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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ihrem Herz, als ob die Schwerkraft irgendwie geringer geworden wäre. Jetzt gibt es nur noch den Job für sie. Sie braucht Cunningham nicht mehr bei Laune zu halten, es gibt keine Regeln und kein Training mehr, sie muß sich Firebuds Kritik an ihrem Gang und der Haltung ihres Kopfes nicht mehr anhören. All das liegt hinter ihr.
     Das Apartment schillert in allen Videofarben, und sie weiß, daß Daud daheim ist. Er hat den Kaffeetisch aus der Mitte des Zimmers weggeräumt und macht mit den Gewichten in den Händen seine Übungen. Die Umrisse seines nackten Körpers und seiner haarlosen Genitalien heben sich gegen brennende Hologramme ab. Sie küßt ihn auf die Wange.
     "Abendessen?" fragt sie.
     "Ich geh' mit Jackstraw. Er will, daß ich jemand kennenlerne."
     "Jemand neuen?"
     "Ja. Ist 'ne Menge Kohle drin." Er läßt seine Gewichte sinken und legt sich auf den Boden, fängt an, sich einen weiteren Satz Gewichte an die Knöchel zu binden. Sie steht stirnrunzelnd über ihm.
     "Wieviel?" fragt sie.
     Er wirft ihr einen raschen Blick zu, grünes Laserfeuer blitzt aus seinen weißen Augen, dann senkt er den Blick. Seine Stimme ist zu Boden gerichtet. "Achttausend", sagt er.
     "Das ist eine Menge", sagt sie.
     Er nickt und streckt sich rücklings auf dem Boden aus, hebt die Beine gegen die Last der Gewichte. Er streckt die Zehen; sie sieht, wie sich die Muskeln oben an seinen Oberschenkeln spannen. Sie schlüpft aus ihren Schuhen und bewegt die Zehen im Teppich.
     "Was will er dafür?" fragt sie. Daud zuckt die Achseln. Sarah läßt sich auf die Couch fallen und sieht zu ihm hinunter. Sie spürt, wie sich ihre Kehle verengt.
     Sie wiederholt ihre Frage.
     "Jackstraw wird im Nebenzimmer sein", sagt er. "Wenn irgendwas schiefgeht, wird er's mitkriegen."
     "Es ist ein Ausraster, stimmt's?"
     Sie kann den Adamsapfel auf und ab hüpfen sehen, als Daud schluckt. Er nickt stumm. Sie holt Luft und sieht zu, wie er gegen die Gewichte ankämpft. Dann setzt er sich auf. Seine Augen sind kalt.
     "Du mußt das nicht tun", sagt sie.
     "Ist 'ne Menge Kohle drin", wiederholt er.
     "Morgen bin ich mit meinem Job fertig", sagt sie. "Der bringt für lange Zeit genug, fast genug für ein paar Tickets hier raus."
     Er schüttelt den Kopf, springt dann auf die Füße und dreht ihr den Rücken zu. Er geht zur Dusche. "Ich will dein Geld nicht. Und deine Tickets auch nicht."
     "Daud", sagt sie. Er wirbelt herum; sie sieht seinen Zorn.
     "Dein Job!" Er spuckt aus. "Glaubst du, ich weiß nicht, was du machst?"
     Sie erhebt sich von ihrer Couch, und einen Moment lang sieht sie Angst in seinen Augen. Angst vor ihr? Zweifel drängt sich wie ein Keil in ihre Gedanken.
     "Du weißt, was ich mache, ja", sagt sie. "Du weißt auch, warum."
     "Weil mal irgendein Kerl ausgerastet ist. Und weil du ihn getötet hast, als du in Fahrt gekommen bist, und es dir Spaß gemacht hat. Ich kenne die Geschichten auf der Straße."
     Sie spürt, wie sich etwas in ihrer Brust zusammenzieht. Sie schüttelt den Kopf. "Nein", erwidert sie. "Es ist für _uns_, Daud. Damit wir hier rauskommen, in den Orbit." Sie geht zu ihm, um ihn zu berühren, und er weicht zurück. Sie läßt die Hand sinken. "Wo es _sauber_ ist, Daud. Wo wir nicht auf der Straße sind, weil es da keine Straße gibt."
     Daud lacht verächtlich. "Da gibt es keine Straße?" fragt er. "Was tun _wir_ dann, Sarah? In irgendeinem kleinen Büro Knöpfe drücken? Nein, Sarah. Wir würden tun, was wir immer getan haben. Aber dann für _sie_, nicht für uns."
     "Nein", erwidert sie. "Es wird anders sein. Etwas, was wir nicht kennen. Besser." "Du solltest deine Augen sehen, wenn du so redest", sagt Daud. "Als ob du dir gerade die Nadel in die Vene gesteckt hättest. Als wenn deine Hoffnung deine Droge wäre, und du wärst voll süchtig." Er sieht sie nüchtern an, sein ganzer Zorn ist verflogen. "Nein, Sarah. Ich weiß, was ich bin und was du bist. Ich will deine Hoffnung und deine Tickets nicht. Erst recht keine Tickets, an denen Blut klebt." Er wendet sich wieder ab, und ihre Antwort kommt schnell und wütend, auf seine Schwäche, auf sein Herz gezielt. Wie ein Wiesel.
     "Du hast nichts dagegen, meine blutigen Endorphine zu klauen, das hab' ich bemerkt", sagt sie. Sein Rücken versteift sich für einen Moment, dann geht er weiter. Hitze brennt in Sarahs Augen. Sie zwinkert, um die Tränen zu unterdrücken. "Daud", sagt sie. "Geh nicht mit einem Ausraster mit. Bitte."
     Er bleibt an der

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