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Hardware

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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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und das am Leben erhalten, was sie liebt. Denn es gibt keine Wahl, und kein Mädchen kann etwas anderes tun als die Instruktionen zu befolgen und so gut zu spielen, wie es nur kann.

 
*3*
     
     Während er im heißen Sommer von Ostcolorado steht, spielt eine Steelguitar weit hinten in Cowboys Kopf einen einsamen Song.
     "Vor den Bullen hab' ich einen gewissen Respekt", sagt er. "Vor Söldnern aber nicht."
     Arkady Mikhailovich Dragunov starrt ihn eine halbe Sekunde lang an. Seine Augen sind gegen die Helligkeit der Sonne zu Schlitzen verengt. Das Weiße scheint gelb gefärbtes Faberge-Elfenbein zu sein, und die Iris alter Stahl, dunkel wie ein Schwert. Dann nickt er. Es ist die Antwort, die er hören will.
     Unzufriedenheit steigt in Cowboy hoch wie eine Woge roten Treibsands. Er mag diesen Mann nicht und hat auch keine Lust, seine seltsamen, verworrenen Abneigungen zu teilen. Erregung prickelt in seinen Armen, in seinem Geist, in dem Kristall in seinem Schädel. Missouri. Endlich. Aber Arkady ist blind für die Größe dessen, was geschehen wird, er will nur, daß Cowboy sich in sein Selbstbildnis einfügt, will Cowboy ins Gedächtnis rufen, daß Arkady nicht nur irgendein Boß, sondern der große Boß ist, daß Cowboy ihm nicht nur Loyalität, sondern Unterwürfigkeit schuldet. Ein Spiel, das Cowboy nicht mitmachen wird.
     "Verdammt richtig", sagt Arkady. "Wir wissen, daß sie Iowa und Arkansas ihre Dienste anbieten. Das wollen wir nicht."
     "Wenn sie mich finden, tu ich, was ich kann", sagt Cowboy. Er weiß, daß die Gespräche in diesem Geschäft zwangsläufig elliptisch sind. "Aber erst müssen sie mich mal finden. Und mein Operationsplan müßte mir eine gute Chance geben, unbemerkt durchzukommen." Arkady trägt ein blaßviolettes kragenloses Seidenhemd mit so weiten Keulenärmeln, daß sie den Staub zu fangen scheinen, eine bestickte georgische Schärpe, die zweimal um die Taille geschlungen ist, und enge, polierte Kosakenstiefel über einer noch engeren schwarzen Hose mit Stickereien an den Außennähten. Seine Haare stehen in regelmäßigen Abständen abrupt zu Berge und leuchten in statischen Entladungen auf, jedesmal in einer anderen Farbe. Das Neueste aus den Boutiquen von Havanna in der Freizone von Florida. Cryogen-cool, erklärt er stolz. Cowboy weiß, daß Arkady ums Verrecken nicht cryogen-cool sein könnte; er hat es einfach nicht drauf. In der Mode ist er ein Mitläufer, kein Führer. Hier kann er nur bei Provinzlern und seinen Lakaien Eindruck schinden.
     Arkady ist ein großer, brüsker Mann, der seine Gesprächspartner gern anfaßt und umarmt; aber er hat ein Herz wie superleitende Hardware und die dazu passenden Augen, und es wäre töricht, ihn für einen Freund zu halten. Drittmänner haben keinen Frachtraum für Freunde.
     Arkady drückt die Pappröhre einer russischen Zigarette zusammen und zündet ein Streichholz an. Seine Haare stehen zu Berge und leuchten auf einmal in hellem Orange. Sie imitieren das Streichholz, denkt Cowboy. Die Steelguitar in seinem Kopf verschleift immer noch Noten...
     Der Dodger, Cowboys Manager, schlendert von der Stelle herüber, wo der Panzer für die Tour beladen wird. "Du kommst am besten mal rüber und siehst nach, ob die Fracht richtig verstaut ist", sagt er.
     Cowboy nickt. "Bis später, Arkady." Arkadys Haare werden grün.
     "Ich hab' gesehen, daß du allmählich die Geduld verloren hast", sagt der Dodger, sobald sie außer Hörweite sind. "Versuch nicht so verdammt überheblich zu sein, ja?"
     "Fällt einem schwer, wenn Arkady da ist."
     Der Dodger wirft ihm einen mißbilligenden Blick zu.
     "Der muß sich den Arsch doch mit Butter einschmieren, um in diese Hose reinzukommen", sagt Cowboy. Er sieht, wie sich die Falten um die Augen des Dodgers kräuseln, als er versucht, das Lachen zu unterdrücken.
     Der Dodger ist ein älterer Mann, dünn wie ein Zaunpfahl, mit einer hohen Stirn und glattem schwarzen Haar, das langsam grau wird. Er kann sich sehr poetisch ausdrücken, wenn er in der Stimmung dazu ist. Cowboy mag ihn - und vertraut ihm auch, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Der Punkt ist, Dodger die Codes für sein Portefeuille zu geben. Er ist vielleicht naiv, aber nicht dumm.
     Cowboy sieht zu, wie die letzten Stücke der Ladung verstaut werden und vergewissert sich, daß der Panzer getrimmt ist, daß alles für die Tour über die Linie bereit ist, die Dodger einmal in einer poetischen Stimmung >Straße der Verdammnis< getauft

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