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Gesicht. Wiesel zieht sich auseinander, folgt seinem Programm, gleitet in den Magen hinab, und seine Sensoren suchen nach Leben. Dauds Augen machen verzweifelte Versprechungen. Die Prinzessin stöhnt vor Angst, setzt ihre Kraft gegen Sarahs Gewicht ein und versucht sie abzuwerfen. Sarah hält sie fest, wie gekreuzigt. Wiesel macht kehrt, als er in den Magen gelangt, bricht gewaltsam heraus, sucht die untere Hohlvene und zerfetzt sie. Danica gibt gurgelnde Laute von sich, und obwohl Sarah weiß, daß es unmöglich ist, obwohl sie weiß, daß ihre Zunge immer noch tief in Wiesels Unterteil steckt, glaubt sie, Blut schmecken zu können. Wiesel folgt der Vene zu Danicas Herz. Sarah, deren eigene Brust vor Luftmangel fast birst, hält sie fest, bis das Zappeln aufhört und Dauds blaue Augen trübe werden und sterben.
Sarahs Sichtfeld ist purpurn und schwarz gerändert. Sie stemmt sich aus dem Bett und zieht Wiesel teilweise zurück, während sie durch ihre zusammengeschnürte Kehle keuchend nach Luft ringt. Sie stolpert ins Klo, stürzt und kracht gegen das Waschbecken. Der Aufprall treibt ihr die Luft aus den Lungen. Ihre Hände drehen an den Hähnen, legen das Wiesel ins Waschbecken und fühlen, wie das Wasser eiskalt herabläuft. Ihr Atem geht in rauhen Stößen. Wiesel ist mit einem Gel überzogen, angeblich um zu verhindern, daß Blut und Gewebe an ihm haften bleibt, aber sie will um nichts in der Welt Danicas Fleisch in den Mund bekommen. Die Kyberschlange zerrt an ihrer Brust. Das Wasser donnert, bis sie nichts mehr spürt als die Geschwindigkeit, mit der sie in die Schwärze fällt, und dann sinkt sie zurück und saugt Wiesel ein und kann wieder armen und die kühle und heilende Luft schmecken.
Ihre Brust hebt und senkt sich, und ihre Augen sind immer noch voller Dunkelheit. Sie weiß, daß Daud tot ist und daß sie eine Aufgabe hat. Sie wirft den Kopf vor und zurück und versucht ihn klar zu bekommen, versucht über den Rand des Abgrunds hinaufzuklettern, aber Wiesel frißt ihr das Herz auf und sie kann vor Schmerzen kaum denken. Sarah hört sich wimmern. Sie spürt das Kitzeln des Teppichs im Genick, als sie die Arme über den Kopf hebt und versucht, sich weiterzuziehen, wegzukriechen, nur weg, während Wiesel in ihrer Brust wie Donner pulsiert und sie zu hören glaubt, wie ihr das Herz zerspringt.
Sarah kommt langsam zu sich, und der schwarze Kreis verschwindet aus ihrem Sichtfeld. Sie liegt auf dem Rücken, und das Wasser rauscht immer noch ins Waschbecken. Sie setzt sich auf und preßt die Hände an den Hals. Wiesel hat gefressen und ruht jetzt. Sie kriecht zum Waschbecken zurück und dreht die Hähne zu. Sie hält sich an ihnen fest und zieht sich auf die Füße. Sie hat noch etwas zu erledigen.
In ihrem Zimmer liegt die Prinzessin mit ausgebreiteten Gliedern auf dem Bett. Jetzt, wo sie tot ist, ist es leichter, den alten Mann in ihr zu sehen. Sarah dreht sich der Magen um. Sie sollte die Prinzessin über das Bett zerren und sie unter die Decken stecken, um den Moment hinauszuzögern, wo man sie finden wird, aber sie kann sich nicht dazu überwinden, das erkaltende Fleisch zu berühren; statt dessen wendet sie den Blick ab und betritt den angrenzenden Raum.
Sie bleibt stehen, während ihre Augen sich an das gedämpfte Licht gewöhnen, und lauscht in das Haus. Stille. Sie liest die bernsteinfarbenen Lichter über ihrem Sichtfeld, findet aber nur Routinemeldungen. Sarah nimmt ein paar Handschuhe aus ihrer Gürteltasche und geht zum Computerdeck des Zimmers hinüber. Sie schaltet es ein, öffnet dann die Klappe und nimmt einen der Flüssigkristall-Musikwürfel aus der Tasche, die Cunningham ihr gegeben hat. Sie steckt ihn in den Schacht und wartet darauf, daß das Deck ihr ein Zeichen gibt.
Der Würfel hätte tatsächlich Musik von sich gegeben, wenn ihn jemand außer ihr benutzt hätte. Sarah hat den Code, um ihn in etwas anderes zu verwandeln. Das READY-Zeichen erscheint.
Sie gibt die Codes ein. Ein blasses Licht blinkt an einer Ecke des Schirms auf: RUNNING. Sie lehnt sich in ihren Sessel zurück und seufzt.
Die Prinzessin war ein Kurier, der komplexe Instruktionen aus dem Orbit nach unten brachte, Instruktionen, die seine Gesellschaft nicht einmal verschlüsselten Funkbotschaften anzuvertrauen wagte. Die Prinzessin hatte wohl nie gewußt, was sie mitbrachte, obwohl vermutlich Inventarangaben, Strategien zur Marktmanipulation, Instruktionen für Untergebene sowie Kauf- und
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