo das Ereignis stattgefunden hatte – der Augenblick zwischen Leben und Nichtleben. Aber da war nichts – nichts, was daran erinnert hätte.
Hopper würde sich mit dem begnügen müssen, was auf seinem Grabstein stand, was immer das war. Er war reich gewesen; sie war sicher, dass er eine wortreiche Grabrede bekommen hatte.
Rune führte Courtney in die stuckverzierte Eingangshalle. Das Vestibül eines mittelalterlichen Schlosses. Sie hatte zumindest eine Ritterrüstung erwartet, eine Sammlung von Hellebarden und Breitschwertern und Keulen. Aber sie sah nur ein schwarzes Brett mit einem ausgebleichten Schild, Co-op News, und einen Stapel Speisezettel eines chinesischen Restaurants. Sie drückte einen Klingelknopf.
»Was für ein hübsches kleines Mädchen. Sie sind jung für eine Mutter.«
»Sie wissen ja, wie das ist«, sagte Rune.
»Ich habe Andrew mit sechsundzwanzig bekommen«, sagte die Frau. »Und Beth mit neunundzwanzig. Das war alt für damals. Für diese Generation. Wollen Sie die Bilder sehen?«
Die Wohnung war verwirrend. Sie erinnerte Rune an einen Film, den sie einmal gesehen hatte, mit Laserstrahlen, die kreuz und quer durch die Kommandobrücke eines Raumschiffs liefen, und wenn man einen unterbrach, löste man den Alarm aus. Hier allerdings keine Laserstrahlen, statt dessen: winzige Porzellanteller, Tierfigürchen, Tässchen, Erinnerungsteller, eine Sammlung von Franklin-Mint-Keramikfingerhüten, Vasen und tausend weiteren Artefakten, die meisten geblümt und hässlich, die alle am Rand von falschen Teak-Konsolen und -Tischen standen und nur darauf warteten, herunterzufallen und zu zerschellen.
Courtneys Augen leuchteten angesichts dieser zahlreichen Gelegenheiten zur Zerstörung auf, und Rune hielt sie mit eisernem Griff am Gürtel ihres Overalls fest.
Der Name der Frau lautete Miss Breckman. Sie war hübsch. Die geborene Verkäuferin: zurückhaltend, hilfsbereit, methodisch, höflich. Rune erinnerte sich, dass sie Ende fünfzig war, obwohl sie jünger aussah. Sie war untersetzt, hatte ein Doppelkinn (allerdings ein hübsches) und eine birnenförmige Figur. »Bitte nehmen Sie Platz.«
Sie manövrierten durch die keramischen Landminen und setzten sich auf mit Zierdeckchen belegte Sessel. Rune kämpfte ihren Stolz nieder und gratulierte Miss Breckman zu ihrer wunderschönen Sammlung.
Die Frau strahlte. »Die meisten habe ich von meiner Mutter. Wir hatten den gleichen Geschmack, was Dekor angeht. Erblich, vermute ich.«
Von da aus unterhielten sie sich über Kinder, über Freunde und Ehemänner (der von Miss Breckman hatte sie vor zehn Jahren verlassen; sie war, wie sie sagte, derzeit ›auf dem Markt‹).
Das Lieblingsthema Miss
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