Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
mein Traum auf ewig unerreichbar bleiben würde. Heutzutage kann man eine Menge über „Angst vor Erfolg“ lesen und über Leute, die ihr Leben absichtlich sabotieren, um zu verhindern, dass ihre Träume sich verwirklichen. Vielleicht liegt das nicht daran, dass die Leute sich so sehr vor dem Erfolg fürchten, sondern vielmehr daran, dass sie sich fürchten zu entdecken, dass Erfolg in Wahrheit gar kein Erfolg ist.
Wir wollen unsere Träume als Träume behalten. Wenn wir einmal unsere Ziele erreicht haben, wenn unsere Träume Wirklichkeit werden, dann sehen wir, dass sie gar nicht so aufregend, erfüllend oder so interessant sind, wie wir uns dass vorgestellt hatten. Das kann verheerend sein – die ganzen an einer Überdosis krepierten Rockstars und die Selbstmorde von Geschäftsführern großer Konzerne können das belegen. Wenn deine Träume buchstäblich wahr werden, ist es sogar noch schwerer. Dann kannst du dir selbst nicht mal mehr was mit weiteren
Wenn-Doch-Nurs
vormachen.
Als ich schließlich mein Ziel erreicht hatte, musste ich mir eingestehen, dass es nicht das war, was ich erwartet hatte, und dass es in der Tat nicht alles perfekt machte. Und das wird jedem passieren, der irgendeine Form von „Erfolg“ erreicht, ganz egal, wie man ihn definiert – sogar dann, wenn Erfolg als die vollständige, unübertroffene, perfekte Erleuchtung definiert ist. Wenn du etwas erreichst, wirst du feststellen, dass, was auch immer es ist, es nicht das ist, was du erwartet hast, und dass nichts in irgendeiner Weise besser ist, als es zuvor war.
Es findet immer irgendeine Form von Austausch statt. Sogar Atmen ist ein Vorgang, beim dem eine Sache gegen eine andere ausgetauscht wird – Kohlendioxid gegen Sauerstoff, alter Atem gegen neuen, Tod gegen Leben und Leben gegen Tod. Nichts lebt auf irgendeine andere Weise. Wenn du’s genau betrachtest, beinhaltet die Idee vom Paradies, die die meisten Leute mit sich rumtragen, eine Entsprechung dazu, irgendwie einfach nur einzuatmen und niemals wieder auszuatmen.
Es gibt keinen Arbeitsplatz auf dieser Welt, der frei von Bürointrigen, kleinen Eifersüchteleien und schierer Dummheit ist. Obwohl ich selbst niemals Vollzeit in einem buddhistischen Kloster gelebt habe, habe ich Berichte von genügend Leuten gehört, die es getan haben – sowohl in Amerika als auch in Japan –, um zu wissen, dass es auch kein Kloster geben dürfte, das frei von jenen Dingen ist. Doch irgendwie hatte ich es geschafft, all das zu vergessen, als ich bei Tsuburaya Productions einstieg. Ich war ehrlich überrascht, dort die gleichen Dinge wiederzufinden, denen ich bei einem Dutzend Arbeitsplätzen in Amerika begegnet war. Das Problem war bloß, dass der Job selbst meinem Traum von Perfektion so sehr glich. Als sich die Dinge dann weigerten, sich auf die Art und Weise zu verwirklichen, wie ich mir das vorgestellt hatte –, auf die Art, wie sie es meiner Meinung nach hätten tun sollen – da wurde mir die Wirklichkeit der ersten edlen Wahrheit Buddhas, derjenigen, die irreführend als „Alles Leben ist Leiden“ übersetzt wurde, mit schmerzhafter Deutlichkeit bewusst.
Wenn bestimmte buddhistische Gelehrte diesen Punkt erläutern, sagen sie für gewöhnlich, dass selbst dann, wenn du bekommst, was du willst, es immer noch Leiden sei, weil es nicht von Dauer sein wird. Das ist zwar nicht unbedingt falsch, nehm’ ich mal an, aber um ein bisschen näher zum Kern vorzudringen, musst du dir mal anschauen, was Leiden denn nun wirklich ist. Leiden tritt immer dann auf, wenn deine Ideen davon, wie die Dinge sein sollten, sich nicht damit decken, wie die Dinge wirklich sind. Halt mal für ’ne Sekunde still und schau dir das in deinem Leben genau jetzt an. Das ist wichtig.
Das Schmerzliche dabei, wenn deine Träume Wirklichkeit werden, tritt genau dann spürbar zutage, wenn du einsiehst, dass selbst dann, wenn deine Träume wirklich wahr werden, sie niemals wirklich wahr werden.
Von Geburt an bis zum Tod ist’s einfach so.
ALSO BEGANN ICH ALLMÄHLICH , meinen Traumjob so zu verrichten, wie ich es bei jedem anderen Job in meinem Leben auch getan hätte: mit Sorgfalt und Einsatz, aber auch einem gewissen Grad von Distanz und Langeweile.
Zwischendrin versuchte ich mal, ein richtiger Schreiber für Tsuburaya zu sein, nicht nur ein Typ, der sich Namen für Figuren ausdenkt und Promo-Flyer erstellt. 1996 reichte ich ein paar Geschichten zur Begutachtung für die
Ultraman Tiga
-Serie ein. Eines meiner
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