Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
Leute, mit denen das FBI reden kann!«
»Stimmt, Cookie«, sagte Mr Contreras. »Diesmal sollten Sie Ihre Karten aufdecken und nicht alles für sich behalten wie sonst immer!«
»Habt ihr schon mit ihrer früheren Zimmerkameradin im College geredet, dieser Kelsey?«, fragte ich. »Ich weiß ihren Nachnamen nicht, aber das ist die Person, von der Petra am meisten erzählt.«
»Kelsey Ingalls«, sagte meine Tante. »Sie hat mich heute Morgen gleich angerufen, als sie im Internet davon gelesen hat. Sie hat Petra anzurufen versucht wie wir alle, ist aber auch bloß an ihre Mailbox weitergeleitet worden.« Ihre Stimme fing an zu zittern. »Vic, bitte, es muss doch jemanden geben, der der Polizei oder dem FBI einen Hinweis geben kann, wo Petra jetzt ist. Bitte, bitte, sag mir die Namen!«
Ich schüttelte hilflos den Kopf. »Johnny Merton, der Chef der Anacondas kann damit nichts zu tun haben. Wenn er richtig wütend wird, ist er zu allem fähig, aber als der Einbruch passiert ist, war ich gerade bei ihm und habe mit ihm gesprochen. Er ist eigentlich erst ganz am Ende des Gesprächs richtig wütend geworden.«
Das war ein gefundenes Fressen für meinen Onkel. Er fing erneut an zu toben. Wenn er gewusst hätte, dass ich mit Gewaltverbrechern zusammenarbeite, hätte er Petra niemals in meine Nähe gelassen.
»Das habe ich schon verstanden«, sagte ich, als er sich heiser geschrien hatte. »Aber schau dir bitte mal die Uhrzeiten auf den Videoaufzeichnungen der Überwachungskamera an. Es sieht sehr danach aus, als hätte Petra ganz bewusst darauf gewartet, dass meine Mitmieterin – du weißt schon: die Bildhauerin – das Gebäude verlässt. Tessa geht weg, es folgt eine Pause von zehn Minuten, dann gibt Petra den Code ein und geht mit den beiden Dreckskerlen rein.«
»Kann das nicht Zufall sein, Vic?«, sagte meine Tante mit leiser Stimme. »Woher soll Petra solche Leute denn kennen? Sie ist doch gerade erst mit der Uni fertig geworden, sie hat nie in Chicago gelebt. Sie hat mit ein paar anderen jungen Leuten in einem Büro in der Innenstadt gearbeitet. Sie ist einfach ein nettes Mädchen aus dem Mittleren Westen, das in seinem ganzen Leben noch keinen Kriminellen gesehen hat. Ich sage ja nicht, dass es deine Schuld ist, aber du bist diejenige, die Gangster und andere Kriminelle kennt, Vic, nicht Petra. Bitte, bitte gib Bobby Mallory oder dem FBI deine Akten. Die können jeden überprüfen, mit dem du geredet hast.«
»Bobby war gestern Abend schon in meinem Büro«, sagte ich.
Er hatte die Polizisten, die den Eingang versperrten, beiseitegeschoben und mich unter meinem Schreibtisch vorgefunden, wo ich nach weiteren Spuren von Petra suchte. Trotz der vielen guten Beamtinnen im Polizeidienst, die in den letzten fünfzehn Jahren für ihn gearbeitet haben, schlägt es ihm noch immer auf den Magen, wenn er mich an einem Tatort vorfindet.
»Da bist du ja, Vicki. Einer von meinen Jungs, der schlauer ist, als er aussieht, hat deinen Namen in einem der Berichte entdeckt und ist damit zu mir gekommen. Wer ist diese Petra? Ist das Peters Tochter? In was für eine Wahnsinnsgeschichte hast du sie verwickelt? Weiß ihr Vater schon davon? Der verarbeitet dich zu Hackfleisch, wenn seinem Kind was passiert.«
»Nicht schuldig«, sagte ich müde und krabbelte unter dem Schreibtisch hervor. »Sie arbeitet für Brian Krumas und hilft bei der Kampagne. Warum sie in mein Büro gekommen ist und wen sie hereingelassen hat, weiß ich nicht, Bobby.«
Ich zeigte ihm die Videoaufzeichnungen und erklärte ihm, warum sie den Code für das Türschloss gekannt hatte. Er runzelte die Stirn und fragte seine Leute, ob sie das Material schon ins Labor geschickt hätten.
Nach dem Eintreffen von Bobby hatten die Ermittlungen deutlich an Fahrt aufgenommen. Aus aggressiven Polizisten waren plötzlich kleinlaute Freunde und Helfer geworden. Wie aus dem Nichts erschien ein Team von der Spurensicherung und begann das ganze Chaos auf Fingerabdrücke, Blut und irgendwelche anderen Spuren zu untersuchen. Für den Fall, dass es sich um eine Entführung handelte, rief Bobby das FBI an. Deren Special Agent traf eine Stunde vor Mitternacht ein, und ich musste sämtliche nutzlosen Fragen noch einmal beantworten.
Daneben hatte sich auch alsbald die Presse gemeldet. Reporter riefen mich an, und vor dem Gebäude parkte ein Fernsehteam. Mitten in meine Befragung durch den FBI -Mann platzte dann auch noch ein Anruf von Brian Krumas, für den Petra gearbeitet hatte.
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