Hardware
pünktlich, Cowboy. Du müßtest seine Signatur etwa auf zwei-sieben-null sehen."
Cowboy dreht den Kopf nach Backbord und sieht einen hellen Punkt am dunkler werdenden Himmel. "Bestätigt, Reno. Hoch oben und backbord, ungefähr acht Uhr." _Pony Express_ legt sich in eine ausholende Linkskurve. Die Triebwerke gehen von Blau auf Grün. Cowboy merkt, wie seine Adern sich öffnen, als der Alkoholtreibstoff hindurchströmt. Black Mind ist augenblicklich vergessen, als Cowboys elektronische Nerven sich in die Delta ausbreiten, in ihre Tragflächen, die Triebwerke, die glatte, mit Sensoren bestückte Mischhaut und in die kalten kybernetischen Herzen der wartenden Raketen, die von den geschwungenen schwarzen Tragflächen schützend verdeckt werden.
"He, Cowboy." Es ist Sarah. Sie spricht vom Basissender unten in Nevada aus. Ihre Stimme klingt ein bißchen nervös. "Ich drück' dir die Daumen. Gute Jagd! Ich weiß nicht, was ihr bei solchen Gelegenheiten sagt." "Du hast es ganz prima gesagt. Danke." "Ich geh' jetzt erst mal aus dem Netz. Aber ich bin in Gedanken bei dir."
Bei den Worten wird Cowboy warm ums Herz, aber das Gefühl wird von der Woge der Daten weggespült, die seinen Kristall und seine erweiterten Sinnesorgane überfluten. Seine Turbopumpen ächzen und lassen Treibstoff in die Verbrennungskammer seines kreischenden Herzens strömen. Neurotransmitter pulsieren in einem stählernen Takt, wie Smokey Dacus' Drums. "Danke", sagt er. Seine Augen wechseln rasch zwischen Infrarot und Normalsicht hin und her und verfolgen die leuchtende Spur der Fähre am Himmel. Die Flügelvorderkanten der Delta erwärmen sich im Ansturm der Luft. _Pony Express_ dreht sich in der Luft, legt sich in die Kurve und geht auf einen neuen Kurs. Die Triebwerke klettern auf Orange. Er wird von oben auf die Fähre herabstoßen, direkt aus der Sonne heraus.
"Cowboy." Es ist eine modulationslose Stimme aus reinem Kristall, von jeder Individualität gereinigt. Jemand ist über ein riesiges Computerherz, das zu einem gigantischen kybernetischen Geist gehört, ins Interface gegangen. "Hier ist Roon. Ich bin im Netz. Ich werde mit dir fliegen. Du sollst meine Augen und Ohren sein. Vielleicht kann ich ein paar Anregungen geben."
Cowboys Zorn lodert wie eine aufblühende Folienwolke über der >Straße der Verdammnis< auf. Er ist keiner der kleinen Jungen und Mädchen, die keine andere Wahl haben, als Roon in ihren Geist und ihren Körper eindringen und Sinnesreize in sich aufsaugen zu lassen wie ein Vampir, der seine Zähne in eine Vene schlägt. "Einen Scheiß wirst du tun!" sagt er und geht aus dem Netz. Einen Moment lang denkt er daran, was Roon mit dem Black Mind-Programm machen könnte, und hört ein Murmeln des Entsetzens in seinem erweiterten Gehirn.
Er spürt, wie Mikrowellen-Impulse von jenseits der Sierras verzweifelt versuchen, den Kontakt wiederherzustellen. Er wehrt sie ab. Die Frachtfähre kommt jetzt schnell herunter, ein heller Fleck aus silbernem Metall am Himmel. Cowboy wird vom Schub der Nachbrenner in seinen Sitz zurückgestoßen. Die Triebwerke klettern an die Obergrenze von Rot. Der G-Anzug strammt sich um seine Adern und versucht Blutansammlungen zu verhindern. Er hört den Piloten der Fähre mit der Bodenkontrolle in Vandenberg schwatzen. Checkt noch einmal seine Waffen durch. Denkt an die Fracht der Fähre, die tiefgekühlten Behälter mit den Milliarden mutierter, im Weltraum erzeugter Viren, die darauf zugeschnitten sind, die Epidemie namens Huntingtons Viruskrankheit zu stoppen, das Heilmittel, in das Tempel acht Jahre lang einen Teil seines enormen Forschungsbudgets gesteckt hat.
_Pony Express_ rüttelt, als er in die Turbulenzen des Nachstroms der Fähre gerät. Das Shuttle ist riesig, 200 Meter lang, und nimmt die Hälfte des vorderen Sichtfelds vor der Kanzel der Delta ein, während sie mit doppelter Schallgeschwindigkeit durch die Atmosphäre rast.
Er hat sich mit der Technik des Shuttle befaßt. Es ist ungeheuer stark, besitzt eingebaute Mehrfachsysteme und ist imstande, Beschädigungen unglaublichen Ausmaßes zu verkraften. Cowboy glaubt, daß er ungefähr acht Volltreffer erzielen muß, und er hat nicht einmal mehr zwei Minuten bis zur Landung in Vandenberg.
Mikrowellen-Gequäke aus Nevada prasselt an seine Sensoren. Cowboy ignoriert es. Als erstes die Triebwerke, denkt er. Das Shuttle kann schneller beschleunigen als er, wenn er sie nicht lahmlegt. Er sinkt ins Wellental der Fähre,
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