Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
unbekannt.
     Zerfallendes Narbengewebe steigt in einem grauen Rauch Wölkchen von Dauds blasser Brust nach oben. Daud schlägt die Augen auf und sieht Sarah an. "Hallo. Schau dir das mal an, ja? Miß Deboyce sagt, du wirst die Narben ohne Mikroskop nicht sehen können."
     "Nicht sprechen", sagt die Körperdesignerin. Mit einem behandschuhten Finger streift sie Asche von seiner Brust. "Nicht atmen, wenn du's vermeiden kannst." Sie justiert zwei Vergrößerungslinsen auf ihrer Nase und beugt sich mit vor Konzentration gerunzelter Stirn über ihn.
     Mslope zündet eine Zigarette an und steckt sie Daud zwischen die Lippen. Vom Blitzkoks gedämpfter Zorn flackert in Sarah auf. Mslope wirft ihr einen raschen Blick zu, kommt dann um Daud herum und stellt sich neben sie. Sie blickt ihn wachsam an.
     "Das ist sehr nett von Ihnen", sagt sie. "Daud und ich sind Ihnen zu Dank verpflichtet."
     "Ich bin sehr glücklich, daß ich helfen kann." Er sieht zu, wie der rote Strahl eine Narbe durchbohrt und verdampft. "Daud scheint ein sehr wackerer junger Mann zu sein, und... ich bin froh, daß ich von Nutzen sein kann, wissen Sie." Er schüttelt den Kopf. "Meine arme Schwester - ich kann nichts für sie tun." "Es gibt ein neues Heilmittel", sagt Sarah. Unbehagen macht sich in ihr breit, setzt sich in die Schnittstelle zwischen dem, was sie weiß und Mslope nicht.
     "Zu spät. Es würde den Fortschritt der Krankheit aufhalten, aber ihr Verstand ist bereits erloschen. Der Tod wird eine Gnade sein, wenn er kommt."
     Der Laser leckt mit seiner scharlachroten Zunge über Dauds Brust. Sarah blickt von Mslope zu Daud und wieder zurück. "Was machen Sie beruflich, Mr. Mslope?" fragt sie.
     "Bitte nennen Sie mich Nick."
     "Nick."
     "Ich bin im Transportgewerbe. Wir transportieren Güter mit Luftkissenfahrzeugen vom Landehafen in Kapstadt aus."
     Ein eiskaltes Lächeln zerrt an Sarahs Mund. "Ich kenne ein paar Leute in diesem Geschäft."
     "Ich glaube..." Mslope blickt zu Daud. "Ich glaube, ich kann dort eine Stelle für Daud finden. Wenn er mit mir kommen will."
     Sarah fühlt ein Rasiermesser über ihre Nerven schaben. "Als was? Daud hat keine Ausbildung."
     "Als mein Sekretär. Ich bin sicher, er könnte den Job rasch erlernen."
     Sie grinst ihn an und fragt sich, ob das, was sie in Mslopes Lächeln sieht, eine zynische Reaktion oder eine Widerspiegelung ihres eigene Zynismus ist. Sie spürt Dauds blaue, glanzlose Augen auf ihnen beiden ruhen, die hilflos zusehen, wie sie um sein Herz kämpfen, wie sich ein Tauziehen um seine Zukunft entwickelt.
     "Ich wäre nur sehr ungern so weit von ihm getrennt", sagt Sarah. "Wenn es nicht klappt, ist er so weit weg."
     Mslope langt nach der Zigarette in Dauds Mund, schnippt die Asche in den Aschenbecher und gibt sie ihm zurück. "Ich nehme meine Verantwortung sehr ernst, Sarah. Ich würde einen jungen Mann niemals so weit fortbringen, ohne ihm die Mittel für eine Rückkehr nach Hause zur Verfügung zu stellen, wenn er nicht mehr glücklich ist." Er sieht Sarah an. "Vielleicht könnte ich Ihnen auch helfen. Ich kenne ein paar Leute hier im Hafen. Und wenn Sie mit uns nach Afrika kämen, könnte ich bestimmt Arbeit für Sie finden."
     "Als was?"
     Sein Blick ist unerschütterlich. "Ich bin sicher, das wissen Sie selbst am besten."
     Sarah lacht. Das Blitzkoks und ihre stählerne, spannfähige Heiterkeit steigen ihr ins Blut. Der Laser summt erneut. Rauch in der Farbe von alten Kanonen steigt auf, und Schmerz verwandelt sich in Dampf.
     *PANZER IN NEBRASKA ÜBERFALLEN
     OFFENE FELDSCHLACHT POLIZEI TAPPT IM DUNKELN*
     "Hier ist Sarah. Erinnerst du dich an mich?"
     "Sarah. Ja." Die Stimme scheint durch hundert Meilen Wasser zu blubbern, bevor sie Sarahs Ohr erreicht. Der Klang läßt ihre Haut kribbeln. Eine Reihe sterbender Palmen huscht an den Fenstern des Wagens vorbei, braun vor dem stahlblauen Himmel. Sie ruft vom Autotelefon in ihrem Maximum Law-Wagen an, noch keineswegs überzeugt, daß dies nicht eine trickreiche Falle ist. In Bewegung zu bleiben, scheint die beste Methode zu sein, nicht in einen Hinterhalt zu geraten.
     "Du warst mit Cowboy zusammen", sagt Reno, "kurz bevor ich getötet worden bin." Ein eiskaltes Gefühl fährt ihr bei seinen Worten durch die Nerven, bei der Gelassenheit, mit der er sein Schicksal akzeptiert.
     "Das stimmt." Die ausgeräumten Häuser von Venice drehen sich langsam im Hintergrund, als der Wagen den Damm von St. Petersburg erklimmt. "Ich hab'

Weitere Kostenlose Bücher