Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
sich auf wackeligen Knien zum Gehen. Ich folgte ihr und erschrak, als Rivers meinen Arm berührte, ehe ich die Dampfpfeife auslöste.
»Diese rote Handtasche gefällt Ihnen gut, Ms Detective, nicht wahr?«
Ich nickte vorsichtig. Ich hatte die Tasche mitgebracht und einen Scheck über fünfhundertdreißig Dollar, den ich Rivers auf die Theke gelegt hatte, als er Kimathi wieder nach hinten brachte.
»Ich glaube, dass sie sich die Tasche verdient haben. Das Geld können Sie nehmen, um irgendeinem anderen armen Teufel damit zu helfen.« Er schob den Scheck in die Außentasche des roten Schmuckstücks und schob mich durch die Tür, ehe ich protestieren konnte.
Meine Tante schwieg, als wir zurück nach Norden fuhren, aber als ich sie bei Petra absetzen wollte, sagte sie plötzlich: »Es ist so schwer, sich zu entscheiden. Du denkst, du hättest einen guten Mann geheiratet, und dann ist es plötzlich ganz anders. Ich fühle mich, als wäre ich entgleist wie eine Spielzeuglokomotive. Ich habe sogar einen Detektiv angeheuert, der überprüfen soll, ob Peter und ich überhaupt rechtmäßig verheiratet sind. Peter hat so viel vor mir verborgen, dass ich jetzt glaube, dass er zu allem fähig ist.«
»Und was wirst du tun?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. All diese braven Frauen, die in schweren Zeiten zu ihren Männern stehen – das ist so ein Klischee. Ich bin einfach wütend auf Peter! Ich will nicht zu ihm stehen. Und das Geld hilft da überhaupt nicht. Wir haben all dieses Geld nur, weil dieser Mann gefoltert wurde. Peter wurde dafür belohnt, dass dieser arme Mann sein Leben im Gefängnis verbracht hat und zu diesem traurigen, diesem armseligen –« Ihre Stimme versagte.
Dann riss sie sich wieder zusammen. »Petra ist vor allem Peters Kind. Er hat sich immer einen Jungen gewünscht, deshalb nennt er sie auch immer Petey. Er hat sie mit auf die Jagd genommen und so weiter. Sie war immer die mutigste von ihren Schwestern, aber jetzt hat sie auch Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Sie weiß nicht, was sie von ihm denken soll.«
Rachel lächelte schmerzlich. »Du hast so viel für Petra getan und bist dabei schwer verletzt worden. Nicht nur körperlich. Ich weiß, wie sehr du darunter leidest, was dein Vater getan hat. Ich weiß jetzt, dass Blunt an dem Geld klebt, das Peter und ich besitzen, aber ich möchte dich trotzdem entschädigen für deine Zeit und deinen Aufwand und das, was du durchgemacht hast.«
Sie gab mir einen Umschlag. Als ich ihn später öffnete, fand ich einen Scheck über fünfundzwanzigtausend Dollar. Ich hätte ihn beinahe weggeschmissen. Das Geld sei schmutzig, sagte ich zu Lotty. »Das kann ich unmöglich annehmen.«
»Alles Geld ist schmutzig, Victoria«, sagte Lotty mit einem schwachen Lächeln. »Insbesondere Entschädigungen. Nimm’s trotzdem. Bezahl deine Rechnungen. Geh noch mal nach Italien, tu etwas für dich und für Mr Kimathi. Es macht sein Leben nicht besser, wenn du bankrottgehst. Und deinem Onkel gegenüber verpflichtet es dich zu gar nichts.«
Also löste ich den Scheck ein. Einen Teil des Geldes spendete ich dem Mighty Waters Freedom Center, den größten Teil brauchte ich allerdings für meine Rechnungen. Ich war froh, sie endlich bezahlen zu können. Rachel kehrte nach Kansas City zurück, aber Petra blieb in Chicago. Bei der Krumas-Kampagne konnte sie allerdings nicht mehr arbeiten. Brian Krumas hatte seine Kandidatur sofort aufgegeben, als er von den Beschuldigungen gegen seinen Vater erfuhr.
Ich sah seinen Auftritt im Fernsehen. Er stand mit seinen Bobby-Kennedy-Haaren vor einem Dutzend Kameras und erklärte, er könne nicht Senator von Illinois werden, wenn seine Familie daran beteiligt gewesen sei, dass jemand gefoltert wurde, um einen Mord zu verdecken. Natürlich machte er eine sehr gute Figur, und manche Zyniker sagten sofort, er würde sicher bald wieder für ein öffentliches Amt kandidieren. Trotzdem gefiel es mir, wie er sich verhalten hatte.
Petra dagegen wusste nicht recht, was sie jetzt tun sollte. Sie ging viel mit den Hunden spazieren und begleitete sogar Mr Contreras ein paarmal zum Pferderennen. Eines Nachmittags fragte sie dann vorsichtig, ob sie nicht vielleicht doch eine Zeit lang bei mir in der Agentur arbeiten dürfte. Aber ich war der Ansicht, dass wir beide noch nicht ganz reif dafür seien. Ich brauchte ein bisschen Urlaub von meiner Familie. Schließlich schickte ich sie zu Schwester Zabinska ins Freedom Center.
Schwester
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