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Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
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Bewerbung dort unterzubringen. Bis dahin hatten sich meine Lebensumstände ein wenig verbessert. Es lief zwar nicht viel besser mit der Band, doch ich hatte einen festen Job als Ausbilder für geistig behinderte Erwachsene bekommen, die wir euphemistisch als „Konsumenten“ bezeichneten.
    Ich verließ das Rattenloch in Akron und zog in ein Haus, das Tim McCarthy, der Zen-Lehrer, den ich an der KSU kennengelernt hatte, das Kent Zendo genannt hatte (
Zendo
bedeutet „Ort, an dem man Zen praktiziert“). Das war zwar auch ziemlich heruntergekommen, aber die Leute, die dort wohnten, kümmerten sich wenigstens darum, dass alles halbwegs sauber und gut in Schuss blieb. Das Motto des Kent-Zendo war: „Wir sind die Kleinsten.“ Du kannst sagen, was du willst, immerhin konnte man uns nicht vorwerfen, irreführende Werbung gemacht zu haben.
    Das Wohnzimmer war ausgeräumt, damit man dort Zazen praktizieren konnte, und ein kleiner Altar stand an einem Ende des Raumes, genau links von der Tür zur Toilette. Einmal machte ich den Fehler, meine Kamera unbeaufsichtigt rumliegen zu lassen, und als ich viel später den Film entwickelte, entdeckte ich darin ein Foto von Tim, wie er seinen Schwengel auf die kleine Buddhastatue auf dem Altar richtet.
    Zu der Zeit, als ich dort wohnte, war es ziemlich hart für Tim, eine Menge Leute für den Buddhismus zu interessieren. Von den anderen sechs Leuten im Haus hatte nur einer was damit am Hut. Der Rest waren Studenten der Kent State University, die sich deutlich weniger für subtile fernöstliche Lehren als für niedrige Mieten interessierten. Zu den wöchentlichen Sitzungen kamen zwischen fünf und zehn Leuten, die meisten davon College-Studenten, die sich ein oder zwei Mal sehen ließen und dann prompt aufgaben, wenn sie nicht direkt die Erleuchtung fanden.
    Was mich anbelangte, so hatte ich Phasen, in denen ich richtig heiß auf die Praxis war und mindestens jeden Tag zweimal vierzig Minuten lang saß, bis ich Frust schob und halbärschig meine symbolischen fünf bis zehn Minuten absaß, bevor ich zu Bett ging. Es kam jedoch selten vor, dass ich es länger als ein oder zwei Tage komplett ausließ. Jedes Mal, wenn ich aufhörte, spürte ich es: Mein Hirn tickte dann einfach nicht richtig.
    Selbst mit dem neuen Job war ich quasi mittellos. Midnight Records verkauften nicht genügend Alben von Dimentia 13, als dass ich daraus ein wenig zusätzliche Kohle hätte ziehen können, und die Major Labels, denen ich meinen Kram zuschickte, hielten’s nicht mal für nötig, mir eine Absage zu schicken. In mir wuchs die Überzeugung, dass all meine Probleme sich lösen würden,
wenn ich nur
ein wenig Geld verdienen und mir meinen Traum erfüllen könnte, im Land von Ultraman zu leben. Ich glaubte nie wirklich daran, mir mit Geld Glückseligkeit kaufen zu können. Aber kein Geld zu haben, schien mir unwiderlegbar eine auf Lebenszeit reichende Ration Ärger am Arsch zu bedeuten.
    Wie dem auch sei, nicht viel später bekam ich einen Brief vom JET-Programm, in dem stand, dass die japanische Regierung bereit war, mir mehr als das Dreifache von dem zu zahlen, was ich bis dahin verdient hatte – und die Hälfte meiner Miete in Japan! –, um in ihr wundervolles von Monstern nur so wimmelndes Land zu kommen und ihren entzückenden Kindern beizubringen, genauso zu reden wie ich.
Wie nett!

6 Im Original: Japan Exchange and Teaching (JET) program.
3 „Hüpfknete“ oder auch „Intelligente Knete“; industriell hergestelltes Silikonplastik, das springt, wenn es auf eine harte Fläche geworfen wird, aber auch fließt und bei einem harten Stoß zerbrechen kann.
4 Nicht annähernd so gut.
5 Im Original: Famous Monsters of Filmland

KLEINE, DUMME TRÄUME

    Mal angenommen, Du denkst an einen Teller mit
Shrimps. Und dann sagt jemand auf einmal was von
„Teller“. Oder „Shrimps“ oder „Teller mit Shrimps“.
Einfach so, völlig unerwartet.
Es wär’ sinnlos, ’ne Erklärung zu suchen.
Es ist alles Teil des kosmischen Unterbewusstseins.
    Miller (gespielt von Tracey Walter)
aus dem Film „Repo Man“

    IN MEINEM ERSTEN JAHR in Japan arbeitete ich hart daran, meine erbärmlichen Japanischkenntnisse zu verbessern. Am Ende von Jahr Nummer eins hängte ich ein zweites Jahr im JET-Programm dran. Ich hatte vor, ein weiteres Jahr in Japan mit Unterrichten zu verbringen – oder vielmehr damit, vor Gruppen schlafender Teenager Englisch zu sprechen. Das japanische Bildungsministerium war so nett, das als

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