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er. "Ich gehe zurück in den Orbit."
Sie grinst ihn an. "Vielleicht seh ich dich da." Er nickt. Sein Blick begegnet ihrem. Er setzt an, etwas zu sagen, dann bricht er wieder ab, als ob er erkenne, daß es zwecklos ist. "Paß auf dich auf!" sagt er und geht, ohne noch einmal zurückzuschauen. Einer ihrer gemieteten Schläger schaut zu ihr herein. "Alles klar", sagt sie. Der Schläger nickt. Sie blickt auf das Vermögen in ihrer Hand und hat plötzlich ein hohles Gefühl. In ihrer Brust ist ein Vakuum, wo Freude sein sollte. Der Drink, den sie bestellt hat, schmeckt so fade wie Haferschleim, und Kopfschmerzen pulsieren im Rhythmus mit dem LED-Licht in ihrer Stirn. Sie bezahlt die Schläger, die sie angeheuert hat, und nimmt ein Taxi zu einer die ganze Nacht geöffneten Bank, wo sie das Endorphin in einem Mietfach deponiert. Dann fährt sie mit dem Taxi nach Hause.
Das Apartment summt leise und leer. Sie findet die Steuerung für ihr LED und schaltet es ab, dann wirft sie ihre Kleidung in den Müll. Nackt betritt sie ihr Zimmer und sieht das Holo der Prinzessin auf ihrem Nachttisch. Zögernd greift sie danach, dann legt sie es mit dem Bild nach unten hin und fällt in die willkommene Dunkelheit.
*BEZAUBERND - WARTET AUF DICH*:
*TERRYS ZÄRTLICHE BERÜHRUNG*
*JETZT*
Es ist noch Nacht, als sie vom Geräusch der Tür erwacht. "Daud?" fragt sie und bekommt ein Stöhnen zur Antwort.
Er ist in ein Laken gewickelt und blutüberströmt. Jackstraw hält ihn mit angespannten Nackenmuskeln aufrecht. "So ein Scheißkerl", sagt er.
Sie nimmt Daud wie ein Kind auf die Arme und trägt ihn zu ihrem Bett. Sein Blut besudelt ihre Arme, ihre Brüste. "Der Scheißkerl ist ausgerastet", sagt Jackstraw. "Ich war nur eine Minute weg."
Sarah legt Daud behutsam aufs Bett und schlägt das Laken auseinander. Ein wimmernder Laut steigt ihr in der Kehle hoch. Sie schlägt die Hand vor den Mund. Daud ist blutig gestreift. Der Ausraster muß eine Art Peitsche mit Gewichten benutzt haben. Er versucht sich schwach zu bewegen, hebt eine Hand, wie um einen Schlag abzuwehren.
"Bleib liegen", sagt Sarah. "Du bist zu Hause."
Dauds Gesicht wird faltig vor Schmerz. "Sarah", sagt er und fängt an zu weinen.
Sarah spürt, wie in ihren Augen Tränen brennen, und zwinkert sie weg. Sie schaut zu Jackstraw hoch. "Hast du ihm irgendwas gegeben?" fragt sie.
"Ja. Endorphine. Gleich als erstes."
"Wieviel?"
Er sieht sie ausdruckslos an. "Eine Menge. Keine Ahnung."
"Du hättest das Zimmer nebenan nicht verlassen dürfen", sagt sie.
Seine Augen irren ab. "War schwer was los diese Nacht", entgegnet er. "Ich war nur für eine Minute weg."
Sie richtet ihren Blick wieder auf Daud. "Das hier hat länger als eine Minute gedauert", sagt sie. "Mach daß du rauskommst, verdammt!"
"Es ist nicht..."
In ihren Augen ist ein wildes Licht. Sie möchte ihn in Stücke reißen, aber sie hat andere Dinge zu tun. "Raus hier, verdammt noch mal!" wiederholt sie. Er zögert noch einen Moment lang, dann geht er.
Sie reinigt die Schnitte und desinfiziert sie. Daud weint lautlos, in seiner Kehle arbeitet es. Sarah sucht seinen Injektor und findet ihn, lädt ihn mit Endorphinen aus seinem verstecken Vorrat und schätzt die Dosis ab. Sie jagt sie ihm in den Arm, und er spricht ihren Namen aus und fällt in Schlaf. Sie betrachtet ihn eine Weile, dann deckt sie ihn zu und löscht das Licht. "Bleib nur liegen", sagt sie. "Ich hab' das Geld für dein Ticket." Sie beugt sich hinunter, um ihn auf die bartlose Wange zu küssen. Das blutige Laken wandert in den Müll.
Normalerweise schläft Daud auf dem Bettsofa im Vorderzimmer. Nachdem sie sich vergewissert hat, daß er eingeschlafen ist, geht sie ins andere Zimmer. Sie gibt sich nicht damit ab, das Sofa aufzuklappen, sondern legt sich nur hin. Das Zimmer summt, und sie hört lange Zeit zu.
DIE GESAMTZAHL FÜR TAMPA GESTERN NACHT VON ACHT UHR HEUTE MORGEN: ZWÖLF TOTE INNERHALB DER STADTGRENZEN GEFUNDEN
GLÜCKLICHE GEWINNER KASSIEREN BEI QUOTE VON 3 ZU 1
Die Explosion hat genug Wucht, um das Sofa gegen die andere Wand zu schleudern. Sarah spürt einen heißen Windstoß, der ihr die Luft aus der Kehle reißt, das Fahrstuhlgefühl, wenn die Welt unter einem wegfällt, und dann endlich den Aufschlag, als die Wand auf sie zukommt. Schreie prallen aus jedem Winkel zurück, all die Schreie, die die Prinzessin nie ausgestoßen hat. Flammen züngeln wie rotes Laserlicht.
Sie stemmt sich
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