Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
in Ohio in meinen Träumen gesehen hatte, herumlaufen durfte) zurückgekommen war, bekam ich einen Anruf, in dem mir nicht nur mitgeteilt wurde, dass sie mich eingestellt hatten, sondern auch, dass mein Gehalt etwa 20 Prozent höher sein würde als das meiner Meinung nach bereits recht unverschämte Gehalt, dass ich gefordert hatte. Darüber hinaus würde mir die Firma die Hälfte der Miete eines Apartments meiner Wahl in Tokio zahlen.
Heiliger Bimm-Bamm!
Was mehr könnte sich ein Mensch noch wünschen?
Für mich war das wie ein Sechser im Lotto nach der Wahl zum Herrscher der Welt und des Playboy-Anwesens obendrein. Ich konnte mir nichts Besseres vorstellen. Das war der Himmel, absolut und ohne jeden Zweifel. Ich musste mich selber zwicken, um sicher zu gehen, dass ich nicht tot war. All meine Träume waren wahr geworden – es mögen zwar zugegebenermaßen dumme Träume gewesen sein, aber es waren meine, und genau an jenem Dienstag
hatten sie sich alle erfüllt!
Die nächsten Monate verbrachte ich völlig geblendet von meinem glücklichen Schicksal und wandelte total benommen umher.
Das war auf jeden Fall eine ziemlich abgefahrene Glückssträhne. Wie konnte so etwas passiert sein? Als ich mir bewusst wurde, wie unmöglich es eigentlich war, bekam ich ein wenig Angst. Meiner Weltsicht zu diesem Zeitpunkt nach zu urteilen, konnten solche Dinge einfach nicht passieren. Es war vollkommen unmöglich. Wenn ich nicht dermaßen von meiner Glückseligkeit geblendet gewesen wäre, wäre ich wohl durchgedreht. Vielleicht drehte ich sogar ein wenig durch. Aber ich schaffte es, mich im Zaum zu halten. Einigermaßen zumindest.
JEDES MAL, wenn ich darüber nachdenke, was damals passiert ist, verblüfft mich die phänomenale Kette von Zufällen, die mich zu Tsuburaya brachte, aufs Neue. Wie kam es, dass ich zufällig genau jene Präfektur in Japan als Arbeitsplatz ausgewählt hatte? Wie war ich an jenes besondere Buch in jenem besonderen Buchladen geraten? Wie hatte das Leben es bewirkt, dass Yuka und ich uns über den Weg liefen? Wie kam es, dass ich meinen Brief genau zu dem Zeitpunkt an Tsuburaya abschickte, als der letzte Amerikaner, der dort arbeitete, gerade gekündigt hatte? Wie hatte ich es überhaupt erst einmal nach Japan geschafft? Und der Raum voller Monster, von dem ich als Kind geträumt hatte – habe ich irgendwie gewusst, dass ich einmal an einem solchen Ort arbeiten würde? Mein Kopf drehte sich. Ich hätte kaum erstaunter sein können, wenn mir Narzissen aus dem Arsch geflogen wären.
Bis dahin hatte ich abertausende Jobs gehabt, meistens über Zeitarbeitsfirmen. So begeistert ich auch war, hatte ich doch eine Ahnung, dass selbst der beste Job der Welt am Ende nur ein Job war. Sogar Johnny Ramone sagte ja, dass Rock’n’Roll-Gitarrist schon ein ziemlich guter Job sei, aber letztendlich genauso ätzend wie jeder andere Job auch.
Trotzdem wusste ich – ich
wusste
es einfach – dass ich
Den Perfekten Job
erwischt hatte. Mein Leben würde niemals mehr düster, langweilig oder enttäuschend sein. Die Leute dort verdienten gutes Geld damit, rumzusitzen und Ultraman-Bücher durchzublättern, Skripte für Ultraman-Episoden zu schreiben, oder in Gummi-Dinokostüme zu schlüpfen und Modellbaustädte platt zu machen! (Davon, dass ein paar irrsinnig heiß aussehende Babes im Verkauf arbeiteten, mal ganz zu schweigen.)
Johnny Ramone irrte sich ganz offensichtlich. Buddha irrte sich – das Leben war nicht Leiden, das Leben war
großartig
! Ein Job bei Tsuburaya Productions war definitiv
kein
Anlass zum Leiden. Mochte ja sein, dass es Leute auf dieser Welt gab, die ein solches Leben leid werden konnten. Aber doch nicht ich, Mann! Nie im Leben! Das war es. So dumm meine Träume auch waren, ich hatte sie plötzlich alle auf einmal verwirklicht. Vielleicht lag’s auch nur daran,
dass
meine Träume so klein waren, dass ich dazu in der Lage war, sie alle zu verwirklichen. Wie auch immer. Ich wollte kein reicher Rockstar, Schauspieler oder Diktator eines Staates sein. Vielleicht war ich ja über das Geheimnis ewiger Glückseligkeit gestolpert: Halte Deine Träume klein und dumm.
Alles, was ich wusste, war, dass dies das Paradies auf Erden war und dass nichts das je, je, jemals ändern würde.
Berühmte letzte Worte …
WENN DOCH NUR…
Möglicherweise werden Sie feststellen, dass etwas
zu besitzen nicht so angenehm ist, wie etwas haben zu
wollen. Das ist zwar nicht logisch, trifft aber oft zu.
Mister
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