Hardware
verringert die Geschwindigkeit und feuert eine Radarzielsuchrakete ab. Dann hebt er die Delta wieder in die Sonne.
"Was ist das für ein Signal?" fragt einer der Piloten des Shuttle, als seine passiven Sensoren die Radarimpulse der Rakete auffangen. Die Antwort kommt umgehend. Flammen erblühen zwischen den dicht an dicht sitzenden Schubdüsen am hinteren Ende der Fähre.
"Himmel!" sagt dieselbe Stimme auf deutsch. Cowboy jagt eine weitere Radarzielsuchrakete aus ihrer Verkleidung.
"Boden, hier ist Tempel eins-acht-drei. Melde, wir werden angegriffen..." Der Junge kapiert schnell, denkt Cowboy. Die zweite Rakete kracht in das Heck des Shuttle und speit geschmolzenes Metall durch das Triebwerksabteil. Cowboy beschickt die Nachbrenner bereits mit Alkohol, wird wieder in den Sitz gepreßt und taucht unter dem Ziel durch. Das Shuttle dreht ab und versucht zu entkommen. Zu langsam, zu groß, um sie zu verfehlen.
"Tempel eins-acht-drei, wiederholen Sie?" Boden scheint nicht mit allzu rascher Auffassungsgabe gesegnet zu sein. Cowboy schickt eine weitere Rakete in Richtung auf ein paar Frachtraumtüren los und fährt den Turm mit der Minikanone auf dem Rücken aus. Dreißig-Millimeter-Geschoße durchsieben den Bauch der Fähre. Wenn er genug Hydraulik zerstört, werden sie ihr Fahrwerk nicht ausfahren können, und selbst wenn das Shuttle davonkommt, wird es vielleicht eine Bruchlandung bauen. Funken sticken eine helle Naht über den riesigen Bauch der Fähre, als Stücke des Schutzschildes aus legiertem Metall abgerissen werden. Aus geborstenen Kühlleitungen strömt Freon wie Nebel in den Himmel. Der Pilot wartet nicht ab, bis die Leute am Boden herausgefunden haben, was sich dort oben abspielt; er setzt seine sämtlichen Manövriertriebwerke und Klappen ein, sinkt wie ein Fahrstuhl in die Tiefe und versucht die Delta mit der gesamten Fähre zu zermalmen. Cowboy weicht mühelos aus, feuert eine Rakete in einen durchlöcherten Teil des Schiffes und hofft, daß sie strukturelle Schäden anrichten wird. Seine Minikanone auf dem Rücken ist leer, und er zieht den Turm wieder ein.
Er jagt an dem gewölbten Bauch des Shuttle entlang nach vorn und legt sich auf den Rücken. Die untere Minikanone fährt aus ihrer verkleideten Luke und feuert in die Kommandosektion, zielt auf den Steuerkristall und den Piloten. Ein Sauerstofftank explodiert mit einem Wölkchen aus eisigem Gas. Er sieht einen elektrischen Lichtbogen zwischen zerfetzten Kabeln. Er feuert eine weitere Rakete in das Wrack, und plötzlich kreischt das Gerippe des Shuttle vor Schmerz auf, ein Geräusch, das Cowboy als gedämpfte Schockwellen wahrnimmt, die den _Express_ erschüttern. Metallteile beginnen sich vom Unterteil des fünfzehn Meter breiten Höhenleitwerks abzulösen, kleine Folienstücke, die vom donnernden Nachstrom herumgeschleudert werden.
"Sie bricht uns unter dem Arsch auseinander", schreit der Pilot, und es stimmt. _Pony Express_ dreht aus der Gefahrenzone ab, als das Höhenleitwerk abreißt und hydraulische Flüssigkeit wie arterielles Blut in die Luft spritzt. Bei Mach zwei hat ein Körper, der seine aerodynamische Form verliert, keine großen Chancen. Die Fähre taumelt, legt sich auf die Seite und beginnt zusammenzuschrumpeln.
"Tempel eins-acht-drei...", setzt der Pilot an, aber dann ertönt ein letztes, hallendes _Klick_, als der Sender an einer Mauer aus Luft zerdrückt wird, und auf einmal ist nichts mehr auf diesem Kanal, nichts als die schwachen Laute der Bodenkontrolle, die den Kontakt wiederherzustellen versucht und nur mit sich selbst spricht. Die Fähre ist ein silberner Wirbelsturm aus legiertem Metall, verbogenen Strukturelementen, Flügeln, Leitwerken und sich überschlagenden Frachtcontainern, die allesamt trudelnd auf eine letzte Begegnung mit dem Pazifik zustürzen, der unter dem gewaltigen Wolkenstrudel dort unten verborgen liegt. _Pony Express_ zieht eine Schleife über das Metallgewitter, während die Triebwerke langsam auf Grün zurückgehen, und beginnt seinen langen Sinkflug nach Nevada.
Cowboy fühlt, wie der Hagel seiner Neurotransmitter nachläßt. Er legt einen mentalen Schalter um und schießt einen schnellen Funkspruch nach Nevada ab. "Hier ist Cowboy. Auftrag ausgeführt. Ihr könnt nach Lust und Laune applaudieren."
"Wir haben keine Zeit zum Jubeln, Cowboy." Es ist Renos wassergetränkte Stimme. "Im Moment sind wir alle zu beschäftigt. Willst du mal reinhören?"
"Solange ihr dafür sorgt,
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