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ihm geholfen, zu seinen Leuten im Westen zu kommen."
"Freut mich, daß du fliehen konntest. Arbeitest du für Michael den Hetman?" "Manchmal."
"Ich glaube, ich bin ihm mal begegnet. Mein Erinnerungsvermögen ist nicht mehr so gut." Renos Stimme zögert für einen Moment, dann spricht er rasch weiter. Seine Worte klingen ernst. "Danke, daß du angerufen hast, Sarah. Ich bin hier sehr allein."
"Ja." Sarah blickt auf das dunkle und träge, von einem Ölfilm bedeckte Wasser unter ihr. Denkt an Dauds kühle, treulose Augen, den wütenden Anprall von Wasser und Wind an langen Betonmauern in Missouri, an Cowboy, der auf dem Bullet-Bahnsteig unaufhörlich zurückweicht und sich auf den Schallhorizont zubewegt. "Einsam", sagt sie. "Ich weiß, wie das sein kann."
"*WIR MACHEN JEDES JAHR ACHTZIGTAUSEND QUADRATMEILEN
ACKERLAND URBAR!"
Mikoyan-Gurevich ernährt die Welt*
Sarah sieht Mslope jeden Tag. Wenn sie allein ist, ertappt sie sich dabei, wie sie über ihn nachdenkt, über seine sanfte Stimme und die weichen Hände, die sich anscheinend nach ihr ausstrecken, jedoch stets jäh innehalten, über die kleinen Gefälligkeiten - er zündet Daud Zigaretten an, bringt ihr einen Stuhl, bietet ihr eine der Schokoladetafeln an, die er immer in der Tasche seines unvermeidlichen Hawaiihemds hat... Es ist, als ob so etwas wie ein Balzritual zwischen ihnen abläuft, ein Tanz der Verführung mit Daud als Brennpunkt, der in Zeitlupe auf die unvermeidliche Entscheidung zusteuert, deren Inhalt Sarah zu kennen glaubt. "Ich verstehe Ihre Besorgnis, glauben Sie mir", protestiert Mslope und öffnet einen Aktenkoffer, um ihr einen Vertrag zu zeigen, den Daud nur noch zu unterschreiben braucht. Ein Ticket nach Kapstadt und zurück mit dem suborbitalen Havanna Shuttle, die Garantie für ein Jahresgehalt, ungeachtet der tatsächlichen Arbeitsleistung; eine von Mslope bezahlte Unterkunft... "Und ich werde natürlich dafür sorgen, daß er jede erforderliche medizinische Betreuung erhält", sagt Mslope mit einem Lächeln. Einen Moment lang wird Sarah in ihrem Argwohn schwankend und fragt sich, ob er es möglicherweise ehrlich meinen könnte; dann kommt sie zu dem Schluß, daß solche Sachen im wirklichen Leben einfach nicht passieren. Wo haben SIE diesen Mann gefunden? Womit setzen SIE ihn unter Druck? Oder ist er von vornherein einer von IHNEN gewesen? Sie nimmt an, daß es einen echten Mslope gibt. So unvorsichtig würden SIE nicht sein. Und der echte Mslope hat eine Schwester, die stirbt und der I.G. Tempel Pharmaceuticals das Sterben leichter macht, wenn Mslope sich einverstanden erklärt, jemand anderem eine Zeitlang seine Identität zu überlassen.
Es ist geradezu schmeichelhaft, denkt Sarah: Sie brennen so darauf, sie in die Finger zu bekommen, daß sie einen derart komplizierten Plan aushecken. "Der Vertrag ist gut", erklärt sie Daud. "Unterschreib ihn, wenn du willst." Aber sie und Mslope beobachten einander; ihre Blicke begegnen sich über Dauds Bett. Letzten Endes ist es nicht Daud, hinter dem SIE her sind. Er ist mittlerweile nahezu bedeutungslos.
"Vielleicht kann ich Sie mit jemand zusammenbringen", sagt Mslope mit seiner sanften Stimme. Er langt nach der Tafel Schokolade in seiner Tasche und schält das Einwickelpapier ab. "Ich kenne eine Menge Leute im Hafen. Sie könnten gute Arbeit bekommen."
"Ich würde mich freuen, mit jemand zusammenzukommen", sagt sie. "Am liebsten hier." Wie weit ist Mslope bereit, seine Tarnung aufzugeben? Kein echter Hafenboß würde ein Gespräch mit einer zukünftigen Angestellten an einem Ort ihrer Wahl führen.
"Ich weiß nicht, ob das geht", sagt Mslope. Sarah zuckt die Achseln. Daud kritzelt seine Unterschrift auf den Vertrag. Mslope beißt in seine Schokolade. "Ich habe morgen ein Meeting hier in Tampa", sagt er. "Vielleicht könnte ich nach der Sitzung einen der Leute mitbringen, die ich kenne..."
"Das wäre bestimmt nett", schnurrt Sarah. Beim Klang ihrer Stimme blickt Daud auf und fragt sich, was hier vorgeht. Er schaut verwirrt drein. Sarah legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Miß Deboyce wird morgen hier sein, ja?" fragt sie.
Mslope schenkt ihr sein bestes Beschwichtigungslächeln. "Selbstverständlich. Meine Gesellschaft kümmert sich um ihre Angestellten. Besser als jede andere in dieser Gegend, da bin ich sicher."
Sarah hört die Stahlsaiten in ihrem Kopf singen, das alte, süße Lied der Liebe. Sie ist wieder nützlich für sie, und sie sind
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