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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Pistole entsichert war, legte den Finger an den Abzug und schlüpfte ins Zimmer.
    Leer.
    Die Betttücher waren nicht einmal zurückgezogen.
    Im Bad war es dunkel, aber er ging trotzdem hinein, weil er dachte, sie könnten es vielleicht in der Wanne treiben. Aber nein, die war auch leer. Die einzige Bewegung im Zimmer war das Flimmern des Bildschirms, auf dem mehrere Hill-Street-Blues-Cops feierlich dreinschauten. Nestor schaltete das Gerät aus.
    Dann merkte er, dass Boggs’ Tüte weg war. Scheiße.
    Er nahm den Zettel, der auf dem Kopfkissen lag. Scheiße.
     
    Jack: Lynda – so heißt sie – und ich sind zu ihr nach Hause gegangen. Sieht so aus, als würde sie morgen nach Atlanta fahren, so ’n Zufall, was, und da wollen wir ein Weilchen zusammen fahren, sie und ich, meine ich. Wir treffen uns dann in ein paar Tagen bei dir zu Hause in Florida. Tut mir Leid, aber du hast halt keine Beine wie sie.
     
    Mistkerl.
    Wichser!
    Nestor trat wütend gegen das Bett. Die Matratze hüpfte auf den Federn und kam schief zur Ruhe. Er knallte heftig die Tür zu, was mit einem ärgerlichen Klopfen aus dem Nebenzimmer quittiert wurde. Nestor hoffte, der Gast würde herüberkommen, denn er hatte das unglaubliche Bedürfnis, jemandem die Seele aus dem Leib zu prügeln.
    Er setzte sich auf das Bett und stellte sich vor, wie Boggs die dürre Ziege bumste, während wahrscheinlich anderthalb Meter von ihnen entfernt in der verkrumpelten Papiertüte das Sparbuch lag. Der Zorn verebbte allmählich, als er zu einem Entschluss kam, was zu tun sei.
    Na ja, es war nicht das Ende der Welt. Es war lediglich eine Änderung seiner Pläne. Das Mädchen musste er ohnehin umbringen – die auf dem Hausboot. Das konnte er ebenso gut gleich erledigen und dann nach Atlanta oder Florida fahren, um sich um Boggs zu kümmern. Es spielte wirklich keine Rolle, wen er zuerst kaltmachte.
     
    Piper Sutton kam durch die Schlagzeile der Post dahinter: ›TV-Knüller wird zum großen Fehler‹. Der sie keinerlei Beachtung geschenkt hätte, wäre da nicht auf der Titelseite ein Foto von Rune gewesen, die sich gerade mit zwei Männern in Anzügen unterhielt. Sie machten keinen glücklichen Eindruck. Rune auch nicht, und jetzt kam noch Piper Sutton dazu.
    Sie stand an der Straßenecke in der Nähe ihrer Wohnung und starrte auf den Artikel. Sie hatte sich die Post gekauft, dann eine Daily News und eine Times, die sie alle wütend aufriss. Kostüm und Frisur vom Wind gezaust, las sie die verschmierten Lettern. Gott sei dank gab es in Mittelamerika einen großen Überfall, der den Artikel auf die Innenseiten der Daily News verbannte. Die Times berichtete lediglich ›Hausboot auf dem Hudson abgebrannt‹, unter Erwähnung der Möglichkeit der Flucht eines Sträflings.
    Allerdings würde die Times die Geschichte heute bringen. Dieses Analphabetenblatt liebte es, die Konkurrenz herunterzuputzen, besonders die vom Fernsehen.
    Sutton verzichtete auf ihren üblichen Spaziergang von einer Meile zum Büro und winkte ein Taxi herbei. Mit der Zeitung im Schoß starrte sie aus dem Fenster nach den Menschen auf dem Weg zur Arbeit, ohne nur einen von ihnen zu sehen.
    Im Büro kämpfte gerade ihre Sekretärin mit zwei Anrufen.
    »Oh, Miss Sutton, Mr. Semple hat schon mehrmals angerufen, es sind Anrufe von allen lokalen Fernsehsendern gekommen, und jemand von Village Voice hat angerufen.«
    Die scheiß Voice ?
    »Und ein gewisser Mr. Miller vom Büro des Generalstaatsanwalts, dann …«
    »Wimmeln Sie alle Anrufer ab«, zischte Sutton. »Bitten Sie Lee Maisel zu mir. Rufen Sie die Rechtsabteilung an. Ich will in einer Viertelstunde Tim Krueger bei mir sehen. Wenn irgendwelche anderen Reporter anrufen, sagen Sie ihnen, dass wir heute Mittag eine Stellungnahme abgeben. Wenn einer sagt, er hätte früher Redaktionsschluss, dann lassen Sie sich den Namen geben, und sagen mir sofort Bescheid.« Sutton zog ihren Mantel aus. »Und ich will sie. Und zwar sofort.«
    »Wen, Miss Sutton?«
    »Sie wissen, wen«, antwortete Sutton flüsternd. »Sofort.«
     
    Rune war schon schlimmer gefeuert worden, aber das Traurige war, dass es ihr bei den anderen Gelegenheiten nicht viel ausgemacht hatte.
    Sie hatte in der Vergangenheit schon oft Scheiße gebaut, aber es war ein großer Unterschied, ob man aus einem Videoladen oder einem Restaurant flog oder aus einem echten Job, der einem etwas bedeutete.
    Normalerweise sagte sie: »He, kann passieren. Ihr Problem«.
    Dies hier war etwas anderes.
    Sie

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