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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einen Tipp gekriegt, dass ich Drogen in meiner Wohnung hätte, das haben sie zumindest behauptet. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl und haben alles durchwühlt, aber die Bude war sauber. Dafür habe ich gesorgt. Ich habe alles geputzt, vom Fußboden bis zur Decke, und das nicht nur einmal. Außerdem habe ich Curtis gebeten, mit aufzupassen, damit sie mir nicht irgendwas unterschieben. Das Einzige, was mich gefreut hat, war natürlich, dass die Kerle fast durchgedreht haben, weil sie nicht wussten, wo die Leiche geblieben war. Sie waren stinksauer, aber am Ende mussten sie abziehen. Monatelang haben sie mich noch schikaniert. Mal kam Dornick, mal Alito. Aber nach einer Weile ist alles eingeschlafen …«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Bis Sie dann irgendwann zu wühlen begonnen haben.«
    »Als ich mir die Bilder angeschaut habe, hatte ich den Eindruck, dass Sie Dr. King vielleicht das Leben gerettet haben.« Ich schlug die Mappe bei dem Bild mit dem tätowierten Arm auf, der den Kopf des Bürgerrechtlers nach unten drückte.
    Merton presste die Lippen zusammen. »Ja, genau. Ich habe ihm das Leben gerettet, damit ihn zwei Jahre später so ein weißes Arschloch in Memphis abknallen konnte. Das ist alles. Und was war der Preis? Miss Harmony wurde von diesem Baseball ins Auge getroffen, und es wurde viel dunkler bei uns auf der South Side, als sie gestorben ist. Steve Kimathi hat seine Eier und seinen Verstand eingebüßt. Und sie haben Lamont umgebracht, meinen Freund. Das war ein hoher Preis, den meine Freunde für diesen kleinen Schubser gezahlt haben.«
    »Vielleicht möchte Ihre Tochter das trotzdem gern wissen«, sagte ich.
    Die Wut, die immer in seinen Augen schwelte, schien für einen Moment nachzulassen. »Ja, erzählen Sie Dayo die Geschichte. Sie soll wissen, dass ich auch – wie haben Sie das genannt? – meine hellen Momente gehabt habe.«
    Ganz gegen die Vorschriften beugte ich mich über den Tisch und drückte seinen Arm, da, wo die Schlange sein Handgelenk küsste.
    Als ich in die Stadt zurückkam, erzählte ich Bobby, was ich von Merton gehört hatte. Aber er war nicht sehr daran interessiert. Er habe schon genug zu tun, sagte er, auch ohne unter einer Lagerhalle nach den Überresten eines toten Gangmitglieds zu suchen. »Selbst wenn da etwas sein sollte, beweist das nicht viel. Es steht Mertons Wort gegen das von Dornick, und selbst wenn ich zum ersten Mal nach vierzig Dienstjahren einem Gansterboss mehr glaube als einem Polizisten, würde ich es nie schaffen, den Staatsanwalt zu überzeugen. Dornick hat auch sonst genug auf dem Kerbholz, Vicki, lass es auf sich beruhen.«
    Also ließ ich es auf sich beruhen. Aber ich machte einen Deal mit der Staatsanwaltschaft, die mir noch einiges schuldete. Ich versuchte nicht, Johnnys Strafmaß reduzieren zu lassen, das hätte wohl keinen Sinn gehabt, dazu war es zu hoch, und die Verbrechen, für die er verurteilt worden war, hatte ihm der Staatsanwalt alle nachweisen können. Aber ich erreichte, dass Johnny in einen besseren Teil des Gefängnisses verlegt wurde. Und ich zeigte Dayo die Fotos. Ich zeigte ihr, dass ihr Vater an diesem heißen Augusttag vor vierzig Jahren dem berühmten Bürgerrechtler und Nobelpreisträger Martin Luther King das Leben gerettet hatte.
    Auch Miss Ella und Miss Claudia konnte ich die Geschichte noch erzählen, ehe Miss Claudia starb. Miss Ella schien fast ein bisschen unzufrieden zu sein, dass ich ihren Sohn gefunden hatte; denn jetzt konnte sie nicht mehr darüber schimpfen, dass ich ihr Geld genommen hätte, ohne etwas dafür zu leisten. Aber Miss Claudia sagte ihrer Schwester in einem ihrer letzten wachen Momente, sie solle sich schämen.
    »Hass und Bitternis immer falsch, Ella. Immer falsch. Lamont bei Jesus. Ich weiß es in meinem Herzen. Du hast es gut gemacht, weißes Mädchen. Ich weiß, es war schwer. Schmerzen, verbrannt und geschlagen, und du hast weitergemacht. Ich weiß, Pastorin Karen hat mir alles erzählt. Braves Mädchen.« Sie drückte meine Hand so fest sie konnte und sank zurück in die Kissen.
    Erst dachte ich, sie wäre eingeschlafen. Aber sie sammelte nur ihre Kräfte, um uns zu sagen, dass Pastorin Karen bei ihrer Beerdigung sprechen sollte. Und als Miss Ella sagte, Frauen sollten in der Kirche schweigen, sagte Miss Claudia: »Männer haben Lamont getötet. Männer machen die Welt kaputt, machen Krieg und foltern die Leute. Pastorin Karen soll sprechen.«
    Das war das letzte Mal,

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