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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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beschloss, etwas Geld in eine Reproduktion von Maxfield Parrish oder von Wyeth für Courtneys Zimmer auf dem Hausboot zu investieren. Das war es, was Kinder brauchten: Riesen in Wolken oder Zauberschlösser. Vielleicht eines von Rackhams Illustrationen zu Ein Sommernachtstraum.
    Rune kehrte zu dem Bericht zurück.
    Ich war gerade von Zabar’s zurückgekommen. Ich gehe an meinem Wohnzimmerfenster vorbei. Da sehe ich die beiden Männer da stehen. Dann zieht einer eine Pistole … Es gab einen Blitz, und einer der Männer fiel um. Ich bin zum Telefon gerannt und habe 911 gewählt, aber ich muss zugeben, dass ich gezögert habe – ich hatte Angst, das sei so ein Mafiading. Man hört ja immer wieder von Zeugen, die umgebracht werden. Oder eine Drogenschießerei. Ich gehe wieder ans Fenster, um zu sehen, ob die vielleicht nur Spaß machen. Vielleicht waren es ja junge Leute, wissen Sie, aber inzwischen war da ein Streifenwagen …
    Der Bericht enthielt die Namen von drei Personen, die von der Polizei über den Mord an Hopper befragt worden waren. Alle drei wohnten im Erdgeschoss des Gebäudes. Die beiden ersten waren nicht zu Hause gewesen. Die dritte war die Frau, die die Aussage gemacht hatte, eine Verkäuferin bei Bloomingdale’s, die im Erdgeschoss von Hoppers Wohnhaus wohnte und Blick auf den Hof hatte.
    Das war alles? Die Cops hatten nur mit drei Personen gesprochen? Und mit nur einer Augenzeugin?
    Auf den Hof gingen mindestens dreißig oder vierzig Wohnungen hinaus. Wieso waren ihre Bewohner nicht befragt worden?
    Verschleierung, dachte sie. Verschwörung. Der Kennedy-Mord, die Warren-Kommission.
    Sie las den Bericht zu Ende. Es gab nicht viel Hilfreiches. Rune hörte Healys Auto in die Auffahrt einbiegen und versteckte die Akte. Sie schaute nach Courtney. Küsste sie auf die Stirn.
    Das Mädchen wachte auf. »Hab dich lieb«, sagte sie.
    Rune blinzelte und konnte einen Augenblick lang kein Wort sprechen. »Na klar«, brachte sie dann heraus. »Ich dich auch.«
    Aber da schien Courtney schon wieder zu schlafen.
     
    »Komische Sache«, sagte Sam Healy am nächsten Morgen.
    »Komisch?«
    »Beim Bombenkommando verschwindet eine Übungsgranate, und als Nächstes kommt ’ne Meldung, dass jemand in der Nähe vom Zwanzigsten eine auf der Straße gefunden hat.«
    »Komisch.«
    Er war gerade vom Rasenmähen hereingekommen. Sie roch Gras und Benzin. Das erinnerte sie an ihre Kindheit in einem Vorort von Cleveland. Samstagmorgen, wenn ihr Vater die Buchsbäume schnitt und den Rasen mähte und Mulch um die Hartriegelsträucher verteilte.
    »Ich glaub nicht, dass ich im Radio was darüber gehört hab«, ging Rune darauf ein.
    »In der Meldung hieß es, eine junge Frau und ein Baby hätten sie gefunden. Ich meine mich zu erinnern, dass ihr gestern beim Bombenkommando vorbeigekommen seid, oder? Du und Courtney?«
    »Irgendwie schon, glaub ich. Ich weiß nicht genau.«
    »Du hörst dich an wie diese Verdächtigen. ›Klar hab ich mit der Knarre über der Leiche gestanden, aber ich hab keine Ahnung mehr, wie ich da hingekommen bin.‹«
    »Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte etwas damit zu tun?«
    »Ist mir auch nur so durch den Kopf gegangen.«
    »Willst du mein feierliches Ehrenwort?«
    »Schwörst du auf die Gebrüder Grimm?«
    »Unbedingt.« Sie hob die Hand.
    »Rune … Bist du nicht auf den Gedanken gekommen, dass es gefährlich für ein Kind ist, so einen Stiefel durchzuziehen?«
    »Nicht, dass ich mit ’ner Granate rumgerannt bin, aber wenn, dann hätte ich drauf geachtet, dass es eine Attrappe ist.«
    »Deinetwegen könnte ich gefeuert werden. Und du könntest eingesperrt werden.«
    Sie versuchte, elend und zerknirscht und zu Unrecht verdächtigt zugleich auszusehen. Er machte zwei Dosen Bier auf.
    »Vergiss eins nicht«, sagte er ernst. »Du musst an mehr denken als nur an dich.«
    Was ihr einen kleinen Kick versetzte, sagte er doch: Denkst du auch an mich? Mich gibt es auch noch in deinem Leben. Diesen Gedanken machte er jedoch ziemlich schnell kaputt, indem er in Richtung Schlafzimmer nickte. »Denk an sie. Du willst doch nicht, dass sie innerhalb eines Monats zwei Mütter verliert, oder?«
    »Nein.«
    Eine Weile nippten sie schweigend an ihrem Bier. »Sam«, sagte sie dann. »Ich hab ’ne Frage: Hast du schon mal ’nen Mord bearbeitet?«
    »Ermittlungen? Nein. Als ich beim Überfallkommando war, hatten wir mit jeder Menge von Tatorten zu tun, aber die Beinarbeit hab ich nie gemacht. Langweilig.«
    »Aber du

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