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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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mehr mit Dornick und Alito arbeiten zu müssen, statt – wie dein Vater – eine schriftliche Beschwerde einzureichen. Weißt du eigentlich, dass diese Beschwerde die Karriere deines Vaters beendet hat? Er ist danach nie mehr befördert worden.«
    »Aber er hat sie ja nicht an der Folter gehindert!«, sagte ich voller Verbitterung. »Er hat zugesehen! Er war im Verhörraum und hat gesagt, sie sollten aufhören, aber Alito hat gesagt: ›Wir tun es für deinen Bruder.‹ Und da ist er wieder gegangen.«
    Eileen streckte die Hand über den Couchtisch und legte sie mir aufs Knie. »Vicki, du wärst vielleicht reingegangen und hättest erreicht, dass sie aufhören. Du bist rücksichtslos und mutig genug. In dieser Beziehung bist du ganz das Kind deiner Mutter. Aber du musst auch keine Familie ernähren. Für Leute wie deinen Vater sind Familien wie Geiseln in der Hand der Gesellschaft. Was hätte er für Arbeit finden können, bei der ihr versorgt gewesen wärt wie bei der Polizei? Deine liebe Mutter hat sich wirklich abgerackert mit den Klavierstunden für fünfzig Cent in der Woche. Aber davon hättet ihr nicht leben können. Tony hat unter sehr schwierigen Bedingungen getan, was er konnte. Er hat seine Meinung gesagt. Weißt du, wie viel Mut dazu nötig ist?«
    Als Eileen gegangen war, machte ich einen langen Spaziergang mit den Hunden, um zu verarbeiten, was sie gesagt hatte. Ich versuchte, das Bild des Vaters, den ich so liebte, mit dem Polizisten in Einklang zu bringen, der weiter seinen Dienst verrichtete, obwohl er wusste, dass er mit Männern zusammenarbeitete, die nicht vor Lügen und Folter zurückschreckten.
    Der Brief, den er mir nach meinem Examen geschrieben hatte, fiel mir wieder ein. Er war immer noch in meiner Aktentasche und wartete darauf, dass ich ihn rahmen ließ. Als ich wieder zu Hause war, zog ich ihn heraus und las ihn noch einmal.
    Ich wünschte, es gäbe nichts in meinem Leben, was ich bedaure, aber auch ich habe ein paar Entscheidungen getroffen, mit denen ich leben muss. Du stehst jetzt am Anfang und hast eine reine, weiße Weste und nichts zu bereuen. Ich will, dass das immer so bleibt.
    Schließlich ging ich zur Armitage Avenue hinunter und suchte einen Rahmen dafür aus. Zusammen mit dem Besitzer der kleinen Werkstatt wählte ich ein graues Passepartout und einen grünen Holzrahmen aus, weil Grün die Lieblingsfarbe meiner Mutter war. Ich würde den Brief bei mir aufhängen und mich an der Liebe wärmen, die darin lebte. Und ich wusste nun, was mein Vater bedauerte, und konnte mit ihm darüber trauern. Der Brief würde mich daran erinnern, dass man nie jemanden vollständig kennt und dass wir alle mit unseren Widersprüchen leben müssen. Mein Fehler war sicher das hitzige Temperament, das meine Cousine so erschreckt hatte, dass sie das Vertrauen zu mir und beinahe auch ihr Leben verloren hatte. Konnte ich etwas lernen aus diesem Fehler?
    Natürlich war ich nicht die einzige Tochter, die sich mit einem Vater auseinandersetzen musste, der sich schuldig gemacht hatte. Meine Cousine hatte weitaus Schlimmeres zu verkraften als ich. Aber zumindest hatte sie ihre Mutter und ihre Schwestern, die ihr dabei helfen konnten. Sie war gleich am Tag nach unserer langen Nacht im Polizeihauptquartier nach Hause nach Kansas geflogen.
    Meine Tante Rachel war sich unsicher, ob sie Peter bei den bevorstehenden juristischen Auseinandersetzungen unterstützen oder ob sie mit ihren Töchtern lieber ganz neu anfangen sollte. Mein Onkel hatte ein Apartment auf der Northwest Side gemietet und war vorerst in Chicago geblieben. Petra wollte nicht mit ihm reden.
    Als meine Cousine nach einer Woche beschloss, zurück nach Chicago zu kommen, begleitete Rachel sie. Ein paar Tage wohnten sie zusammen in Petras Loft. Meine Tante äußerte den Wunsch, Kimathi kennenzulernen, weil sie den Mann persönlich sehen wollte, der für Krumas gelitten hatte. Für Kimathi war unser Besuch im Fit for your Hoof eine schreckliche Quälerei, und Rivers führte ihn nach wenigen Minuten wieder hinaus.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte meine Tante. »Es tut mir so leid.«
    Rivers nickte mit seinem üblichen grimmigen Gesicht und sagte gar nichts dazu. Rachel sah ihn hilflos an. Schließlich fragte sie, ob Kimathi vielleicht Geld brauchen könne … Sie würde gern die Rechnung bezahlen, wenn Kimathi eine psychotherapeutische Behandlung machen wolle.
    »Wir kümmern uns um ihn. Er braucht Ihre Hilfe nicht.«
    Rachel nickte und wandte

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