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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Delta tauchte durch den Regen, der auf die Kanzelhaube trommelte, durch eine so undurchdringliche, so greifbare totale Schwärze, daß die Welt des zischenden Flugzeugs mit den sanft glimmenden Instrumentenlichtern alles zu sein schien, was existierte, während die Grenzen des Universums höchstens eine Armeslänge jenseits der Kanzelhaube lagen und all seine Erinnerungen an ein Leben auf der Erde nur noch eine schöne, vage, völlig irrelevante Halluzination waren, und daß das einzige, was außer Cowboy und dem Flugzeug in ihrem gemeinsamen Interface noch in dieser Welt existierte, das Echo von Cowboys Atem im engen Raum seines Helms war. Er erinnert sich an das plötzliche Wetterleuchten, das den samtigen Himmel taghell und heller machte, die Delta eine samtschwarze Nadel, die in den wie ein Opal schimmernden, lichtüberfluteten, nicht endenwollenden elektrischen Traum geschleudert wurde... Eine Vision, zu der er auf keine andere Weise vordringen, in die er nirgends sonst eintauchen konnte. Eine Sehnsucht. Etwas Vollkommenes, worüber er niemals sprechen konnte. Nicht einmal mit jenen, die mit ihm flogen. Nur ein Leuchten in seinen Augen, ein Glühen in seiner Seele. Und manchmal, wie er sehen konnte, auch in den Seelen von anderen.
     "Vielleicht kenn' ich da jemand", sagt er. "Vielleicht kenn' ich jemand, der schon so lange aus dem Spiel ist, daß sie nicht auf ihn kommen werden."
     *HERZ UND VERSTAND*
     Es ist später Nachmittag. Die Welt hat eine Pause eingelegt, um den Atem anzuhalten, und die Eiskremstraßen schmelzen langsam in der Sonne. Die Menschen von Pennsylvania warten in der Stille auf das Dämmerlicht, das die gehärteten Gerberänder ihrer Welt weich machen wird.
     Der Panzer ist in einem halb überfluteten Steinbruch versteckt. Der alte Weg, der einst dorthin führte, ist jetzt von so dichtem Buschwerk überwachsen, daß nur noch die Dachse die abbröckelnden Furchen erkennen. Cowboy und Sarah marschieren die So-und-so-Landstraße entlang, die zur Hälfte von Landwirtschaftsfahrzeugen genutzt wird. Cowboy trägt eine Pappschachtel auf der Schulter, die sein Gesicht vor dem Verkehr abschirmt. Sarah geht schweigend hinter ihm. Die Grasnarbe dämpft ihre Schritte. Ein weiteres Flüchtlingspaar mit seinen Rucksäcken, keinen zweiten Blick wert, das sich nicht einmal die Mühe macht, hoffnungsvoll einen Daumen auszustrecken.
     Seit Mitternacht sind sie auf dem Weg nach Westen. Sie sind die gewundene Straße in die Allegghenies hinaufgefahren, sind dem Youghiogheni River durch die Täler der westlichen Appalachen gefolgt und haben sich danach an die Gleise der alten Penn Central gehalten, die in weitem Bogen nach Nordwesten zur Stadt führen. Pittsburgh ist nach Jahrzehnten des Niedergangs jetzt eine blühende Stadt, die als Transportzentrum und neue Hauptstadt von Pennsylvania wieder auflebt, ei- ner der Orte, die von den Orbitalen nicht in einen Trümmerhaufen verwandelt worden sind; es war ihnen einfach nicht der Mühe wert gewesen. Cowboy hat Bilder von der neuen Hauptstadt gesehen, eine Granitfestung, die sich in halbherzigem Lob des Glücks der alten Stadt erhebt, komplett mit einem Hologrammbild der Liberty Bell; das Original ist zusammen mit der Independence Hall plattgewalzt und dann von der steigenden salzigen Flut in die Delaware Bay hinausgespült worden. Als graue Streifen sind sie ins trübe Wasser hinausgewirbelt, zusammen mit den Tonnen von Stein und Asche und geschwärzten Knochen, die einmal die Stadt der Brüderlichen Liebe gewesen waren.
     Als die Nacht zu Ende ging, war nur noch Treibstoff für ein paar hundert Meilen in den Tanks, und die Umgebung wurde zu städtisch, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Nachdem Cowboy den alten Steinbruch gefunden hatte, schliefen Sarah und er bis zum späten Morgen und machten sich dann auf den Weg, zwei weitere Menschen, die zu Fuß in die blühende Stadt kamen, um Arbeit zu finden, offensichtlich dazu verurteilt, mit den anderen in den Bruchbuden und Wellblechhütten rings um die Stadt zu hausen, die grünen Hänge des Monongahela-Tals mit dem Rauch ihrer Küchenfeuer zu beflecken und auf der Suche nach Arbeit in der Stadt herumzuhängen und die dunklen Ecken zu meiden, wo man wegen dem Kleingeld in der Tasche ermordet werden konnte.
     Einer von Cowboys alten Kollegen wohnt hier in einer der Vorstädte. Cowboy findet die Anschrift mit Hilfe der Auskunft und fragt sich, wieviel Reno noch mit dem Geschäft zu tun hat. Er weiß, daß Reno

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