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Hardware

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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Verkaufstaktiken dazu gehörten. Informationen, die für jeden Konkurrenten Millionen wert waren. Der Kristallwürfel hatte jedesmal eine neue Konfiguration erhalten, sobald die Informationen in den Computer der Gesellschaft eingespeist worden waren - einen Computer, der gegen jeden Eingriff von außen abgesichert war, zu dem man aber vermutlich nur über die Terminals in den Räumen der Firma Zugang hatte.
     Sarah hat auch keine klare Vorstellung davon, was auf dem Würfel ist, den sie bei sich hat. Ein Datenklau-Programm, nimmt sie an, das sich einen Weg durch die Sperren um die Informationen herum bahnt, um diese zu kopieren. Sie weiß nicht, wie gut ihr Programm ist, ob es jede einzelne Alarmanlage in Florida auslöst oder in aller Verschwiegenheit seine Aufgabe erfüllt. Wenn es sehr gut ist, wird es die Informationen nicht nur kopieren, sondern sie auch verändern, einen Strom von Fehlinformationen ins Herz des feindlichen Codes einpflanzen, vielleicht sogar die Instruktionen ändern und damit die Marketingmuster des Feindes sabotieren.
     Während das RUNNING-Licht blinkt, steht Sarah auf und geht durch jeden Teil der Suite, den sie eventuell berührt hat. Sie fährt mit ihren behandschuhten Fingerspitzen über alles, worauf ein Fingerabdruck sein könnte. Das Haus und die Prinzessin sind still.
     Es dauert elf Minuten, bis der Computer READY anzeigt. Sarah nimmt den Würfel heraus und steckt in wieder in ihren Gürtel. Man hat ihr gesagt, sie solle ein paar Stunden warten, aber im Zimmer nebenan liegt eine Leiche, und jeder Nerv schreit ihr zu, wegzulaufen. Sie sitzt vor dem Computerdeck und steckt den Kopf zwischen die Beine, schnappt nach Luft. Sie merkt, daß sie zittert. Sie kämpft gegen das Adrenalin und die eigenen Nerven an und denkt an die Tickets, das kühle Dunkel des Alls mit dem blauen Rand der Erde weit unten, der sie für alle Zeiten entkommen ist.
     Zwei Stunden später ruft sie sich ein Taxi und geht die kalte, hallende Treppe hinunter. Der Sicherheitsmann nickt ihr zu, als sie hinausgeht; seine Aufgabe ist es, Leute davon abzuhalten, hineinzugehen, nicht sie daran zu hindern, herauszukommen. Er gibt ihr den Inhalator zurück.
     Sie nimmt ein Dutzend Taxis zu einem Dutzend verschiedener Läden. In einem davon läßt sie die Satin-Jacke zurück; in einem anderen gürtet sie ihre Taille enger und legt die Hosenträger ab; in einem dritten wendet sie ihr T-Shirt und ihre Gürteltasche um, die jetzt gelb leuchten wie ein Warnlicht. Die Jockey-Rolle ist abgelegt, und sie ist wieder das Gossenmädchen. Sie beendet ihre Route im Plastic Girl, wo um vier Uhr morgens noch wenig los ist. Als sie hindurchgeht, stürmen die Geräusche des Gossenlebens auf sie ein, und das ist eine Wohltat für sie. Dies ist wieder ihre Welt, und sie kennt alle warmen Orte, wo sie sich verstecken kann.
     Sie nimmt ein Zimmer im hinteren Teil und ruft Cunningham an. "Komm und hol dir deinen Würfel!" sagt sie, und dann bestellt sie Rum mit Limonensaft.
     Als er erscheint, hat sie schon einen Analysator und ein paar Schläger gemietet. Er kommt allein herein, mit einem Päckchen in der Hand. Er macht die Tür hinter sich zu.
     "Die Prinzessin?" fragt er.
     "Tot."
     Cunningham nickt. Der Würfel liegt vor ihr auf dem Tisch. Sie streckt die Hand aus. "Wollen mal sehen, was du da hast", sagt sie.
     Sie untersucht aufs Geratewohl drei Phiolen, und der Analysator sagt ihr, daß es Chloramphenildorphin ist, mit einer Reinheit von achtundneunzig Prozent oder mehr. Sie lächelt. "Nimm deinen Würfel!" fordert sie ihn auf, aber er schiebt ihn erst in das Deck im Zimmer, um sich zu vergewissern, daß er das enthält, was er haben will. Dann steckt er ihn in die Tasche und geht zur Tür.
     "Wenn du mal wieder einen Job hast", sagt sie, "weißt du ja, wo du mich findest."
     Er hält inne, eine Hand auf dem Türknopf. Seine Augen flackern. Sarah fängt ein Gefühl von Traurigkeit auf, das von ihm ausgeht, als trauere er um etwas, das kürzlich gestorben ist.
     Er ist der verlängerte Arm eines Orbitalen Blocks auf der Erde, Sarah weiß das. Sie weiß nicht einmal, welchen Blocks. Er ist ein williges und gehorsames Werkzeug, und sie hat ihn ihre Verachtung dafür spüren lassen, aber das kann nicht verschleiern, was sie beide wissen. Daß sie den gesamten Inhalt des Päckchens und dazu alles andere geben würde, wenn sie sein Ticket haben könnte, und zu denselben Bedingungen.
     "In einer Stunde bin ich auf der Rampe", sagt

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