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Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ich habe ihm gesagt, dass er’s Miss Claudia schuldig ist. Sie muss es wissen. Sie hat diesen Jungen wirklich geliebt. Miss Ella hätte ihn wahrscheinlich noch niedergemacht, wenn er Professor geworden wäre, wie es sein Physiklehrer wollte. Aber bei Miss Claudia war es unbedingte Liebe. Sie verdient es, die Wahrheit zu hören, und ich habe Johnny davon überzeugt, dass er sie Ihnen erzählt.«
    Weil Miss Claudias Leben nicht mehr lange dauern würde, bat ich Yeoman, einen dringenden Besuch im Stateville für mich zu organisieren. Ich traf Johnny in demselben schmutzigen Besprechungszimmer, in dem wir schon das erste Mal miteinander gesprochen hatten. Ich hatte eine Mappe mit den Fotos aus dem Marquette Park mitgebracht und legte sie zwischen uns auf den zerschrammten Tisch.
    »Das sind die Fotos, die Lamont gemacht hat«, sagte ich. »Curtis Rivers hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass ich die Negative gefunden habe.«
    Merton nickte.
    »Er hat sie Ihnen in der Nacht vor seinem Verschwinden gezeigt, nicht wahr?«
    Merton nickte erneut, schloss die Augen und seufzte. Auch er war jetzt bereit, den großen Sprung zu wagen. Vielleicht nicht für mich, aber für Lamont und Miss Claudia.
    »Mein Freund kam zu mir im Waltz Right Inn, genau wie es Ihnen Rose Hebert gesagt hat. Er hatte diese Fotos dabei, und er wollte damit zu diesem Scheißanwalt von Steve gehen. Er wollte ihm zeigen, dass so ein weißer Junge Harmony umgebracht hatte. Und dass ein Polizist den Beweis eingesteckt hatte. Wir haben darüber geredet. Wir wussten, was im Polizeirevier an der Racine Avenue lief. Wir wussten, welches Risiko er einging, wenn er dort auftauchte, aber wir waren der Meinung, er sollte es machen. Ich habe ihm gesagt, er solle bloß Abzüge mitnehmen und nicht die Negative. Es wäre ja nichts übrig geblieben, wenn die zerstört worden wären.
    Dann ist er also losgezogen, an dem Tag, als der Schneesturm losging. Und zwei Tage später, als der Sturm vorbei war und man wieder aus dem Haus gehen konnte, lag er bei uns auf dem Hinterhof. Sie hatten ihm die Ohren abgeschnitten, aber er war vorher schon tot.«
    »Die Ohren!«, sagte ich und schüttelte angewidert den Kopf. »Also haben Dornick und Alito ihn umgebracht. Oder sonst jemand auf dem Revier. Und dann hat man Ihnen die Leiche anzuhängen versucht. Wenn Sie die Polizei gerufen hätten, hätten alle gesagt, das sei ein typischer Anaconda-Mord. Dornick hätte behauptet, Lamont hätte sich als Kronzeuge gegen Sie angeboten und Sie hätten ihn aus Rache dafür ermordet.«
    Johnny lächelte bitter. »Gar nicht so dumm, weißes Mädchen.«
    »Ich habe durchaus meine hellen Momente.«
    »Ich habe Lamont zu mir in die Wohnung geholt und den ganzen Tag bei ihm gesessen. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, das können Sie mir glauben. Ich dachte, jeden Augenblick kommen die Bullen und schlagen die Tür ein. Ich habe nicht mal meine Frau und meine Tochter reingelassen, die vor der Tür standen. Ich habe mir etwas zusammengelogen, und das hat mich meine Ehe gekostet. Meine Frau hat gedacht, ich läge mit einer anderen im Bett. Sie ist weggerannt, zu ihrer Mama.«
    Merton kratzte sich am Schädel. »Wahrscheinlich war die ganze Polizei im Noteinsatz wegen des Schneesturms. Nicht mal Dornick, dieser Drecksack, konnte bei mir und Lamont vorbeikommen. Auf der Stony Island Avenue hatte der Sturm eine Lagerhalle umgerissen. Sobald es dunkel wurde, habe ich Bruder Lumumba in eine Decke gewickelt und die Treppe hinuntergetragen. Ich habe ihn auf den Schlitten meiner kleinen Tochter gelegt und ihn hinter mir hergezogen. Drei Meilen bin ich durch die Nacht marschiert, und alle fünf Minuten hatte ich Angst, dass irgendein Scheißbulle mich anhält.«
    Er lachte bellend. »Sagen Sie das ja keinem Menschen, weißes Mädchen, dass The Hammer Angst gehabt hat!«
    Er ballte die Fäuste. »Wie auch immer, ich habe mich durchgekämpft. Ich habe mich durch den Schnee bis zu den Fundamenten der Baustelle durchgewühlt und meinen Bruder darin begraben. Nach dem Sturm hat da niemand mehr nachgesehen. Ich habe jeden Tag um drei beim Zeitschriftenhändler gesessen, wenn die Abendausgabe kam, aber es hat nichts in der Zeitung gestanden. Sie haben ihre Lagerhalle einfach auf meinen Freund draufgebaut. Sie haben nicht nachgesehen, und sie haben ihn nicht gefunden.«
    Er richtete sich auf und schloss für eine Sekunde die Augen. »Am dritten Tag kamen die Bullen. Angeführt von diesem Dreckskerl Alito. Sie hatten

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