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Tür stehen, die Hand am Türpfosten. "Wo ist der Unterschied?" fragt er. "Mit einem Ausraster mitzugehen oder mit dir zu leben?"
Die Tür fällt zu, und Sarah kann nur dastehen und einen hilflosen Kampf mit ihrer Wut und ihren Tränen ausfechten. Sie dreht sich um und geht steifbeinig in ihr Zimmer. Ihre aufgerüsteten Nerven knistern, das Adrenalin löst ihre Reflexe aus, und sie hält sich nur knapp vor dem Versuch zurück, mit der Faust durch die Wand zu schlagen. Sie schmeckt den Tod auf der Zunge und will Wiesel so schnell einsetzen, wie sie kann.
Das Hologramm der Prinzessin steht auf ihrer Kommode. Sie nimmt es und starrt es an, sieht die cremigen Schultern, die blaue Unschuld in den Augen. Eine ebenso trügerische Unschuld wie bei Daud.
*MORGEN/NEIN*
Sarah und die Prinzessin folgen den Leuten vom Krankenwagen aus dem Aujourd'Oui. Sie tragen das Mädchen aus der Kabine im Waschraum. Sie hat sich Wangen und Brüste mit den Fingernägeln zerkratzt. Ihr Gesicht ist ein einziger geschwollener Bluterguß, die Nase ist blauer Brei; ihr Lippen sind aufgerissen und blutig, Sie versucht immer noch zu weinen, hat aber nicht mehr die Kraft dazu.
Sarah kann die Erregung in den Augen der Prinzessin glitzern sehen. Das ist ein Hauch der Welt, nach der sie sich sehnt, warm und verschwitzt und echt, gewürzt mit dem Schmutz der alten Erde. Die Prinzessin steht auf dem heißen Bürgersteig, während die Gossenjungs sie schützend umringen und nach den Wagen rufen., Sarah legt langsam den Arm um sie und flüstert ihr das ins Ohr, was sie wirklich hören will. "Ich bin dein Traum."
"Ich heiße Danica", sagt die Prinzessin.
Im Fond des Wagens riecht es nach Schweiß und teurem Parfüm. Sarah verschlingt Danica mit Blicken, leckt an ihr und beißt sie und saugt ihren Duft ein. Sie hat das Siliconspray zu Hause gelassen, aber sie wird es nicht brauchen: Danica hat Dauds Augen und Haare und seinen weichen Körper, und Sarah merkt, daß sie sie anfassen, sie wie ein Fest genießen will.
Der Wagen passiert Tore aus gehärtetem, legiertem Stahl, und sie sind im Nest. Keiner von Cunninghams Leuten ist je so weit gekommen. Danica nimmt Sarahs Hand und führt sie hinein. Ein Sicherheitsmann besteht auf einer Überprüfung: Sarah starrt mit verächtlichem Blick auf ihn hinab, breitet die Arme in ihrer Jacke aus und läßt sein Wunder der Elektronik ihren Körper erkunden; sie weiß, daß Wiesel auf diese Weise nicht zu entdecken ist. Der Junge konfisziert ihren Treibsatz-Inhalator. "Was ist das?" fragt er und hält die harten schwarzen Flüssigkristallwürfel hoch, die man jederzeit in ein Computerdeck einschieben kann.
"Musik", sagt sie. Er zuckt die Achseln und gibt sie ihr zurück. Die Prinzessin nimmt wieder ihre Hand und führt sie eine lange Treppe hinauf. Ihr Zimmer ist gemütlich und azurblau. Sie lacht, legt sich auf Laken zurück, die zu ihren Augen passen, und streckt die Arme aus. Sarah beugt sich über sie und leckt an ihr. Danica stöhnt leise, beifällig. Sie ist ein alter und mächtiger Mann, und Sarah kennt dieses Spiel. Es ist sein Job, die Erde zu plündern, so stark wie im Raum hergestellter legierter Stahl zu sein, und Schwäche ist sein verbotenes Laster, seine Pornographie. Seinen strahlenden neuen Körper in die Hände einer Sklavin zu geben ist eine Schwäche, nach der es ihn noch stärker verlangt als nach dem Leben selbst.
"Mein Traum", flüstert Danica. Ihre langen Finger spüren den Narben an Sarahs Wangen nach, streichen über ihr Kinn.
Sarah holt tief Luft. Ihre Zunge zieht sich in Wiesels implantierte Behausung zurück, und der Kopf der Kyberschlange schließt sich über ihr. Sie rollt Danica ganz unter sich, hält ihre Handgelenke fest und schmiegt sich eng an den neuen Mädchenkörper des alten Mannes. Sie preßt ihren Mund auf den von Danica, fühlt das Flattern der Zunge des Mädchens, und dann schlägt Wiesel zu, entrollt sich aus seinem Versteck in Sarahs Hals und Brust. Sarah hält die Luft an, als ihre elastische künstliche Luftröhre sich zusammenschnürt. Danicas Augen öffnen sich weit, als sie Wiesels Berührung in ihrem Mund spürt, genauso warm wie Sarahs Körper, aber trotzdem irgendwie kalt und hart. Sarahs Finger umklammern ihre Handgelenke, und die Prinzessin stößt einen schon im Ansatz erstickten Schrei aus, als Wiesels Kopf sich durch ihre Kehle nach unten zwängt. Ihr Körper bäumt sich einmal auf, dann noch einmal. Ihr Atem schlägt heiß in Sarahs
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