Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Warner
Vom Netzwerk:
Tokio, die Vorträge auf Englisch anbot, und entschied mich, da mal reinzuschauen. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe sich Dogen Sangha nannte und der Lehrer ein gewisser Gudo Wafu Nishijima war.
    LASS’ MICH DIR ein wenig über Nishijima erzählen. Nishijima ist ein Zen-Mönch, der mit Sicherheit nicht ins übliche Bild dessen passt, wie ein Mönch zu sein hat. Heutzutage, im Alter von 84 Jahren mit rasiertem Kopf und traditioneller Mönchsrobe, sieht er immerhin wie einer aus. Gräbt man jedoch ein wenig tiefer, fällt dieses hübsche, einfache Bild zusammen. Neben seinem Mönchsdasein arbeitet Nishijima für eine Kosmetikfirma, und diesen Job suchte er sich, nachdem er mehrere Jahre für das japanische Finanzministerium gearbeitet hatte.
    Am Anfang des Zweiten Weltkrieges begann Nishijima, Sesshins und Vorträge zu besuchen, die Kodo Sawaki abhielt, einer von Japans berüchtigsten „Rebellen“ unter den buddhistischen Mönchen. Unzufrieden mit der Art und Weise, wie der japanische Buddhismus zu nur wenig mehr als der Erhaltung von Tempeln zur Touristenattraktion und dem Abhalten von Beerdigungszeremonien verkommen war, wollte Sawaki den Buddhismus zu seinen Grundlagen zurückführen – der Praxis des Zazen. Er hatte niemals einen eigenen Tempel, sondern wanderte von Ort zu Ort, lehrte und leitete Sesshins und wurde dadurch als Kodo der „Landstreicher“ bekannt. Die meisten aufwendigen Rituale, die mit dem traditionellen Zen verbunden wurden, schaffte er ab und behielt nur ein paar seiner Lieblings-Sutras und Verbeugungen bei. Da er befürchtete, dass der Buddhismus in Japan so gut wie tot war, wollte er ihn jenseits der japanischen Inseln verbreiten und ermutigte viele seiner Schüler, im Ausland zu lehren.
    In den frühen 70ern begann Nishijima, englische Vorträge zum Buddhismus in der Vereinigung junger Buddhisten an der Universität von Tokio zu halten. Mit der Hilfe eines jungen britischen Studenten namens Mike Cross machte er sich an die gewaltige Aufgabe, Meister Dogens größtes Werk, das
Shobogenzo
, komplett ins Englische zu übersetzen – all die fünfundneunzig heftigen Kapitel. Nishijima gab seiner Gruppe den Namen Dogen-Sangha, um seine Hingabe an die Lehren Dogens zum Ausdruck zu bringen, aber auch, um ein wenig konzeptionelle Distanz zwischen sich und dem Hauptorden des Soto-Zen zu schaffen, in dem er ordiniert worden war.
Sangha
bezeichnet übrigens einfach eine Gruppe von Buddhisten. Obwohl Nishijima die Dharma-Übertragung von Rempo Niwa, dem damaligen Oberhaupt der Soto-Schule und vorstehendem Abt von Eihei-ji, dem Haupttempel der Schule, erhalten hatte, war er niemals völlig mit der Art und Weise einverstanden gewesen, wie diese die Dinge anpackt.
    Anfangs, als ich begann, Nishijimas Vorträge zu besuchen, machten sie mich wütend. Seine unverhohlene Arroganz war verachtenswert. Man konnte denken, dieser Kerl glaubte, dass niemand außer ihm auf Erden den Buddhismus verstand. Er bestand darauf, dass die einzigen buddhistischen Bücher, die es wert seien, gelesen zu werden, Dogens
Shobogenzo
– natürlich in seiner eigenen Übersetzung – und ein Buch namens
Fundamentale Verse des Mittleren Weges
von einem uralten indischen Typen namens Nagarjuna sind. Nishijima erwähnte außerdem, dass sämtliche existierenden englischen Übersetzungen des letzteren Buches absolut wertlos seien. Und er hatte all diese verrückten Theorien über das autonome Nervensystem. Was hatte ein buddhistischer Meister mit Gerede über medizinischen Kram zu schaffen? Ich wollte was darüber hören, wie man die Erleuchtung erlangt!
    Trotz all dem konnte ich die Aufrichtigkeit dieses Typen nicht anzweifeln. Er unternahm keinerlei Anstrengungen, irgendwen davon zu überzeugen, seine Ansichten zu akzeptieren. Er bot sie einfach dar, als ob sie unbestreitbare Fakten seien, die für jeden, der genug Grips hatte, genau hinzuschauen, absolut auf der Hand lagen. Seine stillschweigende Einstellung schien zu sein: „Ihr seid gekommen, um euch anzuhören, was ich zu sagen habe. Nun, hier ist es. Wenn’s euch nicht passt, geht halt und hört jemand anderem zu.“ – und genau das taten auch eine ganze Menge Leute. Ein paar Mal gab selbst ich es mit diesem Typen auf und blieb den Vorträgen für ein paar Wochen fern. Doch nach einer Weile kam ich immer wieder. Irgendwas an seiner Einstellung kam mir richtig vor. Irgendwas an diesem alten Mann berührte mich tief.
    Die volle Erfahrung, die man machte, wenn man ihn

Weitere Kostenlose Bücher