Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Nachmittag in der Innenstadt abgesetzt, als die Leute von Dornick hinter uns her waren … Ich …«
Finchley sah mich an und lächelte zum ersten Mal an diesem Abend. »Das ist eine Pastorin, nicht wahr? Sie hat angerufen und nach Ihnen gefragt. Und dann hat sie stundenlang mit dem Captain telefoniert.«
Ich war so erleichtert, dass ich beinahe gelacht hätte. »Sehen Sie, Dornick«, sagte ich. »Sie können nicht alle umbringen. Irgendeiner bleibt immer übrig, der den Leuten die Wahrheit erzählt.«
Petra stand mit mir zusammen auf. Trotz ihrer Größe sah sie plötzlich sehr schmal und zerbrechlich aus. Zusammen weckten wir Elton aus seiner Trance, der etwas Unverständliches vor sich hin murmelte.
Freeman Carter fuhr uns alle zusammen nach Hause, wo wir Mr Contreras und die Hunde aufweckten. Mr Contreras war sehr erleichtert, uns wiederzusehen, und begann sofort, uns zu umsorgen. Er bot Elton sogar an, seine Dusche zu benutzen, und gab ihm einen Rasierer, während Petra und ich bei mir aufräumten.
Als wir wieder nach unten kamen, stellten wir fest, dass Elton in die Nacht verschwunden war.
»Er hat mir für den Rasierer und die frischen Klamotten gedankt, aber er wollte nicht bleiben. Ich soll Ihnen sagen, dass er jetzt erst mal ein bisschen allein sein muss. Sie würden das schon verstehen. So, und jetzt essen Sie was! Ich habe Eier mit Speck gemacht. Peewee sieht ja aus wie ein wandelndes Gerippe. Und Sie sehen auch nicht viel besser aus, V. I. Warshawski.«
50
Eine Beerdigung
Miss Claudia kehrte auf würdige Weise zu Jesus heim. Die Frauen trugen Hüte mit Blumen, Vögeln und Bändern, wie man sie sonst meist zu Ostern sieht, sodass die Kirche am 62nd Place wie ein blühender Garten aussah. Die Musik brachte die Balken zum Wackeln, und es kamen so viele Leute, dass ein Teil draußen auf dem Platz stehen musste. Den Gottesdienst hielt Pastorin Karen, was einigen Unmut in der Gemeinde auslöste, die sich daran gewöhnt hatte, dass Frauen in der Kirche den Mund zu halten hätten. Aber Schwester Rose bestand darauf: Miss Claudia hätte Pastorin Karen gewollt und niemanden sonst.
Curtis Rivers kam zur Beerdigung, zusammen mit seinen zwei schachspielenden Freunden. Alle drei trugen Anzüge, weshalb ich sie zunächst nicht erkannte. Schwester Zabinska und die anderen Nonnen vom Freedom Center waren ebenfalls da und sangen die Gospelsongs genauso energisch und leidenschaftlich wie die regulären Gemeindemitglieder. Selbst Lotty und Max waren da, um mich zu unterstützen.
Miss Claudia hatte noch fast vier Wochen gelebt, nachdem ich die Fotos in Lamonts Bibel gefunden hatte. Ich war mehrfach bei ihr gewesen, um mit ihr zu reden. Ich erzählte ihr von Lamont, aber oft genug sagte ich gar nichts und hielt nur ihre Hand.
Der Mord an Harmony Newsome kam nach vierzig Jahren noch einmal auf die Titelblätter der Zeitungen. Es schien, als ob das ganze Land sich an diesem neuen Fall von Korruption in Chicago gütlich tat.
Bobby Mallory war sehr niedergeschlagen darüber. Er wurde ein führender Beamter in der Arbeitsgruppe, die den Polizeiapparat säubern sollte, und nach allem, was ich darüber hörte, war er besonders rücksichtslos bei der Aufklärung der Korruptionsfälle. Dennoch war es sehr schmerzlich für ihn, als er feststellen musste, wie viel Fehlverhalten und Betrug es bei den Männern gab, mit denen er fast sein ganzes Leben verbracht hatte.
Dornick und Alito waren keineswegs die Einzigen, die schuldig geworden waren. Sie hätten ihre Opfer niemals so brutal behandeln können, wenn ihre Vorgesetzten und Untergebenen das nicht stillschweigend geduldet oder gar daran mitgewirkt hätten. Sechzehn ehemalige Beamte des Polizeireviers an der Racine Avenue wurden von den Bundesbehörden durchleuchtet. Es stellte sich heraus, dass es noch bis in die Neunzigerjahre Fälle von Gefangenenmisshandlung gegeben hatte. Angesichts der zweideutigen Haltung des Justizministeriums gegenüber der Folter hatten offenbar viele Beamte keine Skrupel bei sogenannten »verschärften Verhören«.
Bobby selbst wollte nicht mit mir darüber reden, aber seine Frau kam eines Tages zum Kaffee zu mir und erzählte, wie verzweifelt er war. »Der Polizeidienst ist doch sein Ein und Alles«, sagte sie. »Und jetzt hat er das Gefühl, dass er sein Leben einem Götzen geopfert hat. Er hat sich immer an deinem Vater gemessen, und jetzt macht er sich die größten Vorwürfe, dass er damals nur um eine Versetzung gebeten hat, um nicht
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