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ihrer Verblüffung und Wut aus. "Hallo, Sarah", sagt Daud. "War das Nick?" fragt sie.
"Ja." Sie sieht Dauds Augen geradezu flackern und wegschauen. "Er hängt hier fest. Sie weigern sich, ihn zurückzuschicken. Sie sagen, er hätte ihren Vertrag gelöst, als er nicht versucht hat, dich aufzuhalten. Als ob er das gekonnt hätte. Und sie haben mich dazu gezwungen, meinen Vertrag abzutreten, nachdem du abgehauen warst. Deshalb sind wir beide pleite."
"Hör zu! Es kann sein, daß er immer noch für sie arbeitet."
"Vielleicht. Ist mir egal. Er hängt hier fest, und wir werden uns eine Wohnung suchen." Sarah hört, wie Daud kurz an einer Zigarette zieht. "Sein richtiger Name ist Sandor Nxumalo. Fällt mir schwer, nicht Nick zu ihm zu sagen."
Sarah spürt, wie Daud ihr entgleitet. Sie versucht ihn festzuhalten, erinnert sich an den weichen Körper des Mannes, an seinen zynischen Blick über Dauds blinden Kopf hinweg. "Daud, ich möchte, daß du vorsichtig bist. Vielleicht versucht er, deine Telefongespräche abzuhören. Wenn du mit mir sprechen mußt, ruf von..."
"Ich weiß das. Ja. Sonst noch was? Wir wollten uns gerade eine Wohnung anschauen."
Einen Moment lang denkt Sarah, nur ein Wort zum Hetman, und der Mann ist tot. Aber Daud würde es wissen, würde sie dafür verantwortlich machen. Verzweiflung sickert in ihr Herz.
"Sei bloß vorsichtig, Daud!" Dann ist die Leitung tot. Sie denkt darüber nach, wie genau sie wissen, wie man ihrem Bruder Hoffnung machen kann, wie genau sie wissen - so wie sie es auch bei ihr wußten -, daß man keine andere Wahl hat, als zu gehorchen, wenn sie bestimmte Dinge versprechen, auch wenn dieser Gehorsam bedeutet, ihnen alle Möglichkeiten der Welt für ihren unvermeidlichen Verrat in die Hände zu geben.
"Daud, sei vorsichtig!" sagt sie zum Telefon. Es antwortet laut, in einer Sprache, die sie nicht versteht. Eine Warnung, das ist ihr klar; aber sie weiß nicht, wovor.
*20*
Die Steelguitar-Töne eines Songs erklingen in Cowboys Kopf. Er nennt ihn "Face Riders in the Sky". _Pony Express_ steigt hoch über das weiße, wirbelnde Auge eines Tiefdrucksystems, das in Kürze die Pazifikküste erreichen wird; das Sonnenlicht strahlt von den schwarzen Cockpit-Streben der Delta zurück. Der Himmel über ihm ist leuchtend blau mit einem ersten Hauch von Dunkelheit, einer Verheißung des Weltraums. Cowboy befiehlt seinem Helm, das Visier herabzulassen, während er auf die Sonne zu steigt. Er hat den Geschmack von Betäubungsgas im Mund, als er durch die Zähne pfeift.
"Reno." Cowboy macht sich nicht die Mühe, seine Botschaft in Worte zu kleiden. Er schickt sie einfach durch seine Chips und pfeift weiter. "Sag ihnen, ich bin in Position."
"Roger." Renos elektronische Finger umspannen Mikrowellen-Relaisstationen von Küste zu Küste und halten das Kommunikationsnetz effektiver zusammen als die Söldner des Dodgers.
Cowboy macht einen automatischen Durchlauf durch die Displays und sieht, daß die Triebwerke müßig im Blaubereich laufen. Die übrigen Anzeigen sind grün. Er fühlt, wie die Radarsysteme Kaliforniens von weit unten zu ihm hinaufgreifen und die samtige Haut des _Pony Express_ mit kraftlosen Tatzen berühren, unfähig, den abgerundeten Außenflächen und dem absorbierenden Antistrahlungsanstrich der Delta eine genügend starke Reflektion abzuringen. Diese hier sind nicht so stark wie die Radarsysteme im Mittelwesten. Das brauchen sie auch nicht zu sein. Sie sind es nicht gewöhnt, daß Deltas hoch über dem Pazifik in illegalen Missionen unterwegs sind.
"Cowboy? Bist du beschäftigt?" Renos ferne Stimme, Blasen, die langsam im Kristall aufsteigen.
"Ich kreise nur. Und warte auf unsere Freunde."
"Ich hab' was rausgefunden. Ich hab' ein bißchen im Kristall hier in den Labors rumgestochert."
"Läufst du damit nicht Gefahr, daß dir... ah... der Vertrag gekündigt wird?"
"Ich langweile mich, Cowboy. Hier gibt's nichts zu tun."
"Das ist gefährlich, Reno."
"Nein. Ihre Schutzvorrichtungen nach außen sind ziemlich stark, aber sobald man ins System hineinkommt, sind ihre Sicherheitsvorkehrungen nicht sehr gut. Das Zeug war vor zehn Jahren wohl mal angemessen, als sie aufgemacht haben, aber jetzt ist es ziemlich leicht zu knacken. Ich hab' mir von unseren Maximum Law-Freunden ein Infiltrationsprogramm ausgeborgt, als sie gerade nicht aufgepaßt haben."
Cowboy denkt daran, was passieren könnte, wenn die Laborleute die
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