Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball

Titel: Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
dass meine Liege umgekippt und der Kopierer aufgerissen worden war. Ich machte einen Bogen um die umgestürzten Schubladen und schaute hinter die Trennwand, wo mein Schreibtisch stand. Die Schubladen waren mit solcher Gewalt auf den Boden geschleudert worden, dass die Rahmen gebrochen waren. Und dieselben brutalen Hände hatten meine Bücher zerfleddert. Die Seiten des Illinois Criminal Code waren auf dem Boden verstreut, als wären sie zuvor von einer Konfettikanone in die Luft geschossen worden. Der Kupferstich meiner Mutter von den Uffizien und der Druck eines Bildes von Nell Choate Jones waren aus den Rahmen gerissen worden. Die Bilder selbst lagen unter den Glasscherben.
    Ich hockte mich hin, hob die Uffizien auf und wiegte sie wie ein Kind in den Armen. Erst nach einiger Zeit begann mein schockgefrorenes Gehirn wieder zu arbeiten. Nichts anfassen! Vielleicht nahm die Spurensicherung ihre Arbeit ja ernst.
    Und was war eigentlich mit Tessa, meiner Mitmieterin? Ich ging in die Werkstatt hinüber, wo Tessa große Metallklumpen zu modernen Skulpturen zusammenschweißt, aber da war alles in Ordnung. Sie schien am Nachmittag da gewesen zu sein – der scharfe, säuerliche Geruch der Schweißarbeiten hing noch in der Luft. Ich setzte mich mit verschwitzten Händen und pochendem Herzen an ihren Reißtisch und wartete auf die Polizei.
    Als ich die Sirene hörte, ging ich nach draußen, um die Beamten in Empfang zu nehmen. Ein Streifenwagen erschien, das Blaulicht färbte die dämmrige Straße geisterhaft blau. Zwei Polizisten sprangen heraus, eine junge Frau und ein älterer Mann mit einem deutlichen Bauch.
    Ich zeigte ihnen die Tastatur für das Zahlenschloss. Es musste jemand gewesen sein, der entweder die Kombination oder einen raffinierten Trick kannte, um das Sperrsystem zu umgehen. Der Beamte mit dem Bauch machte sich eine Notiz. Er fragte, wie viele Leute den Code kannten.
    »Meine Mitmieterin Ms Reynolds und ein paar Leute, die für mich arbeiten. Wem Ms Reynolds die Kombination gegeben hat, weiß ich natürlich nicht.«
    »Gibt’s einen Hinterausgang?«
    Ich führte sie den Gang hinunter zur Hintertür. Die Stahltür war selbstschließend und hatte außen keine Klinke, keine Tastatur und kein Schlüsselloch. Die Beamtin machte sie auf und leuchtete mit ihrer Taschenlampe auf der Rampe und den Stufen herum, die in den Hof führten.
    Ich entdeckte ein weißes Band auf den Betonplatten. Es war eins dieser Gummi-Armbänder, wie es die jungen Leute heute tragen, um ihre Unterstützung für dies oder jenes zu zeigen: von der Brustkrebsforschung bis zum Hockeyteam ihrer Uni. Ich bückte mich, um es aufzuheben, aber ich wusste schon, was draufstand: ONE . Das hieß: »Eine Welt«, und wenn man das las, sollte man das Bedürfnis empfinden, gemeinsam mit anderen dafür zu arbeiten, dass sich die ganze Welt beim Kampf gegen AIDS und Armut in Liebe vereinte. Bei meiner Cousine Petra hatte ich so eins gesehen. Es war ein bisschen zu groß für sie, und wenn sie sich heftig bewegte, fiel es manchmal herunter.
    Petra. War Petra heute Nachmittag in meinem Büro gewesen, als der höllische Tornado alles verwüstet hatte … Plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen, und ich landete auf der Betonplatte.
    Die beiden Polizisten stellten mich wieder auf die Beine, führten mich ins Büro zurück und sorgten dafür, dass ich mich auf meinen Schreibtischstuhl setzte. Dann fragten sie, was ich da gefunden hätte.
    »Meine Cousine.« Mein Mund war so trocken, dass ich nur krächzen konnte. »Meine Cousine Petra. Das Band gehört ihr.«
    Die schöne, junge, selbstbewusste Petra war direkt von der Uni für ein Praktikum nach Chicago gekommen, um Brian Krumas, der Senator von Illinois werden wollte, bei seiner Kampagne zu helfen. Mein Gehirn schien erneut einzufrieren. Dann fiel mir meine Überwachungskamera ein. Die habe ich einbauen lassen, weil die Eingangstür zu weit von meinem Arbeitsplatz entfernt ist und auch nicht vom Flur aus eingesehen werden kann. Meine Finger zitterten, als ich meinen Computer hochzufahren versuchte. Das Modem hatte sich aus dem Port losgerissen. Der ältere Polizist beugte sich gespannt über mich, als ich die Kabel suchte und alles wieder zusammensteckte. Ich drückte auf den Einschaltknopf. Der Startsound meines Apple ertönte, und ich schickte ein Stoßgebet an den Gott, an den ich nicht glaube. Lieber Sankt Michael, Schutzheiliger der Polizisten und Privatdetektive, bitte sorg dafür, dass die

Weitere Kostenlose Bücher